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Biologie

Falken haben eine superschnelle Sicht

Die Augen des Wanderfalken können noch ein Flackern von 129 Hertz erkennen

Wanderfalke
Die Augen der Wanderfalken haben eine hohe zeitliche Auflösung. © LordRunar/ iStock.com

Doppelt so schnell wie wir: Wanderfalken sind nicht nur die schnellsten Flieger im Tierreich, auch ihre Augen sind rekordverdächtig schnell. Denn sie können noch ein Flackern von 129 Hertz wahrnehmen. Ihr Sehsinn hat damit eine gut zweimal bessere zeitliche Auflösung als das menschliche Auge. Der Grund dafür ist höchstwahrscheinlich die Jagdweise dieser Greifvögel, wie die Forscher berichten.

Der Sehsinn ist für die meisten Tiere enorm wichtig – und er gibt wertvolle Aufschlüsse über ihre Lebensweise und Ernährung. So haben wir Menschen zwar relativ lichtsensible Augen und können gut Farben sehen. Dafür hapert es mit der zeitlichen Auflösung unseres Sehsinns: Schon ein Flackern von 50 bis 60 Hertz sehen wir nicht mehr. Viele Tiere dagegen sehen für uns unsichtbare Wellenbereiche des Lichts und haben deutlich schärfere und „schnellere“ Augen als wir.

Zu den „Schnellsehern“ im Tierreich gehören Fliegen, Bienen und viele andere Insekten, aber auch viele Vögel. Einige Singvögel beispielsweise erkennen noch ein Flackern von 146 Hertz – das ist unter den Wirbeltieren absoluter Rekord.

Sehtest für Greifvögel

Doch wie sieht es bei Greifvögeln aus? „Einige von ihnen haben Augen mit der höchsten räumlichen Auflösung im Tierreich“, erklären Simon Potier von der Universität Lund und seine Kollegen. „Und viele dieser Greifvögel jagen schnellfliegende und wendige Beute, was auch eine gute zeitliche Auflösung erfordert. Doch dieser Aspekt ihres Sehsinns wurde bisher noch nie untersucht.“ Das haben die Forscher nun nachgeholt.

Für ihre Studie testeten Potier und sein Team, bis zu welcher Frequenz Greifvögel noch ein Flackern erkennen können. Sie wählten dafür die drei Vogelarten, die unterschiedliche Beute und Jagdstrategien nutzen: Der Wanderfalke (Falco peregrinus) fängt Vögel im Flug, der Wüstenbussard (Parabuteo unicinctus) jagt in der Gruppe und der große Würgfalke (Falco cherrug) hat sich auf am Boden umherlaufende Kleinsäuger spezialisiert.

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Flackertest
Greifvogel beim Flackertest. © Simon Potier

Der Wanderfalke ist der schnellste

Die Tests ergaben: Der Wanderfalke ist nicht nur der schnellste Flieger unter den Greifvögeln, er hat auch die schnellste Sicht. Seine Augen können noch ein Flackern von 129 Hertz wahrnehmen, wie die Forscher berichten. Damit sieht der Wanderfalke zwar nicht ganz so schnell wie einige Singvögel, aber immerhin noch gut zweimal so schnell wie wir Menschen.

Nur etwas langsamer ist der Sehsinn des Würgfalken, wie Potier und sein Team feststellten: Die zeitliche Auflösung seiner Augen liegt bei 102 Hertz. Sie reicht damit noch gut aus, um seine wendige Beute auch visuell zu verfolgen. Eher abgeschlagen war dagegen der Wüstenbussard mit nur 77 Hertz. Doch weil er seine langsamere Beute meist in einer Treibjagd mit Artgenossen fängt, reichen ihm diese vergleichsweise „langsamen“ Augen.

Jagdstrategie ist entscheidend

Nach Ansicht der Forscher bestätigen ihre Ergebnisse damit, dass Lebensweise und Sehsinn auch bei diesen Vögeln eng miteinander verknüpft sind. „Es gibt einen Zusammenhang zwischen dem Sehtempo und der Jagdstrategie: schnellfliegende Falken, die schnelle Beute jagen, haben eine hohe zeitliche Auflösung“, so Potier und seine Kollegen. Greifvögel wie der Wüstenbussard, die eher langsam fliegen und auch ihre Beute nicht so schnell verfolgen müssen, haben dagegen langsamere Augen.

„Es eine Art evolutionärer Wettlauf“, erklärt Potiers Kollegin Almut Kelber. Das könne man auch bei den Singvögeln beobachten: „Eine Fliege fliegt schnell und hat einen schnellen Sehsinn. Deshalb muss auch der Fliegenschnäpper schnelle Auge haben, um sie fangen zu können.“ (Journal of Experimental Biology, 2019; doi: 10.1242/jeb.209031)

Quelle: Lund University

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