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Paläontologie

Neue fossile Riesenschlange entdeckt

Linienbus-langes Reptil lebte vor 47 Millionen Jahren in Indien

Netzpython
Vasuki indicus gehörte zu den größten Schlangen aller Zeiten und war damit nochmal deutlich größer als dieser Netzpython. © StockSeller_ukr/ iStock

Züngelnde Gigantin: In Indien haben Paläontologen die fossilen Überreste einer neuen Riesenschlangen-Spezies entdeckt. Das Reptil war mit einer geschätzten Länge von elf bis 15 Metern wahrscheinlich so groß wie ein Linienbus. Das macht Vasuki indicus zu einer der größten Schlangen aller Zeiten. Doch wie sah ihr Leben vor 47 Millionen Jahren aus?

Die größte Schlange der Moderne ist die Anakonda. Sie kann über acht Meter lang und 200 Kilogramm schwer werden. Obwohl das für den ein oder anderen bereits furchteinflößend genug klingt, ist die Anakonda ein regelrechter Winzling im Vergleich zu den Riesenschlangen der Urzeit.

So konnte beispielsweise die vor 60 Millionen Jahren in Kolumbien heimische Titanoboa eine Länge von 14 Metern und ein Gewicht von 1,25 Tonnen erreichen. Ihr Körper dürfte einer riesigen Litfaßsäule geglichen haben. Aufgrund dieser gigantischen Ausmaße gilt die Titanoboa als größte Schlange aller Zeiten.

Konkurrenz für die Titanoboa

Doch im Westen Indiens – in einer Braunkohlemine im Bundesstaat Gujarat – haben Paläontologen nun eine andere urzeitliche Riesenschlange entdeckt, die es größenmäßig sogar mit der Titanoboa hätte aufnehmen können. Die „Vasuki indicus“ lebte vor 47 Millionen Jahren und brachte es wahrscheinlich einst auf stolze elf bis 15 Meter. Sie war damit so groß wie ein Linienbus, wie das Team berichtet. Im Ranking der größten Schlangen aller Zeiten kommt sie entweder direkt nach der Titanoboa oder teilt sich Platz eins sogar mit ihr – je nachdem, welche Methode zur Größenschätzung man verwendet.

Fossile Wirbel
Die versteinerten Wirbel von Vasuki © Datta & Bajpai/ Scientific Reports, 2024 /CC-by 4.0

Untersucht wurde Vasuki von Debajit Datta und Sunil Bajpai vom Indian Institute of Technology in Roorkee. Anhand von 27 größtenteils gut erhaltenen und teilweise sogar noch zusammenhängenden Wirbeln konnten die beiden Paläontologen neben der Gesamtlänge der Schlange auch mehr über ihre einstige Lebensweise erfahren.

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Eine tropische Würgeschlange

Vasuki, die nach dem hinduistischen König der Schlangen benannt ist, lebte demnach einst in einem weitläufigen Sumpfgebiet mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 28 Grad. Der Aufbau ihrer Wirbelkörper deutet darauf hin, dass die Riesenschlange sich entweder ausschließlich an Land aufhielt oder ähnlich wie moderne Anakondas auch Zeit im Wasser verbrachte.

Auch hinsichtlich ihrer Ernährung glich sie wahrscheinlich heutigen Anakondas und Pythons, wie Datta und Bajpai vermuten: „Vasuki war womöglich zu groß für eine aktive Futtersuche und daher wahrscheinlich eher ein Raubtier, das seine Beute aus dem Hinterhalt überwältigte und zu Tode würgte.“ Was genau auf ihrer Speisekarte stand, ist aber noch unbekannt.

Vorfahren aus der Dinosaurier-Zeit

Die Paläontologen ordnen Vasuki in die ausgestorbene Schlangenfamilie der Madtsoiidae ein, die ihren Ursprung bereits zu Zeiten der Dinosaurier vor rund 100 Millionen Jahren hatte. Wahrscheinlich gehörte die Riesenschlange einer eigenen Linie innerhalb dieser Familie an, die sich einst in Indien entwickelt und dann vor 56 bis 34 Millionen Jahren auch über Südeuropa und Afrika ausgebreitet hat. (Scientific Reports, 2024; doi: 10.1038/s41598-024-58377-0

Quelle: Scientific Reports

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