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Astronomie

Totale Sonnenfinsternis über Nordamerika

Livestreams zeigen heute Abend das Himmelschauspiel auch für uns

totale Sonnenfinsternis
In Nordamerika ist heute eine totale Sonnenfinsternis zu bestaunen. © AzFree/ iStock

Himmelsschauspiel: Millionen Menschen in Nordamerika können heute eine totale Sonnenfinsternis bestaunen – die Verdunklung der Sonne durch den Mond. Der Pfad der Totalität erstreckt sich dabei von Mexiko bis Nordost-Kanada. Bei uns in Deutschland ist die Sonnenfinsternis leider nicht zu sehen – uns bleibt nur der Livestream. Dafür geschieht das Ganze passend zum Feierabend – ab 19:00 Uhr unserer Zeit.

Eben war es noch taghell, doch dann wird es plötzlich dunkel – die Sonne verschwindet hinter dem dunklen Mond. Eine totale Sonnenfinsternis ist ein Phänomen, das schon vor Jahrtausenden für Staunen und Angst sorgte. Sogar in der Bibel könnte ein solches Ereignis dokumentiert sein. Doch auch für die Wissenschaft liefert eine totale Sonnenfinsternis wertvolle Daten. Im Jahr 1919 erbrachte erst eine Sonnenfinsternis den Beweis für Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie und noch heute bietet sie Astronomen einzigartige Chancen zur Erforschung der solaren Korona.

Sonnenfinsternis 8. April 2024
Pfad der Totalität für die totale Sonnenfinsternis vom 8. April 2024. © EkkehardDomning/ CC-by-sa 4.0

Wann und wo ereignet sich die Sonnenfinsternis?

Am 8. April 2024 können Millionen Menschen in den USA, Kanada und Mexiko eine totale Sonnenfinsternis erleben. Sie beginnt am Vormittag gegen 11:00 Uhr Ortszeit in Mexiko – kurz vor 20:00 Uhr bei uns. Dann wandert die rund 200 Kilometer breite Zone der Totalität Richtung Nordosten über den nordamerikanischen Kontinent hinweg und endet gegen 22 Uhr unserer Zeit über der Nordostküste Kanadas.

Weil sich die Erde schnell unter dem Mondschatten wegdreht, dauert die komplette Verdunklung an einem Standort innerhalb des Pfad der Totalität nur zwischen zwei und gut vier Minuten. Insgesamt ist die totale Sonnenfinsternis gute drei Stunden von der Erdoberfläche sichtbar. Auch außerhalb der Kernschattenzone ist die Sonnenfinsternis in weiten Teilen der Nordhalbkugel sichtbar – allerdings nur als partielle Sonnenfinsternis. Bei uns in Europa können Menschen in Irland und Teilen Großbritanniens mit etwas Glück einen Blick auf die teilverfinsterte Sonne bei Sonnenuntergang erhaschen.

Uns bleibt der Livestream

Für uns in Deutschland ist dieses Schauspiel leider nicht direkt sichtbar. Die NASA überträgt die totale Sonnenfinsternis aber ab 19:00 Uhr unserer Zeit in einem mehrstündigen Livestream. In diesem wird sie Aufnahmen der Sonnenfinsternis von Teleskopen am Boden und in der Luft zeigen und Astronomen erklären die Phänomene.

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In Deutschland ereignete sich die letzte totale Sonnenfinsternis im August 1999. Eine partielle Sonnenfinsternis, bei der die Sonne bis auf eine schmale Sichel verdunkelt war, gab es am 20. März 2015. Eine nur leicht „angeknabberte Sonne konnten wir im Oktober 2022 sehen. Die nächste totale Sonnenfinsternis in Deutschland wird sich am 3. September 2081 ereignen – 82 Jahre nach der totalen Finsternis vom 11. August 1999.

Livestream der NASA zur totalen Sonnenfinsternis (ab 19:00 Uhr MESZ).© NASA

Kosmischer Zufall

Dass wir auf der Erde überhaupt ein solches Phänomen beobachten können, ist eigentlich ein kosmischer Zufall: Der Mond ist 400-mal kleiner als die Sonne und könnte sie daher niemals vollständig verdecken. Da die Sonne aber ungefähr 400-mal weiter von der Erde entfernt ist als der Mond, erscheinen beide Himmelskörper von der Erde aus fast gleichgroß – eine totale Sonnenfinsternis ist möglich.

Bei einer Sonnenfinsternis schiebt sich der Mond so zwischen Erde und Sonne, dass er einen riesigen kegelförmigen Schatten auf unseren Planeten wirft. Dort, wo die Umbra, der dunkle Kernschatten des Mondes, auf die Erdoberfläche trifft, erscheint die Sonne vollständig vom dunklen Mond verdeckt. Nur noch die solare Atmosphäre, die Korona, ist als leuchtender Strahlenkranz sichtbar.

Weil die Umlaufbahnen von Erde und Mond jedoch Ellipsen sind, variieren ihre Abstände zu uns und zur Sonne leicht. Steht der Mond bei der Finsternis relativ weit von uns entfernt, erscheint er kleiner und ein heller Ring der Sonnenscheibe bleibt sichtbar – wir sehen eine ringförmige Sonnenfinsternis. Ist uns der Mond bei der Eklipse jedoch relativ nah, wie am 8. April 2024, dann bedeckt er die Sonnenscheibe vollständig – eine totale Sonnenfinsternis tritt ein.

Wie dunkel wird es?

Wenn der Mond bei einer totalen Sonnenfinsternis die Sonnenscheibe völlig bedeckt, sinkt die Helligkeit innerhalb kürzester Zeit um das mehr als Hundert- bis Tausendfache ab. Der Himmel verdunkelt sich, nur der Horizont schimmert noch schwach rötlich. Schlagartig wird es kühler, durch die Temperaturunterschiede zwischen Totalitäts- und Randzone kommt Wind auf. Am dunklen Himmel werden nun sogar Planeten und hellere Sterne sichtbar.

VErdunklung
Ausmaß der Verdunklung bei einer totalen Sonnenfinsternis. © Sky & Telescope illustration; source: Rick Fienberg / Beatriz Inglessis

Pflanzen und Tiere deuten Dunkelheit und Kälte während der Totalität als plötzlichen Nachteinbruch: Vögel hören auf zu singen und tagblühende Pflanzen schließen ihre Blüten. Bienen, die für ihre Navigation auf das polarisierte Licht der Sonne angewiesen sind, verlieren die Orientierung und stoppen ihre Nektarsammelflüge.

Von der Sonne ist jetzt nur noch die Korona sichtbar – ein weißlich leuchtender Strahlenkranz um die dunkle Mondscheibe. Eine Million Mal leuchtschwächer als die Sonne selbst, ist diese heiße Gashülle nur während einer totalen Sonnenfinsternis zu beobachten. Vom Sonnenrand aus schießen dort immer wieder Fontänen glühenden Plasmas bis zu einem Drittel des Sonnendurchmessers weit ins All hinaus und verleihen der Korona ihr kronenartiges Aussehen. Dieses Phänomen könnten sogar schon die Anasazi im US-Südwesten vor fast tausend Jahren in einem Felsbild festgehalten haben.

Warum ist eine totale Sonnenfinsternis bei uns so selten?

Betrachtet man die Erde insgesamt, sind Sonnenfinsternisse daher gar nicht so selten: Immerhin gibt es zwei bis drei solcher Eklipsen pro Jahr. Allerdings trifft der Kernschatten des Mondes dabei die Erde oft nicht ganz. Eine totale Sonnenfinsternis ereignet sich daher nur alle ein bis zwei Jahre einmal. Weniger als 70-mal in einem Jahrhundert passen alle Faktoren zusammen, damit wir dieses Schauspiel sehen können. Dann steht der Mond an der richtigen Stelle und im richtigen Abstand und sein Kernschatten streicht über uns hinweg. Ein bestimmter Ort liegt im Schnitt sogar nur alle 375 Jahre auf diesem Schattenpfad.

Quelle: American Astronomical Society, Sky & Telescope

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