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Biotechnologie

Deutschlandkarte für Gen-Mais veröffentlicht

Greenpeace: Anbau bleibt die Ausnahme

Eine neue Deutschlandkarte auf den Internetseiten von Greenpeace gibt ab sofort Auskunft darüber, wo genau bei uns Gen-Mais angebaut werden soll. Als Grundlage dienen die im Standortregister des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit veröffentlichten Daten. Bis letzten Freitag waren dort 4.342 Hektar angemeldet. Dies sind 671 Hektar mehr als genau vor einem Jahr.

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„Die Prognosen der Gentechnik-Industrie sind nicht eingetreten“, sagt Ulrike Brendel, Gentechnik-Expertin von Greenpeace. „Die angemeldete Fläche für Gen-Mais hat sich im Vergleich zum letzten Jahr nicht dramatisch ausgeweitet. Auch in diesem Jahr wird der Anbau von Gen-Mais die Ausnahme bleiben und konzentriert sich auf einige wenige Landwirte und Regionen“.

Für die Fläche erhalten die Gen-Bauern finanzielle Zuschüsse von der EU. Nach Berechnungen von Greenpeace belaufen sich diese auf etwa 1,2 Millionen Euro. Eine von Greenpeace in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage zeigt, dass rund 70 Prozent der Bevölkerung Subventionen für den Anbau von genmanipulierten Pflanzen ablehnen.

Allein der Landwirt Jörg Piprek aus Hohenstein/Brandenburg hat in diesem Jahr 519 Hektar Gen-Mais zum Anbau angemeldet, dies sind zwölf Prozent der Gesamtfläche. Dafür wird er mit rund 133.000 Euro von der EU bezuschusst. „Während der Anbau des riskanten Gen-Maises in anderen EU-Ländern wie beispielsweise Frankreich wegen Sicherheitsbedenken verboten ist, werden Gen-Bauern in Deutschland beim Anbau der riskanten Saat sogar finanziell belohnt. Bundeslandwirtschaftsminister Seehofer (CSU) handelt fahrlässig, wenn er den Anbau von Gen-Mais nicht auch in Deutschland verbietet“, sagt Brendel.

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Illegaler Anbau aufgedeckt

In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass längst nicht auf der gesamten registrierten Fläche Gen-Mais angebaut wird. Im Jahr 2007 wurden beispielsweise rund 1.000 Hektar anders genutzt als es im Standortregister vorgesehen war. Felder, die mit Gen-Mais bestückt werden sollen, müssen bis drei Monate vor der Aussaat gemeldet werden. Ob sich jedoch alle Landwirte an geltendes Recht halten und ihre Gen-Felder registrieren lassen, ist unklar. Vergangenes Jahr deckte Greenpeace den illegalen Anbau von Gen-Mais auf. Der Gen-Bauer Piprek hatte auf einem Acker genmanipulierten Mais gepflanzt, ohne die Fläche anzumelden.

Mit über 120 Hektar angemeldeter Fläche im Raum Würzburg/Bayern, wird 2008 erstmals auch in Westdeutschland von Landwirten kommerziell Gen-Mais angebaut, so Greenpeace. Bisher beschränkte sich der Anbau von Gen-Mais in den westlichen Bundesländern auf Sortenversuche oder Versuchsanbau von staatlichen Einrichtungen oder der Gentechnik-Industrie. Dabei ist die Ablehnung der Gentechnik nach Erkenntnissen der Umweltorganisation in Bayern besonders stark. Zahlreiche bayerische Landwirte sind aktiv und haben sich in über 45 Initiativen zu „gentechnikfreien Regionen“ zusammengeschlossen. Auch die Kreisobmänner des Bayerischen Bauernverbandes lehnen in einem gemeinsam veröffentlichten Statement den kommerziellen Anbau von Gen-Pflanzen ab.

Große Gefahren für Pflanzen und Tiere?

Unterdessen hat die französische Regierung am 9. Februar 2008 offiziell ein Anbauverbot für den Monsanto-Genmais MON 810 verhängt. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) forderte Bundesagrarminister Horst Seehofer daraufhin auf, in Deutschland ebenfalls ein solches Verbot durchzusetzen.

Hubert Weiger, BUND-Vorsitzender: „Vom MON 810 gehen große Gefahren für andere Pflanzen und für Tiere aus. Wenn die Regierung in Paris schwerwiegende Bedenken gegen den Anbau des Gen-Mais hat, muss auch die Bundesregierung jetzt verantwortlich handeln und den Anbau dieser Risikopflanze in Deutschland verbieten. Und Agrarminister Seehofer muss sich dafür einsetzen, dass MON 810 keine erneute EU-Zulassung bekommt.“

Für ein nationales Anbauverbot könne sich die Bundesregierung nach dem Vorbild Frankreichs und anderer EU-Staaten auf eine EU-Schutzklausel berufen, die ein zeitweises oder vollständiges Verbot des Anbaus und des Kaufs von gentechnisch veränderten Organismen in einem Mitgliedsstaat erlaube. Wenn Frankreich sein Verbot mit einem Gesundheits- oder Umweltrisiko begründe, müsse Deutschland diesen Bedenken endlich folgen, so der BUND. Inzwischen seien es bereits fünf EU-Staaten, die diese Schutzklausel anwendeten und den Anbau des Genmais verboten hätten.

Link:

Die Gen-Mais-Anbaukarte finden Sie im Internet unter: www.greenpeace.de/gen-mais-karte

(Greenpeace/BUND, 11.02.2008 – DLO)

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