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Archäologie

Herculaneum-Schriftrolle verrät Platons Grab

Entzifferung antiker Papyrus-Fragmente liefert neue Details zu Leben und Tod Platons

Platon und seine Schüler
Der griechische Philosoph platon (Mitte links) war der Gründer der berühmten Gelehrtenschule von Athen. Ein verkohlter Papyrus aus Herculaneum verrät, wo sein Grab lag. © historisch (Fresko von Raffael)

Zeitreise in die Antike: Archäologen haben neue Details zum Leben und Tod des berühmten griechischen Philosophen Platon erfahren – aus den verkohlten Fragmenten einer Schriftrolle aus Herculaneum. Die darauf vor 2.000 Jahre niedergeschriebenen Texte verraten unter anderem, wo genau Platon begraben wurde, und bestätigen und konkretisieren damit frühere Annahmen. Außerdem berichten sie darüber, wann der berühmte Philosoph als Sklave verkauft wurde und warum.

Er war einer der wegweisenden Philosophen der Antike, Pionier der Staatslehre und Gründer der einflussreichsten und ältesten Gelehrtenschule von Athen: Der griechische Philosoph Platon prägte das Denken des Abendlands über Jahrhunderte. Auch der Mythos von Atlantis geht auf ihn zurück. Doch das Grab des 347/48 vor Christus gestorbenen Philosophen wurde bisher nicht gefunden. Historischen Aufzeichnungen zufolge soll er jedoch auf dem Gelände der von ihm gegründeten Akademie, wo er auch jahrzehntelang wohnte, bestattet worden sein.

verkohlte Papyrus-Fragmente
Analyse der verkohlten Papyrus-Fragmente aus Herculaneum. © Consiglio Nazionale delle Ricerche

Neue Papyrus-Fragmente entziffert

Jetzt liefert die Entzifferung von verkohlten Papyrus-Fragmenten aus Herculaneum neue Hinweise auf Platons Grab und bestätigt gleichzeitig die bisher bekannten Überlieferungen. Der Papyrus war Teil der umfangreichen „Bibliothek des Philodemus„, einer großen Sammlung von antiken Schriften sowie eigenen Werken, die der Philosoph Philodemus von Gadara in seiner Villa in Herculaneum angesammelt hatte. Beim Ausbruch des Vesuvs im Jahr 79 wurde die Bibliothek verschüttet, die Schriftrollen verkohlten.

Schon seit 2021 arbeitet ein Team um Graziano Ranocchia von der Universität Pisa daran, eine dieser Schriftrollen aus Herculaneum trotz der Schäden zu entziffern. Ähnlich wie die Vesuvius Challenge nutzen die Forschenden dafür Hyperspektralaufnahmen, Röntgentechniken sowie KI-gestützte Verfahren, um die Schriftreste auf den verkohlten Fragmenten lesbar zu machen. Inzwischen haben die Archäologen rund 1.000 Worte – rund ein Drittel des Textes auf dem Papyrus entziffert.

„Einige früher eingefügte Textteile wurden ersetzt, andere ergänzt oder korrigiert“, berichtet Ranocchia. Insgesamt entsprächen die neu entzifferten Texte dem Inhalt von zehn mittelgroßen Papyrusfragmenten. Sie umfassen Teile einer Abhandlung des Philodemus über bekannte Philosophen und ihre Lehren – eines der ältesten Werke zur Geschichte der Philosophie.

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Näheres zum Grab des Platon

In den neu entzifferten Textpassagen beschreibt Philodemus auch Platons Lehren und die Entwicklung seiner Akademie in Athen unter ihm und seinen Nachfolgern. „Die neuen Passagen enthalten neue und konkretere Fakten über Platons Akademie, hellenistische Literatur, über Philodemiús selbst und die antike Geschichte allgemein“, berichtet Projektmitarbeiter Kilian Fleischer von der Universität Würzburg.

Unter den spannendsten Inhalten des Papyrus ist eine Passage, die die Grabstätte des Platon verrät. Philodemus schreibt, dass der berühmte Philosoph in einem privaten, für seine Nutzung reservierten Garten der Athener Akademie beerdigt wurde – ganz in der Nähe des sogenannten Museion, einem den Musen und der Gelehrsamkeit gewidmeten Tempel. Damit bestätigt und konkretisiert der antike Papyrus andere Berichte über Platons Bestattungsort.

Ein Philosoph als Sklave

Interessant auch: Philodemus Bericht korrigiert auch ein wenig ruhmreiches Details aus dem Leben des Platon. Denn er verrät, wann der Philosoph verhaftet und als Sklave verkauft wurde. Bisher gingen Historiker davon aus, dass Platon im Jahr 387 vor Christus, während seines Aufenthalts am Hof des Königs Dionysos I. von Syrakus auf Sizilien in Ungnade fiel und versklavt wurde. Er kam allerdings wenig später wieder frei.

Die nun neu entzifferten Textpassagen beschreiben jedoch, dass Platon bereits nach dem Sieg der Spartaner über Athen im Jahr 404 vor Christus und dem Tod seines Lehrers Sokrates im Jahr 399 vor Christus auf der Insel Aegina als Sklave verkauft worden war. In Philodemus‘ Aufzeichnungen finden sich aber auch Zitate aus Platons Dialogen, darunter einer, in dem Platon sich eher abschätzig über die musikalischen und rhythmischen Fähigkeiten eines „barbarischen“ Musikers aus Thrakien äußert.

Quelle: Consiglio Nazionale delle Ricerche

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