Anzeige
Psychologie

Beziehungen: Kompatibilität ist Trumpf

Welche Faktoren machen ein Date zum Beginn einer Beziehung?

Schon beim ersten Eindruck kann sich zeigen, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine Beziehung zu Stande kommt. © shironosov/ iStock.com

Leidenschaft oder Langeweile: Bereits der erste Eindruck kann bei einem Date entscheiden, ob sich jemals eine Beziehung daraus entwickelt. Welche Merkmale dabei die Wahrscheinlichkeit für eine erfolgreiche Partnerschaft vorhersagen, haben nun Forschende herausgefunden. Für beste Beziehungschancen müssen wir demnach unser Gegenüber schon beim ersten Eindruck als allgemein begehrenswert wahrnehmen und uns außerdem auf besondere Weise mit ihm verbunden fühlen.

Die berühmte Liebe auf den ersten Blick ist aus romantischen Geschichten nicht wegzudenken. Und auch im echten Leben ist unstrittig, dass der erste Eindruck einiges ausmacht: Ob wir jemanden sympathisch und attraktiv finden, entscheidet sich oft schon beim ersten Anblick. Aber auch der Körpergeruch und die Vorliebe für einen bestimmten „Typ“ können in dieser Anbahnungsphase wichtig sein.

Wann wird aus einem Date eine Beziehung?

Doch was bestimmt, ob nach dem ersten Date eine Beziehung entsteht? Gängiger Hypothese nach spielen dabei drei Aspekte eine Rolle: Selektivität beschreibt, wie wählerisch jemand ist und wie hoch seine Erwartungen an potenzielle Partner sind. Der zweite Aspekt, Beliebtheit, umfasst die Einstufung des Gegenübers im Pool der potenziellen Bewerber: Ist das Gegenüber auch bei anderen beliebt und gilt als „Guter Fang“?

Der dritte Aspekt ist die Kompatibilität: Sie beschreibt die verbindenden Eigenschaften beider potenziellen Partner. Das kann eine gut funktionierende Kommunikation sein, der gleiche Humor oder auch ein gemeinsames Hobby. „In der Erforschung von Beziehungen gilt die Kompatibilität als essenziell: Die meisten Partnerschaften sind erfolgreich oder scheitern, weil die Partner gut oder schlecht zusammenpassen“, erklären Alexander Baxter von der University of California in Davis und seine Kollegen. Schon bei unseren frühen Vorfahren könnte dies – jenseits der anfänglichen Attraktivität – die Beziehungen geprägt und gefestigt haben.

6.600 Speed-Dates für die Wissenschaft

Doch welche dieser drei Wege sind beim ersten Eindruck so entscheidend, dass sie weitere Treffen oder sogar eine mögliche Beziehung vorhersagen könnten? Dieser Frage sind Baxter und sein Team auf den Grund gegangen. Dafür ließen sie mehr als 550 Testpersonen jeweils neun bis 13 Speed-Dates absolvieren – was insgesamt mehr als 6.600 Speed-Dates im Dienste der Wissenschaft ergab. Die Kurztreffen fanden vorrangig in heterosexuellen Konstellationen statt, einige aber auch zwischen Mann und Mann.

Anzeige

Nach dem kurzen Kennenlernen sollten die Speed-Dater ihr romantisches Interesse an dem Menschen, dem sie gerade begegnet waren, bewerten. In den darauffolgenden zwei bis drei Monaten fragten die Wissenschaftler außerdem nach, wer tatsächlich mit einem seiner Speed-Dates zusammengekommen war. Auf diese Weise konnten sie herausfinden, wie stark Selektivität, Beliebtheit und Kompatibilität beim ersten Eindruck den weiteren Verlauf der Beziehung bestimmt hatten.

Beliebte Partner mit einzigartiger Bindung sind gefragt

Das Ergebnis: Vor allem die Kompatibilität und Beliebtheit beeinflussen, ob sich aus dem ersten Eindruck mehr entwickelt, Selektivität ist hingegen weniger wichtig. „Mit anderen Worten: Joe würde am ehesten eine Beziehung mit Sally anstreben, wenn 1) Sally einvernehmlich begehrt wird und 2) Joe Sally auf einzigartige Weise begehrt“, schreiben die Autoren.

Die Selektivität spielt im Vergleich zu den anderen beiden Faktoren zwar eine eher untergeordnete Rolle, doch die Forschenden beobachteten trotzdem: Probanden, die bei potenziellen Partnern nicht so wählerisch, sondern romantisch aufgeschlossen sind, suchten mit höherer Wahrscheinlichkeit den weiteren Kontakt zu Personen, die sie beim Speed-Dating kennengelernt hatten.

Dating unter Frühmenschen

Dass Beliebtheit und Kompatibilität eine größere Rolle spielen als Selektivität, hat laut Baxter und seinen Kollegen seinen Ursprung in der Evolution des Menschen: „Frühe Hominiden brauchten dauerhafte Partnerschaften, um erfolgreich Nachkommen aufzuziehen.“ Und eine solche dauerhafte Partnerschaft fuße auf zwei Säulen: Der allgemeinen Begehrtheit und Attraktivität einer Person auf der einen Seite und ihrer Kompatibilität mit dem Partner auf der anderen Seite.

So haben unsere Vorfahren laut Forscherteam nicht nur garantiert, dass sie überwiegend gesunde Kinder miteinander zeugten, sondern dass sie diese dank stabiler Partnerschaft auch bis ins Erwachsenenalter bringen konnten. „Auch wenn es hilfreich ist, begehrt zu sein: Wenn es darum geht, ein zweites Date zu bekommen, kann es genauso wichtig sein, eine einzigartige Verbindung zu einem potenziellen Partner zu haben“, fasst Baxter zusammen. (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2022, doi: 10.1073/pnas.2206925119

Quelle: Proceedings of the National Academy of Sciences

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

Blut

Blutgruppe: Aus A und B wird Null

Optische Atomuhr sticht in See

Wie schlau war der T. rex?

Experten sorgen sich um Ausbreitung der Vogelgrippe

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

Schönheit - Symmetrie, Kindchenschema und Proportionen

Oxytocin - Ein Kuschelhormon mit vielen (Neben-) Wirkungen

Bücher zum Thema

150 psychologische Aha-Experimente - Beobachtungen zu unserem eigenen Erleben und Verhalten Von Serge Ciccotti

Top-Clicks der Woche