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Wracksuche in Nord- und Ostsee

Neue Anforderungen und Verfahren zum Aufspüren von Unterwasserhindernissen

Wrackbild im Fächerlot © BSH

Versunkene Schiffe am Meeresgrund – wer denkt da nicht an Abenteuer, Schätze und Piraten!? Doch bei der kniffeligen Suche nach untergegangenen Schiffen geht es heute meist um viel mehr: die Sicherheit. Denn allein auf dem Grund der deutschen Nord- und Ostsee sind dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) etwa 2.500 Wracke und andere künstliche Objekte bekannt. Mit Hilfe modernster Technik spüren Spezialisten der Seevermessung jedes Jahr rund 50 weitere dieser Hindernisse auf – bevor diese zu einer Gefahr für den Schiffsverkehr werden können.

„Die deutschen Seegewässer in Nord- und Ostsee umfassen einschließlich Hoheitsgewässer und der Ausschließlichen Wirtschaftszone rund 57.000 Quadratkilometer – dies entspricht etwa ein Sechstel der Fläche Deutschlands“, erklärt Thomas Dehling vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Damit ist es zwar nicht das größte aber eines der am meisten befahrenen Seegebiete der Welt. „Da Nord- und Ostsee nur sehr geringe Wassertiefen aufweisen, kann ein Wrack am Meeresgrund sehr leicht zu einer Gefahr für ein Schiff werden“, fügt Dehling hinzu.

Immerhin finden die Spezialisten vom BSH jährlich rund 50 neue Hindernisse, die sich unterhalb der Wasseroberfläche verbergen. Dies können neben gesunkenen Schiffen auch Container, Ankerketten, Baumstämme, große Steine oder auch ungewöhnliche Objekte wie ein Straßenbagger oder Kleinst-U-Boote aus dem zweiten Weltkrieg sein. Entsprechend interessiert sich nicht nur die Schifffahrt für die Funde. So arbeitet das BSH beispielsweise eng mit den archäologischen Landesämtern zusammen, wenn es sich um historisch wertvolle Wracke handelt.

Spezialschiffe im Einsatz

Fächerlot Prinzip © BSH

„Die Wracksuche führt das BSH mit drei Spezialschiffen durch, die dafür mit besonderer Messtechnik ausgestattet sind“ erklärt Dehling, Leiter der Abteilung Seevermessung

und Geodäsie beim BSH. Eines davon ist das in diesem Jahr modernisierte Vermessungs-, Wracksuch- und Forschungsschiff DENEB. Als klassisches Hilfsmittel besitzt das Schiff – ebenso wie die beiden Tochterboote – ein herkömmliches Echolot, das die Wassertiefe direkt unter dem Schiff misst. Dabei werden Ultraschallsignale ausgesandt und die Zeitdauer gemessen, bis die vom Meeresboden reflektierten Signale als Echo zurückkommen.

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„Kennt man nun die Geschwindigkeit des Schalls im Wasser, die insbesondere von der Temperatur und dem Salzgehalt des Wassers abhängen, kann man die Tiefe bestimmen“, so Dehling. Um den Meeresgrund flächendeckend untersuchen zu können, reicht dieses Verfahren aber nicht aus. „Dazu werden moderne Fächerecholote eingesetzt, die flächenmäßig etwa das Fünffache der Wassertiefe abdecken. Bei 20 Metern Tiefe entspricht dies daher einem 100 Meter breiten Streifen“ fügt Dehling hinzu. „Mit dem auf DENEB eingesetzten Fächerecholot werden dabei bis zu 10.000 Tiefenwerte pro Sekunde erfasst.“

Sonar für die Seite…

Segler © BSH

Eine noch höhere Auflösung lässt sich durch den Einsatz des modernen Seitensichtsonars erreichen. Damit können Objekte von ein bis zwei Metern Kantenlänge auch in Wassertiefen bis 40 Meter sicher erfasst werden. Das Seitensichtsonar erzeugt dabei einen bildhaften Eindruck und gibt die Stärke des reflektierten Echos wieder, liefert aber keine direkten Tiefenwerte. Fächerecholot und Seitensichtsonar werden zur Zeit bei der Vermessung der Kadetrinne in der Ostsee gleichzeitig eingesetzt.

…und für vorne

Da die bisher beschriebenen Sonare alle nur zur Seite blicken und die DENEB aber vor möglichen Objekten, die voraus liegen könnten, gewarnt werden muss, setzt das Schiff zusätzlich ein Objektsuchsonar ein. Dieses ist im Schiffsrumpf ausfahrbar eingebaut und kann um 360 Grad gedreht werden. Wenn diese Geräte schließlich ein neues Hindernis entdecken, wird zusätzlich eine Taucheruntersuchung durchgeführt. Die DENEB hat zwei Taucher an Bord: Während einer zur Sicherung auf dem Schiff bleibt, untersucht der andere das Wrack näher, um genauere Informationen zu erhalten. „Vor allem interessiert uns dabei die geringste Tiefe des Wracks“, erklärt Dehling. „Der Taucher sucht also zunächst die höchste Stelle, um anschließend die Wassertiefe mit Hilfe eines Luftdruckschlauches zu bestimmen.“

Das Ergebnis der Untersuchungen geht dann unmittelbar in die Produkte des BSH ein, um die Schifffahrt vor der potenziellen Gefahrenquelle zu warnen. Dazu gehören insbesondere die amtlichen elektronischen und herkömmlichen Papierseekarten. Um aber über die Neuigkeiten schnell zu berichten, werden Veränderungen auch in den Nachrichten für Seefahrer wöchentlich verbreitet. In dringenden Fällen warnt das BSH die Schifffahrt sogar sofort über Funk.

Link:

Unter www.bsh.de finden Interessierte weitere Informationen zur Wracksuche und zur Seevermessung. Allerdings gibt das BSH im Allgemeinen keine detaillierten Wrackinformationen weiter.

(Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH), 05.10.2007 – AHE)

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