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Biologie

Lebensmittel-Werbung trägt zu Übergewicht bei

Körper schüttet beim schon Anblick von Bildern Appetithormon aus

Alleine der Anlick macht Appetit: Dass solche Bilder das Hungergefühl anregen liegt an dem Hormon Ghrelin, das durch optische Reize vermehrt ausgeschüttet wird. © MPI für Psychiatrie

Forscher haben herausgefunden, warum schon der Anblick von Essen hungrig macht: Die Bilder von Nahrungsmitteln führen dazu, dass der Körper vermehrt ein appetitanregendes Hormon ausschüttet. Dieses sogenannte Ghrelin steuert sowohl unser Essverhalten als auch die Verdauung und Verwertung der Nahrung im Körper. Bisher sei unklar gewesen, ob die Freisetzung dieses Hormons auch durch äußere Reize ausgelöst werden könne. Jetzt habe man erstmals nachgewiesen, dass dies der Fall sei, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Obesity“.

Nach gängiger Lehrmeinung prägt vor allem der Energiestatus unseres Körpers unser Hungergefühl und Essverhalten: Fehlt es an Nährstoffen, signalisieren innere Regelkreise: Hunger. Aber auch äußere Reize, wie der Geruch oder Anblick von Speisen, scheinen eine appetitanregende Wirkung zu haben. Dass diese Wirkung auf einer stärkeren Ausschüttung des Hormons Ghrelin basiert, fanden Forscher des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie in München durch ein Experiment mit Freiwilligen heraus.

Die Wissenschaftler verglichen die Hormonwerte im Blut von Probanden, die sich zuvor entweder Bilder von nicht essbaren Gegenständen oder aber Bilder von Lebensmitteln angeschaut hatten. Bei den Personen, die sich Bilder von Essbarem angesehen hatten, habe man um 30 Prozent höhere Ghrelinspiegel gemessen, sagen die Forscher. Diese Reaktion des Körpers erfolge dabei unwillkürlich.

Medien verführen zum Essen

Nach Ansicht der Forscher könnte dieser Effekt auch dazu beigetragen haben, dass die Bevölkerung der westlichen Industrieländern in den letzten Jahren immer dicker wurde: Die allgegenwärtigen Bilder appetitanregender Lebensmittel in Werbung und Medien verführen uns zum Essen, obwohl der Körper diese Energiezufuhr gar nicht nötig hätte.

„Dieser Mechanismus kann uns dazu verleiten, bereits zwei Stunden nach dem Frühstück ein Stück Kuchen zu verzehren“, sagt Erstautorin Petra Schüssler vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. Sie empfiehlt daher Menschen mit Gewichtsproblemen, den Anblick von Bildern appetitlicher Lebensmittel möglichst zu vermeiden – was vermutlich erheblich leichter gesagt als getan ist.

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Essensbilder zwischen den Mahlzeiten

Für die Studie zeigten die Forscher acht jungen, gesunden Männern an zwei Tagen jeweils gegen 10:30 Uhr vormittags – und damit zwischen zwei Mahlzeiten – 50 Bilder. Im ersten Durchgang waren dies Bilder von nicht-essbaren Gegenständen, im zweiten Bilder von typischen Mittagsmahlzeiten wie Schnitzel, Salat, Pizza, Kuchen und ähnlichem.

Bei beiden Durchgängen nahmen die Wissenschaftler den Probanden von morgens um 08:00 Uhr bis mittags um 13:00 Uhr jeweils im Abstand von einer Viertelstunde Blut ab. Sie analysierten darin die Konzentrationen verschiedener Hormone, die an der Regulation der Nahrungsaufnahme beteiligt sind.

Wie erwartet sei der Gehalt des Appetithormons Ghrelin nach dem Frühstück zunächst gesunken, dann aber im Laufe des Vormittags mit steigendem Hunger langsam wieder angestiegen, sagen die Forscher. Bei den Probanden, die in dieser Zeit die Lebensmittelbilder anschauten, seien die Ghrelinwerte – und damit auch der Appetit – aber signifikant stärker angestiegen als bei denjenigen mit den neutralen Bildern. Das belege, dass die äußeren Reize beeinflussten, wie viel von dem Hormon ausgeschüttet wurde. (Obesity, 2012; doi:10.1038/oby.2011.385)

(Obesity / dapd, 17.01.2012 – NPO)

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