Im Amazonas-Gebiet sind über 1.200 neue Wirbeltier- und Pflanzenarten entdeckt worden. Zu diesem Ergebnis ist ein aktueller WWF-Bericht gekommen, der gestern auf der Artenschutzkonferenz im japanischen Nagoya vorgestellt wurde. Er fasst Forschungsergebnisse von zehn Jahren zusammen.
„Das entspricht im Schnitt einer neu entdeckten Art alle drei Tage“, so Roberto Maldonado, Amazonas-Experte beim WWF Deutschland. „Das ist einerseits faszinierend, weil es zeigt, wie viel unerforschtes Leben im Amazonas vorhanden ist; andererseits aber auch alarmierend, weil viele weitere unentdeckte Arten auszusterben drohen, bevor sie entdeckt werden“.
Ein Frosch mit flammenfarbenem Kopf und ein glatzköpfiger Papagei
Im Zeitraum von 1999 bis 2009 wurden in der Region laut dem Report 637 neue Pflanzen, 257 Fische, 216 Amphibien, 55 Reptilien, 16 Vögel und 39 Säugetiere identifiziert.
Zu den entdeckten Spezies gehören laut WWF unter anderem ein äußerst ungewöhnlich gefärbter Frosch mit flammenfarbenem Kopf – Ranitomeya amazonica -, die neue Flussdelphinart Inia boliviensis, die erste neu beschriebene Anaconda-Art seit 1936, Eunectes beniensis, und der glatzköpfige aber äußerst bunte Papagei Pyrilia aurantiocephala.
Das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet der Erde
Der acht Staaten und Französisch Guyana umfassende Amazonas ist das größte zusammenhängende Regenwaldgebiet der Erde. Er ist mit bis zu 140 Milliarden Tonnen Kohlenstoff einer der größten Kohlenstoffspeicher der Erde und unverzichtbarer Stabilisator des Weltklimas.
In den letzten 50 Jahren wurden rund 17 Prozent seiner einstigen Fläche zerstört, ein Gebiet doppelt so groß wie Spanien. Hauptgrund für die Vernichtung des Amazonas ist dem WWF zufolge die globale Nachfrage nach Fleisch, Soja und Biokraftstoff. Schätzungsweise 80 Prozent der im Amazonas gerodeten Waldflächen werden für die Rinderzucht genutzt.
WWF fordert Schutz des Amazonas
„Der Bericht zeigt, wie wichtig der Schutz des Amazonas ist“, so Maldonado. „Und er macht deutlich, dass wir noch viel mehr zu verlieren haben, als sich in Zahlen und Fakten darstellen lässt. Das Schicksal der bekannten und unbekannten Arten hängt davon ab, ob die Länder des Amazonas gemeinsam ihre Schutzanstrengungen verstärken. Die Unterstützung der großen Industrienationen einschließlich eines verantwortungsvolleren Konsumverhaltens ist dabei unerlässlich“.
„Initiative lebendiger Amazonas“
Der WWF arbeitet seit 1971 auf den unterschiedlichsten Ebenen zum Schutz der Amazonas-Regenwälder. Herzstück seiner Arbeit ist die „Initiative lebendiger Amazonas“, in deren Rahmen die Natur- und Umweltschutzorganisation Lösungen für ökologische, soziale und wirtschaftliche Probleme entwickelt.
Der WWF fordert die Verhandlungspartner auf der Artenschutzkonvention in Japan unter anderem dazu auf, konkrete und Länder übergreifende Maßnahmen zum Schutz der Artenvielfalt im Amazonas zu verabschieden. Dazu gehört vor allem die Ausweisung und Finanzierung neuer Schutzgebiete, eine Übereinkunft über den vollständigen Entwaldungsstopp bis zum Jahr 2020 und eine gerechte Verteilung der Einnahmen durch die Nutzung genetischer Ressourcen.
(WWF Deutschland, 27.10.2010 – DLO)