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Anthropogeographie

Tischlein-Deck-Dich der Wüstenbewohner

Dattelpalmen erfüllen viele Funktionen

„Hochleistungspalmen“ liefern im besten Lebensalter – 40 bis 80 Jahre – über 150 Kilogramm bester Dattelfrüchte innerhalb einer Ernteperiode. Die Früchte der Dattelpalme dienen aber nicht nur den Wüstenbewohnern selbst als Hunger- oder Durstlöscher: Auf lokalen Märkten bietet man sie auch gerne zum Verkauf an und sie sind – last but not least – auch einer der größten Exportschlager in den Wüstenregionen.

Da Lebensmittel und andere Ressourcen in den Oasen knapp sind, schlachten die dort lebenden Menschen die Palmwälder auch ansonsten fast vollständig aus. Frische Blatttriebe bereichern als Salat die Speisekarte, Palmwedel bilden die Grundlage für Besen, Körbe oder Dachkonstruktionen und der Stamm findet als Baumaterial oder Brennholz Verwendung.

Sogar die Dattelkerne werden gemahlen und als Tierfutter genutzt – eine vorbildlich Art der Tiernahrung, BSE hat hier jedenfalls keine Chance. Und noch ein besonderer Clou der Pflanze: Der aus dem Saft der Palmstämme gewonnene Wein schmeckt ausgezeichnet und hat auch schon bei manchem sinnenfrohen Touristen einen „dicken“ Kopf verursacht.

Aber die Dattelpalme ist nicht nur ein fest im heißen Wüstensand verankertes Tischlein-Deck-Dich, die Wälder sind für das Leben in den Oasen noch aus einem anderen Grund unersetzlich. Wie ein Sonnenschirm schützt das Dach der Palmwälder die anderen Nutzpflanzen in den grünen Gärten der Wüste vor der direkten Sonneneinstrahlung und der Hitze. Erst dadurch entwickelt sich das besondere Mikroklima, das diese Organismen für ein optimales Wachstum benötigen.

Denn Dattelpalmen haben in den Oasen längst ihre absolute Monopolstellung verloren. Viele Oasengärten zeigen heute einen typischen stockwerkartigen Aufbau: In Bodennähe wachsen verschiedene Getreidesorten, aber auch Gemüse wie Bohnen, Karotten, Tomaten, Melonen oder Gurken. In der ersten Etage folgen Obstbäume wie Granatapfel, Aprikosen, Pfirsiche oder Orangen und an der Spitze stehen die Dinosaurier des Oasenreiches, die Dattelpalmen.

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Längst nicht in allen Oasen aber reicht die zur Verfügung stehende Wassermenge aus, um solch eine paradiesische Vielfalt am Leben zu halten oder gewinnbringend zu nutzen. Vor allem der besonders wasserintensive Gemüseanbau wird bei Wassermangel häufig eingeschränkt oder fällt ganz dem „Rotstift“ der Oasenbauern zum Opfer.

Datteln, Palmblättersalat, Aprikosen, Zwiebeln oder Möhren – viele Oasen scheinen auf den ersten Blick ein Paradies für Vegetarier zu sein. Und in der Tat spielt Viehzucht in den „grünen Inseln im Wüstenmeer“ oft eine eher untergeordnete Rolle. Häufig tummeln sich nur einige Hühner oder anderes Geflügel im Oasenbereich und natürlich die unausweichlichen Kamele. Diese Tiere sind leicht zu halten und in Bezug auf ihre Nahrung nicht besonders wählerisch. Anders sieht das in den großen Flussoasen am Nil oder an Euphrat und Tigris aus. Hier hat die Tierhaltung manchmal eine größere Bedeutung.

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Stand: 14.06.2001

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Oasen
Paradiese der Wüste

Grüne Farbtupfer im Wüstenmeer
Was ist eine Oase?

Von der Antike bis ins 21. Jahrhundert
Geschichte der Oasen

Wasser als Lebensspender
Oasentypen

Bergoasen und Schnee in der Wüste
Oasenklischees auf dem Prüfstand

Das Land, wo Milch und Honig fließen?
Über das Leben der Oasenbauern

Ein Harem aus Pflanzen
Dattelpalmen

Tischlein-Deck-Dich der Wüstenbewohner
Dattelpalmen erfüllen viele Funktionen

Kamele
Durstkünstler und Wüstenschiffe

Fluch oder Segen?
Oasen als Touristenattraktionen

Wassernutzung ohne Rücksicht auf Verluste
Wann beginnt des große Oasensterben?

Die Kufra-Oasen
Paradies inmitten der Libyschen Wüste?

Von der Oase zur Wüstenfarm
Gaddhafis Megaprojekt "Kufra"

Quell des Lebens im Tal des Todes
Furnace Creek

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