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Zoologie

Brieftauben orientieren sich am Gelände

Anstieg der Hirnaktivität bei Erkennen eines bekannten Landmerkmals nachgewiesen

Dank dem Mini-Neurologger können Untersuchungen auch an frei lebenden Tieren gemacht werden. © Universität Zürich

Dass Brieftauben den Weg zum heimischen Schlag zuverlässig wieder finden, ist nicht neu. Ein internationales Forschungsteam hat nun erstmals die Gehirnaktivität von frei fliegenden Brieftauben untersucht und legt so die Basis für das neurologische Verständnis für ihre erstaunliche Orientierungsleistung. Ein erstaunliches Ergebnis der Studie: Stößt eine Brieftaube auf dem Heimweg auf ein bekanntes auffälliges Geländemerkmal, steigt die Hirnaktivität – es gibt ein neuronales Gewitter. Offenbar nutzen die Tauben zur Orientierung auch visuelle Eindrücke.

Der für die Untersuchungen eigens entwickelte Mini-Neurologger ermöglicht es, elektrophysiologische Analysen nun auch an Tieren in freier Wildbahn durchzuführen, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift „Current Biology“.

Wie sich Brieftauben orientieren und wie sie aus großen Distanzen zurück in ihren Taubenschlag finden, ist auch heute noch ungeklärt. Bekannt ist lediglich, dass Brieftauben unter anderem mit Hilfe des Erdmagnetismus und des Sonnenstands navigieren. Zur Diskussion steht auch die Orientierung über olfaktorische Elemente.

Mini-Neurologger legt Gehirnaktivität offen

Eine internationale Forschungsgruppe hat nun erstmals die Gehirnaktivität von frei navigierenden Brieftauben analysiert. Dazu entwickelte und baute Alexei Vyssotski von der Universität Zürich einen speziellen, zwei Gramm leichten Mini-Neurologger, der die Hirnaktivität der fliegenden Taube aufzeichnet. Die exakte Flugroute wird zudem mit einem ebenfalls von der Forschungsgruppe entwickelten tragbaren GPS-Logger festgehalten.

30 Kilometer bis nach Hause

Dank Vyssotskis Mini-Neurologgers werden in Zukunft elektrophysiologische Untersuchungen an frei lebenden Tieren unter natürlichen Bedingungen möglich sein. In seiner Pionierarbeit weist Vyssotski nach, dass bei Tauben die für die Orientierung wichtigen Gehirnfrequenzen im mittel- und hochfrequenten und nicht wie bisher angenommen im niederfrequenten Bereich liegen.

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Für die Studie sind Brieftauben auch auf dem offenen Meer in Distanzen bis zu 30 Kilometern von ihrer Heimbasis entlassen worden. Die Hirnaktivität der untersuchten Brieftauben steigt an, sobald sie festes Land erreichen. Erkennt die Brieftaube auf ihrem Flug ein ihr bereits bekanntes topografisch auffallendes Landmerkmal wieder, ist dies ebenfalls mit einem deutlichen Anstieg der Hirnaktivität gekoppelt.

Eine Taube hält ein kleines Nickerchen © MPI für Ornithologie

Tauben mit Teamwork?

Daraus schließen die Forscher, dass Brieftauben bei ihrer Raumorientierung auch visuelle Merkmale einbeziehen. Interessant ist ferner, dass die Hirnaktivität beim Fliegen im Schwarm deutlich schwächer ist, als wenn die Tiere im Alleinflug unterwegs sind. Möglicherweise findet beim Fliegen eine noch genauer zu untersuchende Art der „Arbeitsteilung“ zwischen den Tauben statt. Im Rahmen von zukünftigen Forschungen soll untersucht werden, wie Brieftauben auf ihren Flügen Entscheide fällen.

(Universität Zürich, 26.06.2009 – DLO)

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