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Archäologie

3.300 Jahre altes Bronzeschwert in Nördlingen entdeckt

Seltener Fund eines Achtkantschwerts in einem Bronzezeitgrab mit drei Toten

Bronzeschwert
Dieses rund 3.300 Jahre alte Schwert aus einem Grab in Nördlingen gehört zum seltenen Typ eines bronzezeitlichen Achtkantschwerts. © Archäologie-Büro Dr. Woidich

Historische Rarität: Archäologen haben im Nördlinger Donau-Ries ein mehr als 3.300 Jahre altes, ungewöhnlich gut erhaltenes Bronzeschwert entdeckt. Die Waffe gehört zum seltenen Typ der Achtkantschwerter – sein achteckiger Griff besteht vollständig aus Bronze und wurde in einem aufwendigen Verfahren gegossen und verziert. Bisher wurden nur wenige solcher Bronzezeitschwerter gefunden, eine noch größere Rarität ist der Fund eines solchen Achtkantschwerts in einem noch intakten Grab.

Ob bei den Samurai, den Wikingern oder den Kreuzrittern des Mittelalters: Jahrtausendelang war das Schwert die gängige Waffe bei kriegerischen Auseinandersetzungen und Feldzügen. In vielen Kulturen wurden diese Hieb- und Stichwaffen perfektioniert und galten als Kennzeichen der Krieger und Soldaten. Als eines der bisher ältesten Schwerter weltweit gilt dabei eine aus arsenhaltigem Kupfer geschmiedete Waffe, die vor rund 5.000 Jahren in Anatolien hergestellt wurde.

Achtkantschwert
Das Bronzezeit-Schwert bei seiner Entdeckung im Grab. © Archäologie-Büro Dr. Woidich

Bronzezeit-Grab mit drei Toten und reichen Grabbeigaben

Jetzt haben Archäologen bei Ausgrabungen im Nördlinger Donau-Ries einen weiteren, besonders seltenen Schwertfund gemacht. In einem Grab aus der mittleren Bronzezeit um 1300 vor Christus stießen die Forschenden auf die sterblichen Überreste eines Mannes, einer Frau und eines Jugendlichen, die damals offenbar in kurzem Abstand nacheinander bestattet worden waren. Ob alle drei zu einer Familie gehörten, ist noch unklar. Reiche Grabbeigaben aus Bronze legen aber nahe, dass diese Toten von hohem Stand waren.

Unter den Grabbeigaben war auch ein ungewöhnlich gut erhaltenes Schwert – es war nur wenig angelaufen und glänzte stellenweise sogar noch, wie das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege berichtet. Der Griff der Waffe ist mit einem eingeprägten Wellenmuster und weiteren Verzierungen geschmückt. Sie wurden erst mittels Punze eingeprägt, dann mit einem farblich kontrastierenden Material gefüllt.

Seltenes Exemplar eines Achtkantschwerts

Das eigentlich Besondere ist jedoch die Machart des Schwerts: Es handelt sich um einen Vertreter der sogenannten Achtkantschwerter, einem bisher nur aus dem bronzezeitlichen Deutschland bekannten Schwerttyp. Bei diesen Waffen ist der Griff achteckig und besteht aus massiver Bronze. Die Herstellung solcher Achtkantschwerter war sehr aufwendig, weil der Griff im sogenannten Überfangguss über die Klinge gegossen wurde.

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Bisher wurden nur sehr wenige Schwerter dieses Typs gefunden – und noch weniger in einem noch intakten Fundzusammenhang. Bisherige Exemplare tauchten entweder als einzelne, mutmaßliche Opferfunde auf oder wurden schon im 19. Jahrhundert von Raubgräbern oder Archäologen aus Bronzezeitgräber entfernt, so dass nur wenig über ihre Herkunft bekannt ist. Beim aktuellen Fund in Nördlingen ist dies nun anders.

Achtkantschwert - Griff
Der achteckige Griff aus massiver Bronze ist kunstvoll verziert.© Archäologie-Büro Dr. Woidich

Die Archäologen gehen davon aus, dass dieses Schwert von seinem Besitzer zu Lebzeiten getragen und genutzt wurde, auch wenn keine eindeutigen Hiebmarken oder andere Gebrauchsspuren an der Waffe zu erkennen sind. Ihren Angaben zufolge deutet der relativ weit vorne in der Klinge liegende Schwerpunkt darauf hin, dass dieses Achtkantschwert nicht zum Stechen, sondern primär als Hiebwaffe gedacht war.

Zwei Typen solcher Schwerter bekannt

Interessant auch: Frühere Funde solcher Waffen legen zwei getrennte Verbreitungsschwerpunkte der bronzezeitlichen Achtkantschwerter nahe. So wurden Waffen des sogenannten Hausmoning-Subtyps vor allem in Bayern gefunden, ein zweiter Subtyp war dagegen vor allem Norddeutschland und Dänemark verbreitet. Er unterschiedet sich vom süddeutschen Typ in den Gusstechniken und der Verzierung. Ob es sich bei den norddeutschen Achtkantschwertern um Nachbauten süddeutscher Formen handelt oder ob ausgewanderte Schmiede ihr Wissen in den Norden brachten, ist unklar.

Zu welchem Typ das Schwert von Nördlingen gehört, müssen nähere Analysen erst noch zeigen: „Noch muss das Schwert und die Bestattung untersucht werden, damit unsere Archäologinnen und Archäologen diesen Fund genauer einordnen können“, erklärt Generalkonservator Mathias Pfeil, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege. „Aber schon jetzt lässt sich sagen: Der Erhaltungszustand ist außergewöhnlich! Ein Fund wie dieser ist sehr selten.“

Quelle: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege

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