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Anthropogeographie

Ein Harem aus Pflanzen

Dattelpalmen

30 Meter hoch, bis zu 200 Jahre alt und Wurzeln, die bis in Tiefen von mehr als 20 Meter reichen – Haine aus Dattelpalmen kündigen fast überall auf der Welt schon aus größerer Entfernung die Existenz einer Oase an. Aber nicht nur als Wegweiser für Nomaden und Touristen ist die Palme hilfreich, sie wird auch seit vielen Tausend Jahren als Kulturpflanze in den Oasen eingesetzt.

Obwohl in den Oasen mittlerweile auch andere landwirtschaftliche Produkte angebaut werden, ist die Dattelpalme auch heute noch die wichtigste Existenzgrundlage und Einnahmequelle für die Oasenbewohner.

Perfekt an das Leben in der Wüste angepasst, gedeihen die zweigeschlechtlichen Palmen bei extremen Temperaturen besonders gut. Selbst Maximalwerte von mehr als 50 Grad Celsius kann diese Pflanzenart problemlos überleben – genauso wie leichte Fröste. Damit die Blüten und Früchte sich optimal entwickeln, sind in den Sommer- und Herbstmonaten sogar mittlere Tagestemperaturen um die 30 Grad dringend notwendig. Datteln – Nektar und Ambrosia der Wüstenbewohner – liefern aber nur die weiblichen Bäume.

Um den wertvollen fruchtbaren Boden der Oasen optimal zu nutzen, haben sich die Oasenbauern deshalb eine besonders pfiffige Strategie einfallen lassen: Sie praktizieren eine Art pflanzlicher Variante der Haremshaltung. Auf eine männliche Palme kommen deshalb in den Dattelhainen bis zu 50 weibliche Bäume. Dieser eine „Samenspender“ reicht für die Bestäubung der weiblichen Blüten aus, weil die Oasenbauern reife, männliche Blütenstände in jeden weiblichen Baum hängen.

Viel Wasser gleich viele Früchte – auf diese einfache Formel kann man die Leistungsfähigkeit der Palmen bei der Dattelproduktion verkürzen. Die Palmhaine brauchen deshalb viel und vor allem kontinuierlich Wasser.

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Erstaunlicherweise sind aber Niederschläge für die Bäume eher schädlich. Denn wenn der Regen zur falschen Jahreszeit fällt, sabotiert er die Bestäubung, unterstützt den Pilzbefall der Früchte oder bringt überreife Datteln zum Platzen. Die Arbeit eines ganzen Jahres kann durch einen einzigen Regenguss innerhalb weniger Minuten zerstört werden.

Dattelpalmen gedeihen deshalb am Besten, wenn sie das kühle Nass direkt über die Wurzeln aufnehmen oder per Bewässerung „quasi frei Haus geliefert“ bekommen. Nicht jede Pflanze ist so gut an das Leben in der Wüste angepasst wie Welwitschia mirabilis, eine fleischige Sukkulentenart, die beispielsweise in der Kalahari-Wüste öfter anzutreffen ist. Auf der Suche nach Wasser dringen ihre Wurzeln mehr als 100 Meter tief in den Boden vor.

Ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem für die Palmwälder ist deshalb Pflicht. Es muss nicht nur geplant und gebaut, sondern auch immer wieder repariert oder Instandgehalten werden. Ganz schön viel Arbeit für die ohnehin nicht gerade verwöhnten Oasenbauern.

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Stand: 14.06.2001

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Oasen
Paradiese der Wüste

Grüne Farbtupfer im Wüstenmeer
Was ist eine Oase?

Von der Antike bis ins 21. Jahrhundert
Geschichte der Oasen

Wasser als Lebensspender
Oasentypen

Bergoasen und Schnee in der Wüste
Oasenklischees auf dem Prüfstand

Das Land, wo Milch und Honig fließen?
Über das Leben der Oasenbauern

Ein Harem aus Pflanzen
Dattelpalmen

Tischlein-Deck-Dich der Wüstenbewohner
Dattelpalmen erfüllen viele Funktionen

Kamele
Durstkünstler und Wüstenschiffe

Fluch oder Segen?
Oasen als Touristenattraktionen

Wassernutzung ohne Rücksicht auf Verluste
Wann beginnt des große Oasensterben?

Die Kufra-Oasen
Paradies inmitten der Libyschen Wüste?

Von der Oase zur Wüstenfarm
Gaddhafis Megaprojekt "Kufra"

Quell des Lebens im Tal des Todes
Furnace Creek

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