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Archäologie

5.000 Jahre altes Schwert entdeckt

Waffe aus Anatolien gehört zu den mit Abstand ältesten Schwertern der Welt

Schwert
Dieses Schwert aus Arsenbronze ist rund 5.000 Jahre alt und damit eines der ältesten Schwerter der Welt. © Ph. Andrea Avezzu / Ca Foscari University of Venice

Spektakulärer Fund: In einem armenischen Kloster in Venedig ist eine Archäologin per Zufall auf eine echte Rarität gestoßen – ein 5.000 Jahre altes Schwert aus Anatolien. Die Waffe gehört damit zu den mit Abstand ältesten Schwertern der Welt. Wie Analysen enthüllen, besteht die Waffe aus arsenhaltigem Kupfer, einer Legierung, die am Ende der Kupferzeit in Ostanatolien verwendet wurde.

Der Osten Anatoliens gilt als eines der frühen Zentren der menschlichen Zivilisation. Dort entstanden einige der ältesten Siedlungen der Menschheit, darunter auch die jungsteinzeitliche Stadt Catalhöyük. Östlich davon, in Arslantepe, entwickelten die Menschen schon vor rund 5.000 Jahren eine Metallverarbeitungstechnik, bei der sie arsenhaltiges Erz mit Kupfer mischten. Die resultierende Legierung war härter und haltbarer als reines Kupfer und ermöglichte so erstmals die Herstellung von Schwertern.

Die Schwerter von Arslantepe gelten bis heute als die ältesten Waffen dieser Art weltweit – sie sind rund ein Jahrtausend älter als alle anderen bekannten Schwerter.

Fund in armenischem Kloster

Jetzt hat eine Forscherin durch Zufall ein weiteres Schwert aus dieser frühen Ära der Metallverarbeitung entdeckt. Den Fund machte Vittoria Dall’Armellina von der Universität Venedig, als sie das Museum des armenischen Mechitaristen-Klosters auf der venezianischen Insel San Lazaro besuchte. In einer Vitrine mit mittelalterlichen Fundstücken fiel ihr ein kleines, unscheinbares Schwert auf.

Die Waffe besteht aus dunklem, seitlich leicht grünlich angelaufenem Metall und trägt keinerlei auffallende Verzierungen oder Anhänge. Mit einer Länge von kaum mehr als 40 Zentimetern ist das Schwert zudem eher klein. Da die Wissenschaftlerin sich schon länger mit historischen Schwertern aus Kleinasien und dem Nahen Osten beschäftigte, war ihr schnell klar, dass diese Waffe weit älteren Ursprungs sein musste als vom Museum angenommen.

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Schwert im Kloster
Vittoria Dall’Armellina mit dem Mechtariten-Mönch Pater Serafino im Kloster San Lazaro. © Ph. Andrea Avezzu / Ca Foscari University of Venice

Eines der ältesten Schwerter der Welt

Dieser Verdacht bestätigte sich: Als Dall’Armellina gemeinsam mit Kollegen die Metallzusammensetzung des Schwertes näher untersuchte, ergaben die Analysen, dass die Waffe aus Arsenbronze besteht – der Legierung, die schon in Arslantepe hergestellt wurde. Weil die Arsenbronze später relativ schnell durch Bronze und dann Eisen ersetzt wurde, musste das Schwert demnach am Ende der Kupferzeit entstanden sein.

Aus Aussehen und Metall schließen die Forscher, dass das Schwert aus dem venezianischen Kloster Ende des vierten bis Anfang des dritten Jahrtausends vor Christus entstanden ist – die Waffe ist damit rund 5.000 Jahre alt. Sie gehört demnach gemeinsam mit den Schwertern aus Arslantepe zu den mit Abstand ältesten Waffen dieser Art weltweit. Weil diese Schwert-Machart damals nur in Ostanatolien verbreitet war, muss auch das neuentdeckte Schwert aus dieser Region stammen.

Von Anatolien nach Venedig

Doch wie kam das Schwert von Anatolien nach Venedig? Dall’Armellina und ihre Kollegen vermuten, dass das Schwert einst einem Toten mit ins Grab gelegt wurde. Denn vor rund 5.000 Jahren begannen die Menschen in dieser Gegend damit, ihre Kriegerelite mit reichen Grabbeigaben auszustatten, darunter auch mit zahlreichen Waffen. Ob das Schwert allerdings eigens dafür als Zeremonialschwert produziert wurde oder ob es tatsächlich als Waffe diente, ist unklar. Der Mangel an Verzierungen könnte aber durchaus für einen praktischen Einsatz sprechen, wie die Archäologen erklären.

Wahrscheinlich blieb das Schwert dann jahrtausendelang im Untergrund verborgen, bis Erosion oder Bauarbeiten das Grab freilegten. Die Forscher vermuten, dass dann Dorfbewohner die Grabbeigaben plünderten und vielleicht verkauften. Klar ist jedenfalls, dass das Schwert in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Kleinasien nach Venedig gebracht wurde. Ein Dokument aus dieser Zeit listet mehrere Objekte auf, die damals dem Mechitaristen-Mönch und Archäologen Ghevond Alishan als Spende übergeben wurden.

Wer jedoch der ursprüngliche Besitzer dieses Schwertes war, wie er es einsetzte und wo genau es geschmiedet wurde, bleibt vorerst noch im Dunkel der Geschichte verborgen.

Quelle: Ca Foscari University of Venice

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