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Zoologie

Bienen: Promiskuität für das Wohl des Volkes

Mehrfache Paarung der Bienenkönigin macht Bienenstock produktiver und robuster

Arbeiterbienen bauen eine neue Wabe. © Heather R. Mattila

Warum paaren sich Bienenköniginnen gleich mit Dutzenden von Männchen? Welchen Nutzen hat diese extreme Promiskuität? Die Antwort auf diese Frage liefern jetzt amerikanische Forscher in der Zeitschrift „Science“. Sie stellten fest, dass der dadurch genetisch uneinheitliche Nachwuchs weitaus robuster und produktiver ist als Völker von monogamen Königinnen.

„Eine faszinierende Eigenschaft von Honigbienenarten weltweit ist die Tatsache, dass ihre Königinnen sich mit einer außergewöhnlich hohen Zahl an Männchen paaren“, erklärt Heather R. Mattila, Neurobiologin und Verhaltensforscherin an der Cornell Universität. Die europäische Honigbiene beispielsweise paart sich durchschnittlich mit sechs bis 20 Partnern, die Asiatische Riesenhonigbiene sogar mit rekordverdächtigen 102 Männchen.

Um das Paarungsverhalten und seine Auswirkungen zu untersuchen, befruchteten die Forscher unter Leitung von Professor Thomas D. Seeley zwölf Bienenköniginnen jeweils mit Sperma von 15 Drohnen und neun weitere Königinnen nur mit jeweils dem Sperma eines einzigen Männchens. Dann beobachteten sie das Verhalten der Bienen beim Ausschwärmen und dem Gründen neuer Kolonien im Juni.

“Nur zwei Wochen nach Gründung des neuen Nestes hatten die aus genetisch unterschiedlichen Arbeitern bestehenden Kolonien 30 Prozent mehr Waben gebaut, 39 Prozent mehr Nahrung gelagert und eine 27 bis 78 Prozent höhere Sammelaktivität als die genetisch einheitlichen Kolonien“, erklärt Mattila. Am Ende des Sommers tummelten sich in den genetisch vielfältigen Kolonien fünfmal mehr Bienen, achtmal mehr reproduktionsfähige Männchen und alle Bienen wiesen ein höheres durchschnittliches Körpergewicht auf als die aus den Vergleichsstöcken.

Erfolgreicher beim Nahrungssammeln

Am Ende des darauf folgenden Winters hatten immerhin ein Viertel aller genetisch diversen Bienenstöcke überlebt, alle genetisch homogenen Kolonien waren dagegen eingegangen. „Diese Unterschiede sind beachtlich, wenn man bedenkt, dass die Kolonien bei ihrer Gründung etwa gleich große Arbeiterpopulationen aufwiesen“, so Mattila. „unsere Ergebnisse enthüllen ohne Zweifel die enormen Vorteile einer genetischen Diversität für die Produktivität von Honigbienenkolonien.“

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Auch im Verhalten der Bienen entdeckten die Forscher Unterschiede: So setzten die genetisch unterschiedlichen Bienen untereinander häufiger komplexe Formen der Kommunikation ein, wie beispielsweise den Schwänzeltanz zur Angabe einer lohnenden Futterquelle. Vermutlich trägt auch diese bessere Information zwischen Nestgenossinnen dazu bei, dass diese Bienen erfolgreicher beim Nahrungsammeln waren als ihre genetisch homogenen Kolleginnen.

(Cornell University, 23.07.2007 – NPO)

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