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Geowissen

Untersee-Asphaltvulkane spien Teer und Methan statt Lava

Rätselhafte Vulkanform jetzt auch vor der Küste Kaliforniens entdeckt

Höhenkarte der sieben Asphaltvulkane, ermittelt per Bathymetrie durch das autonome Unterwasserfahrzeug "Sentry". © Dana Yoerger /Woods Hole Oceanographic Institution

Forscher haben vor der kalifornischen Küste gleich sieben bisher unbekannte Asphaltvulkane entdeckt. Diese noch immer rätselhafte Vulkanform speit Teer, Methan und Asphalt statt Lava. Die neue Entdeckung könnte erklären, warum vor rund 40.000 Jahren die Methanwerte im Ozean dieser Region so dramatisch erhöht waren, wie die Wissenschaftler jetzt in „Nature Geoscience“ berichten.

Austritte von Gasen und Flüssigkeiten aus dem Meeresboden sind nichts Ungewöhnliches in den Ozeanen. Doch wenn statt Lava und mineralienreichem Wasser Asphalt und Methan aus den unterseeischen Schloten austritt, dann ist das eine Sensation. Erst 2003 entdeckten Wissenschaftler quasi durch Zufall die Existenz von Asphaltvulkanen am unteren Kontinentalhang der Campeche Bucht vor Mexiko. Und noch immer gelten sie als extrem rätselhaft und unerforscht und als eines der ungewöhnlichsten Ökosysteme der Erde.

Hoch wie ein sechsstöckiges Haus

Jetzt haben Wissenschaftler der Universität von Kalifornien in Santa Barbara vor der Küste von Santa Barbara sieben weitere dieser ungewöhnlichen Schlote entdeckt. Mit Hilfe von Tauchrobotern und Tieftauchern untersuchten sie die Geometrie und Zusammensetzung der Schlote. „Der größte von ihnen hat ungefähr die Größe von zwei Fussballfeldern, Seite an Seite gelegt, und ist so hoch wie ein sechsstöckiges Gebäude“, erklärt David L. Valentine, Geowissenschaftler an der Universität von Kalifornien.

Schema der Entstehung und Eruption eines Asphaltvulkans © Jack Cook /Woods Hole Oceanographic Institution

Unterseehügel komplett aus Asphalt

Der Arm des Tauchroboters Alvin entnahm auf den Tauchgängen Proben des Vulkanmaterials, indem er einfach ein Stück abbrach. „Ich war erstaunt, wie leicht es zu brechen war“, so Christopher M. Reddy von der Woods Hole Oceanographic Institution (WHOI). „Das bestätigte, dass es sich hier nicht um normales Gestein handelte.“ Tatsächlich enthüllten die Analysen der Proben aus den Vulkanhängen und dem umliegendem Untergrund, dass die Hügel vorwiegend aus Asphalt bestanden. Die Wissenschaftler schätzen, dass allein die Domstruktur des größten Asphaltvulkans rund 100.000 Tonnen von Asphalt enthält.

Eruption vor rund 40.000 Jahren

Es zeigte sich, dass die heute erloschenen Asphaltvulkane vor 44.000 bis 31.000 Jahren hoch aktiv waren und mehrfach ausbrachen. Bei ihren Eruptionen schleuderten die rund 16 Kilometer vor der Küste gelegenen Vulkane mächtige Ströme von öligen Verbindungen, Teer und Methangas aus. Das dabei freigesetzte Volumen könnte erklären, warum die Methan und Teerwerte in den Meeresablagerungen aus dieser Zeit vor der kalifornischen Küste so hoch sind.

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(UC Santa Barbara, 26.04.2010 – NPO)

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