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Evolution

Klimawandel förderte Gorilla-Evolution

Westliche Flachlandgorillas und Cross-River-Gorillas gehen erst seit 17.800 Jahren getrennte evolutionäre Wege

Cross-River-Gorillas sind heute vom Aussterben bedroht. © Nicky Lankester

Die Westlichen Flachlandgorillas und die Cross-River-Gorillas in Äquatorialafrika gehen erst seit 17.800 Jahren infolge von Klimaveränderungen getrennte evolutionäre Wege. Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie, über die jetzt die Fachzeitschrift „BMC Evolutionary Biology“ berichtet.

Zwei Gorilla-Arten sind in Äquatorialafrika zuhause. Die Westlichen Gorillas – Gorilla gorilla – und die Östlichen Gorillas – Gorilla beringei – begannen sich vor 0,9 bis 1,6 Millionen Jahren getrennt voneinander weiter zu entwickeln. Beide Arten leben heute mehrere Hundert Kilometer voneinander entfernt.

Evolutionäres Modell entwickelt

Ein internationales Forscherteam um Olaf Thalmann von der Universität Turku in Finnland und Linda Vigilant vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig hat nun herausgefunden, dass die beiden Unterarten des Westlichen Gorillas, der Westliche Flachlandgorilla und der vom Aussterben bedrohte Cross-River-Gorilla – Gorilla gorilla diehli – erst im Zeitalter des Pleistozäns vor etwa 17.800 Jahren begannen, getrennte evolutionäre Wege zu gehen.

In ihrer neuen Studie bestimmten die Forscher zunächst den Genotyp von heute lebenden Westlichen Gorillas und von 100 Jahre alten Museumsexemplaren. Mithilfe dieser Daten erstellten sie für die beiden Unterarten des Westlichen Gorillas ein evolutionäres Modell und fanden anhand dessen folgendes heraus: Obwohl Cross-River-Gorillas sich vor etwa 17.800 Jahren von den Westlichen Flachlandgorillas abspalteten, pflanzten sie sich in Abständen weiterhin miteinander fort.

Waldgebiete wuchsen und schrumpften

Thalmann und Kollegen gehen davon aus, dass sich die Waldgebiete infolge von Klimaveränderungen während des Pleistozäns zunächst ausdehnten und die Westlichen Gorillas ihr Territorium erweitern konnten. Ein anschließendes Schrumpfen der Wälder spaltete den Gorillabestand in zwei Populationen, die sich dann getrennt voneinander weiter entwickelten.

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Durch Klimaschwankungen, die ein wiederholtes Ausdehnen und Schrumpfen der Wälder zur Folge hatten, begegneten sich Westliche Flachlandgorillas und Cross-River-Gorillas nach Ansicht der Wissenschaftler jedoch zeitweise und pflanzten sich dann auch miteinander fort. Jedes erneute Schrumpfen der Wälder isolierte die Cross-River-Gorillas aber anschließend wieder von den Westlichen Flachlandgorillas.

Genfluss kam vor 420 Jahren zum Stillstand

Das Modell zeigt nach Angaben der Forscher weiterhin, dass der Genfluss zwischen den beiden Unterarten vor etwa 420 Jahren letztlich zum Stillstand kam. In den letzten 320 Jahren sank die Anzahl der Cross-River-Gorillas um 60 Prozent, was zu einem Verlust an genetischer Vielfalt in der Population führte.

„Die Anzahl der Cross-River-Gorillas ist weiterhin gesunken, so beispielsweise durch die Zerstörung ihres Lebensraums und die Jagd auf die Tiere durch den Menschen. Heute gibt es nur noch etwa 300 Cross-River-Gorillas“, erklärt Thalmann.

Genetische Verarmung

Und weiter: „Es ist ungewiss, welchen Effekt der Verlust an genetischer Vielfalt bei den Cross-River-Gorillas langfristig zur Folge haben wird. Da die genetische Verarmung jedoch erst vor so relativ kurzer Zeit begann, ist es möglich, dass sie aufgehalten werden könnte, wenn man den Cross-River-Gorillas ermöglicht, sich wieder über ein größeres Territorium auszubreiten.” (BMC Evolutionary Biology, 2011; doi:10.1186/1471-2148-11-85)

(MPG, 05.04.2011 – DLO)

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