Kaum ein Vorurteil ist weiter verbreitet als das der mangelnden weiblichen Fahrkünste. Was ist tatsächlich dran? Das wollten jetzt Bochumer Psychologen wissen. Sie ließen Männer und Frauen nicht nur parken, sondern testeten auch ihr räumliches Vorstellungsvermögen und fragten ihre Selbsteinschätzung ab. Resultat: Frauen parken tatsächlich durchschnittlich langsamer und ungenauer ein als Männer.
Dabei spielt aber das negative Selbstbild eine wesentliche Rolle. Also: Die Parklücke nicht als Bedrohung, sondern als Herausforderung nehmen – dann klappt`s besser, so die Wissenschaftler um Claudia C. Wolf von der Ruhr-Universität Bochum (RUB) im Forschungsmagazin „RUBIN“.
Parken zwischen Schrottautos
Die Psychologen um Wolf ließen 17 männliche und weibliche Fahranfänger und 48 erfahrene Autofahrerinnen und -fahrer mit einem Fahrzeug, mit dem sie keine Erfahrung hatten, in einem Parkhaus zwischen Schrottautos einparken.
Vorwärts, rückwärts und seitlich, von links und rechts kommend mussten die Fahrer ihre Künste beweisen. In der Tat kam heraus, dass Männer nicht nur schneller in die Lücke kamen, sondern sie auch genauer trafen. Besonders beim seitlichen Parken lagen sie nach den Ergenbnissen der Forscher vorn: 42 Sekunden schneller und drei Prozent genauer gelang ihnen das Einparken. Aber warum?
Selbsteinschätzung ist wichtiger Faktor
Die Wissenschaftler wollten es genau wissen. Sie ließen alle Probanden einen Test zur mentalen Rotationsfähigkeit absolvieren. Denn auch beim Parken muss der Fahrer „nicht nur wissen, wie die momentane Position seines Fahrzeugs relativ zu parkenden Autos oder zur Bordsteinkante ist. Er muss auch wissen, wie sich seine Position verändert, wenn er das Gaspedal betätigt“, erklärt RUB-Wissenschaftler Professor Onur Güntürkün.
Männer schneiden bei dem Test durchschnittlich besser ab als Frauen. Da aber meistens auch soziale Faktoren eine Rolle spielen, erfragten die Forscher auch die Selbsteinschätzung der Testpersonen in Bezug auf ihr Können. Und es zeigte sich: Je besser sich die Person einschätzte, desto besser parkte sie ein. Schon bei Fahranfängern gab es diesen Zusammenhang. Und während mit wachsender Erfahrung der Einfluss der mentalen Rotationsfähigkeit sank, blieb der Einfluss der Selbsteinschätzung erhalten.
Das „weibliche Dilemma“
Das „weibliche Dilemma“: Aufgrund der schlechteren Rotationsfähigkeiten haben Fahranfängerinnen Mühe mit dem Parken. Misserfolge speichern sie den Forschern zufolge ab und ihr Selbstbewusstsein sinkt. Dadurch parken sie auch später unsicher ein, weil sie ihr Handeln ständig kontrollieren. Der gedankenlose Automatismus des Einparkens stellt sich bei ihnen nicht ein.
„Abhilfe könnte ein Perspektivwechsel schaffen“, so Wolf. „Wenn wir eine vermeintliche Bedrohung zur Herausforderung umdeuten, gehen wir selbstbewusster zu Werke und unsere Leistung steigt.“
(idw – Ruhr-Universität Bochum, 25.10.2010 – DLO)