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Klima

Klimaschutz: Schlechte Noten für G8-Staaten

Appell zum Handeln auch ohne Bush

Im Vorfeld des G8-Gipfels hat die Umweltorganisation WWF die Klimaschutzleistungen der Teilnehmerstaaten unter die Lupe genommen und kommt dabei zu einem ernüchternden Ergebnis: Keiner der G8-Staaten übernehme eine wirkliche Vorreiterrolle, wenn es um die Reduzierung von Treibhausgasen, die Erhöhung des Anteils der Erneuerbaren Energien oder die Verbesserung der Energie-Effizienz gehe.

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„Deutschland, Großbritannien und Frankreich schneiden bei dem Vergleich zwar noch am besten ab, aber auch sie sind nur die Einäugigen unter den Blinden“, fasst Matthias Kopp, Energiereferent beim WWF Deutschland die Ergebnisse des Vergleichs zusammen. Absolutes Schlusslicht im Klimaschutzranking seien die USA. Hier liege der CO2- Ausstoß pro Kopf und Jahr mit 24 Tonnen rund doppelt so hoch wie in den meisten anderen Industriestaaten und der Anteil der erneuerbaren Energien an Stromerzeugung gehe sogar zurück.

Deutschland erzielte gute Noten beim Ausbau der erneuerbaren Energien und liegt mit einem Anteil von 1,9 Prozent vorn. Zugleich trübt aber der hohe Anteil an Kohle bei der Stromerzeugung die Bilanz. Ähnlich zwiespältig die Situation in Großbritannien: Der WWF-Bilanz zufolge liegen die Briten zwar im Plan, wenn es um die Erfüllung ihrer Vorgaben des Kyoto-Protokolls gehe. Allerdings deuten die die neuesten Emissionsdaten auf einen wachsenden Ausstoß von Treibhausgasen hin. Kanada, Italien, Japan und Russland landeten bei dem Ranking im Mittelfeld.

Das Ranking basiert auf zehn Kriterien, um die G8 Länder bezüglich aktueller und erwarteter Treibhausgas-Emissionen zu vergleichen. Bewertet wurde, wie effektiv die verschiedenen Regierungen auf die Bedrohungen des Klimawandels reagieren. Für den Vergleich wurden unter anderem die Kriterien Stromerzeugung, Einsatz erneuerbarer Energien sowie der Ausstoß von Industrie, Verkehr und Privathaushalten berücksichtigt.

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„Trotz der erkennbaren Unterschiede bei den Bemühungen, die Klimakrise zu bewältigen, kann kein Land behaupten, ein wirklicher Vorkämpfer für den Klimaschutz zu sein“, betont Jennifer Morgan, Leiterin des Klima-Programms beim WWF. Der Vergleich zeige, dass die Industriestaaten weit davon entfernt seien, die Klimaproblematik in den Griff zu bekommen. Der WWF fordert vom G8-Gipfel ein klares Bekenntnis den globalen Temperaturanstieg unter zwei Grad Celsius zu halten. Hierzu seien stärkere Reduzierungen der Treibhausgasemissionen nötig. Morgan kritisiert die Haltung der Bush-Administration: „Die US-Delegation versucht, die G8 Bestrebungen zu torpedieren. Wenn die USA nicht Schritt halten wollen, müssen die andern Länder ohne sie vorangehen“.

Auch Angelika Zahrnt, Vorsitzende des BUND, der anlässlich des G8-Treffens in mehreren Aktionen „Klima-Alarm“ schlug, erklärt: „Es ist an der Zeit, dass die Chefs der reichsten Länder der Welt endlich aufwachen und handeln. Der Klimawandel bedroht heute schon die Heimat, Gesundheit und die Existenz vieler Menschen vor allem in den armen Ländern. Klimaschutz und Armutsbekämpfung sind zwei Seiten derselben Medaille.“

Tony Blair, Gastgeber des G-8-Treffens, hat die Themen Klimawandel und Armutsbekämpfung in Afrika ganz oben auf die Agenda des G-8-Gipfels gesetzt. US-Präsident George W. Bush erteilte hingegen jeglicher Klima-Vereinbarung auf dem Gipfel eine klare Absage. Zahrnt: „Das Verhalten des US-Präsidenten ist unverantwortlich und rücksichtslos. Schröder, Blair und die anderen Regierungschefs müssen deutlich machen, dass Bush mit seiner Blockadehaltung allein auf weiter Flur steht. Sie müssen jetzt geschlossen vorangehen – ohne die USA .“

Der G-8-Gipfel müsse konkrete Ergebnisse liefern: CO2-Reduktionziele von 30 Prozent bis 2020 und 80 Prozent bis 2050 (bezogen auf 1990), Maßnahmen zur Förderung der Erneuerbaren Energien und zur Steigerung der Energie-Effizienz sowie eine Unterstützung der Entwicklungsländer, die am meisten vom Klimawandel betroffen sind, seien dringend notwendig.

(WWF, BUND, 06.07.2005 – NPO)

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