Magnetresonanzscanner werden hauptsächlich in der Medizin eingesetzt, doch zukünftig könnten sie auch der Ölindustrie zugute kommen: Denn sie sollen helfen, Ölvorkommen in porösem Gestein effektiver als bisher auszubeuten – indem sie die Verteilung von Öl und Wasser im Gestein zeigen.
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Die Ölvorräte der Erde gehen zur Neige – umso eifriger wird nach Verfahren gesucht, um die verbleibenden Lagerstätten so effektiv wie möglich auszubeuten. Doch genau hier hapert es zurzeit noch: Die Öllagerstätten bestehen meist aus porösem, quasi ölgetränktem Gestein. Um dieses Öl zu fördern werden meist zwei Bohrlöcher gegraben: Eines, durch das Wasser in das Gestein eingeleitet wird, das unter hohem Druck das Öl aus dem Gesteinsporen heraus pressen soll. Das zweite Bohrloch dient dann als Förderbrunnen, über den das Öl abgepumpt wird.
Der Nachteil dieser Methode: Nur rund 30 Prozent des in der Lagerstätte vorhandenen Öls kann auf diese Weise aus dem Gestein gefördert werden. Danach drängt das in den Untergrund gepresste Wasser in die Förderbohrung und 70 Prozent des Öls bleiben verloren. Ein neues Forschungsprojekt der britischen Universitäten Aston und Nottingham Trent will dem nun abhelfen.
Forscher um den Physiker Martin Bencsik und die Pharmazeutin Yvonne Perrie wollen mithilfe von Magnetresonanzscannern (MRI) und speziellen Mikrobläschen die Ölausbeute aus dem porösen Gestein verbessern. Der Scanner, normalerweise zum Durchleuchten des Körperinneren in der Medizin eingesetzt, ist bekanntermaßen sensibel für auch kleine Dichteunterschiede in einem Material. “Die meisten Menschen denken an Medizin, wenn die Worte ‚MRI-Scanner’ hören, aber wir sind sicher, dass die Technologie auch für andere wichtige Dinge eingesetzt werden kann, darunter auch diesen neuen Ansatz in der Ölförderung“, so Bencsik.
Die Wissenschaftler wollen nun kleine Liposomen – gasgefüllte Fettbläschen – produzieren, die zusammen mit dem Wasser in den Untergrund einer Öllagerstätte gepumpt werden sollen. Hier breiten sie sich mit dem Wasserstrom aus. An der Erdoberfläche kann der entsprechend umgebaute Magnetresonanzscanner den Weg und die Ausbreitungsgeschwindigkeit des Wassers anhand der Liposomen verfolgen. Er soll zudem erstmals ein dreidimensionales Bild der Druckverhältnisse im Gestein liefern, das den Ölexperten dann Auskunft darüber gibt, wie und wo sie ansetzen können, um die geförderte Ölmenge zu steigern.
(Aston University, 08.11.2005 – NPO)