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23 Inseln und eine gewaltige Lagune

Das Bikini-Atoll

Bikini-Atoll aus dem All © NASA / JPL

11° 37‘ nördlicher Breite, 165° 24′ östlicher Länge: Hier, rund 850 Kilometer nordwestlich von Majuro, der Hauptstadt der Marshall-Inseln, liegt das Bikini-Atoll inmitten des tropischen Pazifiks. Es besteht aus 23 Inseln und einer riesigen, 40 Kilometer langen und 24 Kilometer breiten Lagune. Vom Weltraum aus betrachtet ähnelt es verblüffend einer überdimensionalen Amöbe.

Je näher man jedoch kommt, desto deutlicher erkennt man die Einzelheiten des tropischen Atolls: Endlose Sandstrände, Kokospalmen, klares Wasser, dazu 25 bis 30 °C das ganze Jahr über: ein Ort zum Verlieben, ein extravagantes Badeparadies – so scheint es zumindest. Doch der erste Eindruck ist falsch. Und dafür gibt es einen triftigen Grund.

…zum Wohle der Menschheit

Begonnen hat alles im Februar 1946 als der US-Militärgouverneur Kommodore Ben H. Wyatt des amerikanischen Treuhandgebiets der Marshall-Inseln auf das Bikini-Atoll kam. Es handelte sich dabei nicht um eine der üblichen Stippvisiten, er war in einer heiklen Mission unterwegs, in einer Frage der nationalen Sicherheit. Denn der Kalte Krieg und damit auch das Wettrüsten zwischen den Westmächten unter Führung der USA und dem Ostblock waren bereits in vollem Gange. Und Atomwaffen spielten dabei eine Schlüsselrolle.

An einem Sonntag nach der Kirche versammelte Wyatt deshalb die 167 Bikini-Insulaner um sich. Er fragte sie, ob sie bereit wären, ihr Atoll für eine gewisse Zeit zu verlassen, damit die Vereinigten Staaten dort ein Testprogramm für Kernwaffen durchführen könnten – „zum Wohle der Menschheit und um alle Kriege weltweit zu beenden“, wie er betonte.

Bikini-Bewohner 1946 © Jack Niedenthal

Ein Programm der Superlative

Nach einer ebenso so unstrukturierten wie sorgenvollen Debatte unter den Bikinianern stand König Juda, der damalige Führer der Atollbewohner, auf und verkündete: „Wir werden gehen in dem Glauben, dass alles in den Händen Gottes liegt.“ Als er diese Worte sprach, ahnte er nicht im Ansatz, was auf das Atoll und seine Leute zukommen sollte.

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Denn während die Insulaner auf ihre Umsiedlung auf das rund 200 Kilometer östlich gelegene Rongerik Atoll warteten, liefen die Vorbereitungen für die U.S. Kernwaffentests bereits auf vollen Touren. 242 Marineschiffe, 156 Flugzeuge, 25.000 Strahlenmessgeräte und 5.400 Versuchstiere der U.S. Navy trafen im Laufe der nächsten Wochen ein. Insgesamt waren erstaunliche 42.000 Militärs und zivile Mitarbeiter an dem Atomprogramm auf Bikini beteiligt.

Die Bilder von dem was schließlich ab dem 1. Juli 1946 auf dem Atoll passierte, gingen um die Welt.

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Stand: 16.01.2009

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Bikini-Atoll
Ein verlorenes Paradies und sein atomares Erbe

23 Inseln und eine gewaltige Lagune
Das Bikini-Atoll

Dantes Inferno im Pazifik
Kernwaffentests der USA auf dem Bikini-Atoll

Wie Phönix aus der Asche
Wimmelndes Leben in der Unterwasserwelt

Gefährliche Kokusnüsse und vermisste Korallen
Atomares Erbe noch nicht überwunden

Aufbruch in die alte Heimat
Das Ende einer Odyssee?

„Strahlende“ Zukunft?
Der Kampf gegen die Strahlenbelastung

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