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Klima

Eisfreie Sommer in der Arktis?

Schmelze so stark wie seit 100 Millionen Jahren nicht mehr

Schmelzendes Eis in der Arktis © Peter West, National Science Foundation

Die anhaltende Erwärmung der Erde könnte die Arktis in eine saisonal eisfreie Zone verwandeln – einen Zustand, den es seit mehr als 100 Millionen Jahren nicht mehr gegeben hat. Das ist das Ergebnis einer neuen Studie amerikanischer Wissenschaftler. Die Forscher stellten eine Beschleunigung des Abtauens fest, konnten aber gleichzeitig keinen natürlichen Prozess ausfindig machen, der diese Schmelze noch bremsen könnte.

Der Bericht ist das Ergebnis eines einwöchigen Workshops, organisiert von der amerikanischen National Science Foundation, bei dem Wissenschaftler mehrerer Fachdisziplinen die Klimaentwicklung in der Arktis und ihre möglichen Auswirkungen anhand aktueller Daten erneut diskutierten und untersuchten. Leiter des Forschungstreffens war Jonathan T. Overpeck, Direktor des Instituts für Erdforschung an der Universität von Arizona in Tucson.

Eisschmelze erneut bestätigt

Die Wissenschaftler werteten die bisher bekannten Daten über die Arktis aus und identifizierten Schlüsselkomponenten für das komplexe System des arktischen Klimas. Die Analyse natürlicher Klimaarchive wie Eisbohrkerne oder marine Sedimente ergibt mittlerweile ein gutes Bild darüber, wie weit sich die natürliche Variabilität des arktischen Klimas in den letzten Millionen Jahren erstreckt hat. Die Forscher stellten nun jedoch fest, dass die jetzige Entwicklung – wenn sie sich so fortsetzt – über die Schwankungsbreite der letzten 100 Millionen Jahre hinausgehen könnte.

Die Forscher kamen auch erneut zu dem Schluss, dass eine so substanzielle Eisschmelze der arktischen Gletscher einen Anstieg der Meeresspiegel weltweit zur Folge haben wird. Schon jetzt, so konstatieren sie, sei das Abtauen des Meereises für Tiere und Menschen in der Arktis spürbar. “Was die Arktis vom Rest der Welt unterscheidet ist das permanente Eis im Boden, im Meer und an Land“, erklärt Overpeck. „Wir sehen an all diesen Eisformen Anzeichen für eine Schmelze und wir vermuten, dass sich dies in Zukunft noch verstärken wird.“

Keine Bremse gefunden

„In der Vergangenheit tendierten Forscher dazu, nur einzelne Teile des arktischen Systems zu betrachten“, erklärt Overpeck. „Wir haben uns nun zum ersten Mal angeschaut, wie alle diese Einzelteile zusammenwirken.“ Dabei identifzierten die Forscher mehrere große Feedbackschleifen im System, darunter die Interaktion zwischen Meer und der Eisbedeckung des Landes, die Meeresströmungen im Nordatlantik und die Mengen an Verdunstung und Niederschlag.

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„Die größte Überraschung der Tagung war wahrscheinlich, dass keiner eine Interaktion zwischen den Komponenten identifizieren konnte, die den Übergang zum neuen System stoppen könnte“, erklärt Overpeck. Die Forscher hatten gezielt mehrere mögliche „Bremsmechanismen“ untersucht, die zuvor in der Klimaforschung diskutiert worden waren. Doch eine natürliche Bremse, die die Schmelze aufhalten könnte, fanden sie darunter nicht.

„Das Problem ist, dass wir nicht genau wissen, wo die Schwelle liegt, ab der die Veränderungen unvermeidlich und bedrohlich werden“, so Overpeck. „Daher ist es umso wichtiger, dass wir so schnell und stark wie möglich unsere Treibhausgasemissionen verringern“.

(University of Arizona, 24.08.2005 – NPO)

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