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Ökologie

Wie die Asiatische Hornisse nach Europa kam

Millionen invasiver Tiere könnten auf nur ein befruchtetes Weibchen zurückgehen

Asiatische Hornisse
Die Asiatischen Hornissen in Europa haben wahrscheinlich eine gemeinsame Vorfahrin. © Dr. Aidan O’Hanlon

Seid fruchtbar und mehret euch: Die invasive Asiatische Hornisse breitet sich in Europa immer weiter aus. Jetzt enthüllen genetische Analysen, wie dieses Insekt auf unseren Kontinent gelangte. Demnach begann die Invasion wahrscheinlich mit einer einzigen befruchteten Hornissenkönigin, die 2004 nach Frankreich eingeschleppt wurde. Die Erkenntnis könnte dabei helfen, die Tiere aufzuhalten.

Die Asiatische Hornisse (Vespa velutina) ist vermutlich 2004 aus China nach Europa eingeschleppt worden und breitet sich seitdem immer weiter auf dem Kontinent aus. Mehrere Millionen Exemplare der invasiven Art haben sich auf dem Festland mittlerweile gut etabliert. Doch die rund vier Zentimeter großen, räuberischen Hornissen gefährden einheimische Insekten wie Honigbienen, Schwebfliegen und Wespen. Sie stellen eine ernsthafte Gefahr für die Bienenzucht, die biologische Vielfalt und die Bestäubung von Pflanzen dar.

Spurensuche im Erbgut

Im April 2021 hatte es die erste Asiatische Hornisse sogar bis nach Irland geschafft. Man fand sie in einem Privathaus in Dublin, und zwar „lebendig, aber sterbend“. Doch woher kam sie? War sie vom europäischen Festland aus zur grünen Insel aufgebrochen und somit eine Nachfahrin der europäischen Invasoren? Oder war sie der Beginn einer weiteren Invasionswelle, die wieder direkt aus Südostasien heranrollte?

Um das herauszufinden, analysierte ein Team um Eileen Dillane vom irischen University College Cork die mitochondriale DNA der gefundenen Hornisse und verglich sie mit der von weiteren Exemplaren, unter anderem aus Portugal, Spanien, Frankreich und Deutschland. Die Forschenden fokussierten sich dabei auf drei Gene.

„Frühere Arbeiten hatten gezeigt, dass Asiatische Hornissen in Europa offenbar alle dieselbe genetische Abstammung haben, und zwar auf der Grundlage von Untersuchungen eines einzigen Gens. Wir sind noch einen Schritt weiter gegangen und haben zwei zusätzliche Gene untersucht, die für den Nachweis von Variationen innerhalb der invasiven Population empfindlicher sind“, erklärt Dillane.

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Eine Königin als Ursprung

Das Ergebnis: Die mitochondrialen Gene des irischen Exemplars waren mit denen der anderen Tiere aus Europa identisch. Es stammte also vom europäischen Festland und nicht aus Südostasien. Aus der überraschend identischen DNA leiten die Wissenschaftler zudem ab, dass Asiatische Hornissen in Europa nicht nur einen gemeinsamen Stammbaum teilen, sondern ganz konkret auf eine einzige gemeinsame Vorfahrin zurückgehen.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die gesamte Population von Vespa velutina in Europa von einer einzigen begatteten Königin abstammt, die vor etwa 15 bis 20 Jahren aus China eingeführt wurde“, berichten Dillane und ihre Kollegen. Das beweise, dass schon wenige oder sogar einzelne eingeschleppte Individuen ausreichen, um eine folgenschwere Invasion auszulösen.

Neue Möglichkeiten der Bekämpfung

Die Erkenntnis zur Abstammung der Hornissen hat auch Folgen für die Bekämpfung dieser Insekten. Selbst wenn man in einer Gegend alle invasiven Hornissen ausrottet, indem man etwa ihre Nester zerstört, könnten sich die Tiere extrem schnell wieder erholen, so die Forschenden. Andererseits könnte die große genetische Übereinstimmung dieser Invasoren ihnen auch zum Verhängnis werden – und für ihre Bekämpfung nützlich sein.

Eine Möglichkeit wäre es beispielsweise, im Zuge der biologischen Schädlingsbekämpfung gezielt geeignete Viren zu konstruieren, die in die Populationen eingeschleust werden und nur die Insekten dezimieren, die die Genomsequenz der invasiven Asiatischen Hornisse ausweisen. In Irland selbst ist laut Dillane und ihren Kollegen aber zunächst nicht mit einer größeren Invasion zu rechnen. Klima und Landschaft seien dort zu kühl und karg für die Asiatische Hornisse. (Journal of Hymenoptera Research, 2022; doi: 10.3897/jhr.93.91209

Quelle: Pensoft Publishers

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