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Raumfahrt

Wie geht es weiter?

Die Zukunft der Voyager-Sonden

Beide Voyager-Sonden sind inzwischen rund 40 Jahre im Dienst – so lange wie kein anderes Raumgefährt. Aber ihre Mission ist noch immer nicht zu Ende. „Als diese Raumsonden vor 40 Jahren ins All starteten, hätte sich keiner von uns träumen lassen, dass sie heute noch immer funktionieren“, sagt Missionsleiter Ed Stone.

Langlebige Pioniere: Auch nach 40 Jahren im All funktionieren die Voyager-Sonde noch © NASA/JPL

Sie senden noch immer

Zwar sind die Kameras der Voyager-Sonden inzwischen abgeschaltet – auch weil um sie herum ohnehin nur die Schwärze des Alls zu sehen ist. Aber ein Teil ihrer wissenschaftlichen Instrumente ist noch aktiv. Bei beiden Sonden arbeiten die Sensoren für kosmische Strahlung und energieärmere geladene Teilchen noch, außerdem die Magnetometer und die Plasmawellendetektoren. Die primär für die planetaren Analysen benötigten Spektrometer sind dagegen abgeschaltet.

Wie es sich für Veteranen und echte Senioren der Raumfahrt gehört, haben die Raumsonden natürlich durchaus ihre Alterswehwehchen: „Voyager 2 ist mehr oder weniger ‚ton-taub'“, berichtet NASA-Forscherin Suzanne Dodd. „Man muss sich erst durch verschiedene Frequenzen wählen, bis man eine findet, die er noch hört.“ Die Radiosignale brauchen inzwischen 15 Stunden zu Voyager 2 und 19 Stunden zu Voyager 1.

Wie lange noch?

Noch ist der Energievorrat der Voyager-Sonden nicht erschöpft. Die Plutonium-Kugeln ihrer thermoelektrischen Generatoren erzeugen noch immer genügend Wärme, um die Instrumente auf Arbeitstemperatur zu bringen. Allerdings lässt ihre Leistung um rund vier Watt pro Jahr nach. Waren es beim Start noch rund 470 Watt, produzieren die Reaktoren heute noch ungefähr 250 Watt – Tendenz fallend.

Reise zu denden Sternen: Position von Voyager in Relation zu Planeten und der Oortschen Wolke. © NASA/JPL

Noch bis zum Jahr 2020 sollen alle jetzt aktiven Geräte weiterlaufen wie bisher. Dann will die NASA damit beginnen, nach und nach weitere Instrumente abzuschalten. „Wir werden als erstes die Heizung für eine Reihe von Geräten abschalten“, erklärt Dodd. „Das spart uns zwischen zwei und vier Watt Energie und bringt uns sechs Monate bis ein Jahr länger.“ Ob die Instrumente dann die Kälte des Alls überstehen, müsse sich zeigen. „Es könnte sogar sein, dass sie weiterhin funktionieren. Wir wissen es schlicht nicht.“

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Die NASA-Forscher schätzen, dass die Sonden ihre letzten wissenschaftlichen Daten etwa um das Jahr 2025 senden werden. Noch einige Jahre länger werden Status-und Telemetriedaten empfangen, bevor die Voyager-Sonden dann endgültig verstummen. Etwa ab 2036 werden die beiden Pioniere die Reichweite des Deep Space Network verlassen – des erdumspannenden Teleskop-Netzwerks, mit dem die NASA ihre schwachen Radiosignale empfängt.

Die Botschaft wird überdauern

Aber selbst wenn die letzten Energiereserven der Sonden erschöpft sind, werden sie weiter als Botschafter der Menschheit durch das All reisen. Denn ihre goldenen Schallplatten könnten sogar Jahrmillionen überdauern. Ihre Schutzhüllen aus goldüberzogenem Aluminium bewahren sie vor Mikroeinschlägen und der Erosion durch harte Strahlung.

Botschafter der Menschheit: Die goldene Schallplatte könnte noch in Millionen Jahren abspielbar sein. © NASA/JPL

Voyager-Teammitglied Jim Bell schätzt, dass selbst in 100 Millionen Jahren – nach einem 5.000 Lichtjahre weiten Flug – nur zwei Prozent der goldenen Plattenhülle beschädigt wären. „Die innere Oberfläche der Schallplatten könnte selbst nach dieser langen Zeit nahezu unberührt sein“, so der Forscher. Sollten in ferner Zukunft irgendwann tatsächlich einmal Außerirdische diesen Sonden begegnen, besteht demnach durchaus die Chance, dass sie unsere Botschaft noch erhalten. Ob es dann die Menschheit noch geben wird, ist offen.

So geht die Reise weiter

Voyager 1 fliegt zurzeit mit rund 520 Millionen Kilometern pro Jahr in nördlicher Richtung ins All. In rund 40.000 Jahren wird sie den Roten Zwerg Gliese 445 in 1,6 Lichtjahren Abstand passieren, dann steuert sie auf die Konstellation Ophiuchus zu. Voyager 2 fliegt in südlicher Richtung von uns weg und wird in rund 40.000 Jahren am roten Zwerg Ross 248 vorüberfliegen. In 296.000 Jahren passiert er Sirius, den hellsten Stern an unserem Nachthimmel.

Ihren weiteren Weg werden die Raumsonden zwischen den Sternen der Milchstraße finden. Von ihrem Schwung getrieben und von der Anziehung der Galaxie gehalten, werden sie in eine Umlaufbahn um das galaktische Zentrum einschlagen. „Die Voyager sind interstellare, aber keine intergalaktischen Reisenden“, sagt Bell. „Es ist daher schön zu wissen, dass die Raumsonden selbst in der fernen Zukunft noch um das galaktische Zentrum kreisen werden.“

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Nadja Podbregar
Stand: 18.08.2017

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Voyager: Vorhut der Menschheit
Die Rekord-Raumsonden und ihre Geschichte

Die perfekte Konstellation
Warum die Mission heute nicht möglich wäre

Die Grand Tour
Der Missionsplan und die Sonden

Die goldene Schallplatte
Eine Botschaft für die Außerirdischen

Überraschungen am Jupiter
Die ersten großen Entdeckungen

Reise zu den Außenwelten
Der Flug zum Saturn und darüber hinaus

Abschied von Sonnensystem
..und ein "Familienportrait"

Interstellares Neuland
Auf dem Weg zu den Sternen

Wie geht es weiter?
Die Zukunft der Voyager-Sonden

Rekorde und mehr
Die wichtigsten Meilensteine der Voyager-Missionen

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