Die Ozeane nehmen fast ein Drittel des Kohlendioxids auf, das die Menschheit in die Atmosphäre bläst – und je mehr Treibhausgas die Luft belastet, desto mehr sollte sich hiervon auch in den Meeren lösen. Tut es aber nicht. Zumindest im südlichen Ozean macht sich in den letzten 25 Jahren ein Sättigungseffekt bemerkbar, wie nun Max-Planck-Forscher in der Fachzeitschrift „Science“ berichten“. Denn der Klimawandel – den die Treibhausgase zumindest mit verursachen – stört den Kohlenstoffkreislauf der Ozeane.
{1l}
Wenn ein Wald oder ein Ozean mehr Kohlendioxid aufnimmt als er abgibt, sprechen Geochemiker von einer Kohlenstoffsenke. Und zumindest in die Meere sollte die Atmosphäre desto mehr Kohlendioxid drücken, je mehr sie enthält. Das ist eine Sache des chemischen Gleichgewichts und lässt sich im Prinzip auch bei einem Wassersprudler beobachten. Wenn sich die Ozeane an dieses Prinzip hielten, könnten sie den Klimawandel abschwächen. „Doch der Klimawandel sorgt dafür, dass die Meere weniger Kohlendioxid aufnehmen“, erklärt Martin Heimann, Direktor am Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena. „So bleibt mehr vom Menschen emittiertes Kohlendioxid in der Atmosphäre, was wiederum den Klimawandel verstärkt.“
Rückkopplung untersucht
Diese positive Rückkopplung hat nun ein internationales Wissenschaftlerteam unter der Führung des Max-Planck-Instituts für Biogeochemie in Jena erstmals mit Messungen belegt. Theoretisch vorhergesagt haben Wissenschaftler diesen Effekt schon länger. Nun haben die Forscher, unter anderem von der Universität East Anglia und des British Antarctic Survey, Messungen von 42 Stationen ausgewertet, die sich über die gesamte Erde verteilen.
Die Messstationen haben teilweise seit Beginn der 80er Jahre die Konzentration des Treibhausgases in ihrer Umgebung registriert. Wie stark die Konzentrationen zwischen den einzelnen Stationen zu- oder abnehmen, hängt unter anderem von den Luftströmungen ab. Aber auch davon, wie viel Gas die Senken aus der Luft ziehen. Im Umkehrschluss konnten die Forscher aus ihren Messungen also berechnen, wie viel Kohlendioxid die Senke des südlichen Ozeans aufnimmt. Und wie sich seine Kapazität im Laufe der letzten 25 Jahre verändert hat.
Klimawandel ändert Windsysteme
Eigentlich sollte der südliche Ozean heute mehr Treibhausgas aufnehmen als zu Beginn der Messungen. Schließlich hat die Kohlendioxid-Konzentration in der Atmosphäre deutlich zugenommen. Stattdessen aber stagnierte die Aufnahme in den letzten 25 Jahren, wie die Messungen des Wissenschaftlerteams belegen. Schuld ist der Klimawandel, der die Winde über dem südlichen Ozean anfacht. Diese wiederum verändern die Meeresströmungen. So gelangt mehr Wasser zur Oberfläche, das bereits mit Kohlenstoff gesättigt ist. Ähnliche Phänomene sind auch andernorts zu erwarten: „Wir müssen davon ausgehen, dass solche Rückkopplungen den Klimawandel auch in anderen Teilen der Welt verstärken“, sagt Heimann.
(Max-Planck-Institut für Biogeochemie, 21.05.2007 – AHE)