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Klima

Klimaschutz-Index 2009: Deutschland vor dem Absturz?

Neues Länder-Ranking mit enttäuschenden Ergebnissen

Kein Land weltweit ist auf Kurs, um einen gefährlichen Klimawandel zu verhindern: Dies geht aus dem Klimaschutz-Index 2009 hervor, den gestern Germanwatch und Climate Action Network (CAN) Europe auf dem Klimagipfel im polnischen Posen vorgestellt haben.

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Zum vierten Mal in Folge vergleicht der Index die Klimaschutzleistungen von 57 Industrie- und Schwellenländern, die gemeinsam für 90 Prozent der globalen energiebedingten CO2-Emissionen verantwortlich sind.

Keine Medaillen vergeben

„Die Gesamtemissionen sind im vergangenen Jahr schneller als jemals zuvor gewachsen“, erklärt Jan Burck, Autor der Studie bei Germanwatch. „Ob auf den oberen oder den unteren Plätzen, kein Land hat bei der Emissionsreduktion gut genug abgeschnitten, um sich eine Medaille zu verdienen“, stellt Burck fest.

Aus diesem Grund haben sich die Autoren dazu entschlossen, die ersten drei Plätze des Rankings frei zu lassen. Als das beste unter den insgesamt schlecht bewerteten Ländern belegt Schweden Platz vier, gefolgt von Deutschland und Frankreich.

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Gerade diese Länder stehen aber laut Germanwatch aktuell wegen ihrer Neupositionierung in der Debatte um das EU Energie- und Klimapaket in heftigster Kritik. Diese neuen, möglicherweise dramatischen Entwicklungen, zu der diese drei Länder erheblich beitragen, sind noch nicht beim diesjährigen Index berücksichtigt.

Riskiert Merkel einen spektakulären Absturz?

Auch Italien (44) und Polen (45), die zwei Länder, die das Paket besonders stark blockieren, können beim Scheitern eines ambitionierten Pakets eine noch schlechtere Platzierung in der nächsten Ausgabe des Index erwarten.

„Bundeskanzlerin Merkel riskiert einen spektakulären Absturz. Noch letztes Jahr wurde sie für ihre Diplomatie und ihre Vision im Umgang mit der Herausforderung des Klimawandels gefeiert. Aber nun scheint sie dabei zu versagen, sich gegenüber den verschmutzenden Industrien zu behaupten. Diese Woche wird sich entscheiden, was Deutschlands Vermächtnis im Klimaschutz sein wird. Der Index zeigt, was auf dem Spiel steht“, bemerkt Matthias Duwe, Direktor von CAN-Europe.

Am unteren Ende des Rankings belegen Saudi Arabien den 60., Kanada den 59. und die USA den 58. Platz. Insbesondere positive Initiativen einzelner Bundesstaaten haben die USA an Kanada vorbeiziehen lassen. In allen drei Indikatoren, Emissionstrend, Emissionsniveau und Klimapolitik, schneiden diese Schlusslichter schlecht ab. Nur durch ambitioniertes politisches Engagement haben diese Länder die Möglichkeit, ihre Platzierung in Zukunft zu verbessern.

China schneidet erstaunlich gut ab

Doch es gibt nach Angaben von Germanwatch und CAN-Europe auch ermutigende Signale. So hat der kommende Präsident der USA, Barack Obama, angekündigt, dass er in der Klimapolitik starke Initiativen ergreifen will. Auch diese neuesten Ankündigungen sind allerdings noch nicht im Index berücksichtigt.

Der Klimaschutz-Index 2009 zeigt noch andere erfreuliche Entwicklungen auf. So lassen sich in verschiedenen Schwellenländern positive Tendenzen beobachten, die sich deutlich von den sich abzeichnenden Rückschritten der EU-Staaten abheben. So hat China in der Bewertung der nationalen Politik erstaunlich gut abgeschnitten, obwohl sich die konstruktiven Politikansätze noch nicht entscheidend auf den Emissionstrend ausgewirkt haben.

Südafrika und Mexiko werden insbesondere für ihre internationale Klimapolitik, Indien für die verbesserte Nationalpolitik und die niedrigen pro-Kopf-Emissionen mit relativ positiven Rangwerten belohnt.

Fundierter Ländervergleich

Der Klimaschutz-Index 2009 ermöglicht laut Germanwatch und CAN-Europe einen fundierten Ländervergleich durch drei Säulen. Erstens, durch das Emissionsniveau, dessen Zahlen von der Internationalen Energieagentur (IEA) mit 30 Prozent in die Berechnung eingehen.

Zweitens, den Emissionstrend, der mit 50 Prozent gewichtet wird und drittens die Klimapolitik der Länder, die mit 20 Prozent Gewichtung einfließt. Die Bewertung der Klimapolitik einzelner Länder wird durch nationale Experten abgerundet.

(Germanwatch und CAN-Europe, 11.12.2008 – DLO)

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