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Forscher / Entdecker

Wie Benjamin Franklin Banknoten sicherer machte

Der Erfinder und Staatsmann schuf die ersten fälschungssicheren Geldscheine Nordamerikas

Franklin-Banknoten
Banknoten, die um das Jahr 1739 von Benjamin Franklin gedruckt wurden. Schon sie waren mit einigen Tricks gegen plumpe Fälschungen geschützt. © University of Notre Dame

Pionier des Gelddruckens: Der US-Gründervater Benjamin Franklin hat nicht nur den Blitzableiter erfunden – er schuf auch das erste fälschungssichere Papiergeld Nordamerikas. Schon um 1736 nutzte er verschiedene Tricks, um die von seinen Druckern hergestellten „kolonialen“ Banknoten fälschungssicher zu machen. Dazu gehörten Abdrücke von Pflanzenblättern, blaue Mikrofasern und durchsichtige Mineralkristalle im Banknotenpapier sowie der Einsatz spezieller Drucktinten.

Benjamin Franklin war ein Allroundtalent: Er war Erfinder und Wissenschaftler, gewiefter Geschäftsmann und Journalist und wurde zum Gründervater der USA. Er spielte bei den Unabhängigkeitsbestrebungen der englischen Kolonien in Nordamerika eine entscheidende Rolle und war im Jahr 1776 an der Formulierung der US-Verfassung beteiligt. Doch Franklin leistete noch einen weiteren, kaum bekannten Beitrag zur amerikanischen Unabhängigkeit – und für diesen kamen ihm seine frühen Erfahrungen als Drucker zugute.

Benjamin Franklin auf US-Dollarschein
Noch heute ziert das Konterfei von Benjamin Franklin die 100-Dollar-Banknote der USA. Er war US-Gründervater, aber auch Pionier der Banknoten-Entwicklung. © gemeinfrei

Die Anfänge des Papiergelds

Schon um 1730 begannen in den englischen Kolonien in Nordamerika die ersten Bestrebungen, sich vom Mutterland zu lösen und unabhängig zu werden. Franklin war zu dieser Zeit Besitzer eines Druck- und Verlagshauses in Philadelphia, aber besaß bereits erheblichen Einfluss in Politik und Wirtschaft – und Weitblick: „Benjamin Franklin erkannte, dass die Kolonien für ihre politische Unabhängigkeit auch finanziell unabhängig werden mussten“, erklärt Erstautor Khachatur Manukyan von der University of Notre Dame in Indiana.

Denn bisher waren die britischen Kolonien abhängig von den Silber- und Goldmünzen, die per Schiff nach Nordamerika gebracht wurden. Diese wurden jedoch größtenteils schon dafür verbraucht, Importgüter zu bezahlen. „Dadurch blieb für die jungen Kolonien nicht genügend Geld übrig, um ihre eigene Wirtschaft zu stärken und auszubauen“, sagt Manukyan. Deshalb begann man mit ersten gedruckten Geldnoten zu experimentieren, die jedoch noch nicht standardisiert und leicht zu fälschen waren.

Franklins Banknoten

An diesem Punkt kam Benjamin Franklin ins Spiel: Um das neue Geld der Kolonien vor kruden Nachahmungen zu schützen, entwickelte und produzierte er schon ab 1736 Banknoten, die er durch verschiedene Methoden fälschungssicher machte. Im Laufe seiner Karriere entstand daraus ein ganzes Netzwerk von Papierfabriken und Druckereien, die die jungen Kolonien mit Papiergeld versorgten. Insgesamt wurden allein in Delaware, New Jersey, and Pennsylvania mehr als 2,5 Millionen Banknoten des von Franklin entwickelten Papiergelds in Umlauf gebracht.

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Doch was waren die Tricks, mit denen Franklin seine Banknoten vor Nachahmung schützte? „Das Buch, in dem er seine Druckmethoden und Entscheidungen dokumentierte, ist leider verlorengegangen“, berichtet Manukyan. „Aber mithilfe physikalischer Verfahren konnten wir einige dieser Methoden aufdecken.“ Für ihre Studie analysierten und verglichen Manukyan und sein Team rund 600 Banknoten, die in der Zeit von 1709 bis 1790 in Nordamerika gedruckt wurden, darunter einige aus Franklins Produktion, aber auch Vorgängerversionen und Fälschungen.

Geldschein-Analyse
Eine der historischen Banknoten von Benjamin Franklin bei der Analyse. © University of Notre Dame

Pflanzliches Wasserzeichen und blaue Mikrofasern

Die Analysen enthüllten, dass Benjamin Franklin gleich mehrere Methoden verwendete, um seine Banknoten zu kennzeichnen. Eine davon war die Verwendung eines speziellen Papiers. Schon zu Beginn versah Franklin dieses mit einem Wasserzeichen und druckte zusätzlich Abdrücke von Pflanzenblättern auf die Rückseite des Papiers – die feinen Verästelungen der Blattäderung waren schwer nachzuahmen. Später ergänzte er das Banknotenpapier noch durch den Zusatz blauer Mikrofasern, wie die Analysen von Manukyan und seinem Team zeigen.

„Wahrscheinlich wurden dafür blau eingefärbte Zellulosefasern auf die noch nasse Papierpulpe gesprüht, bevor man sie presste und trocknete“, erklären die Forschenden. „Diese blauen Fasern finden sich ausschließlich in dem Papiergeld von Franklin und seinen Mitarbeitern.“ Anders als bisher gedacht wurde diese Technik demnach nicht erst im Jahr 1844 vom Papierhersteller Zenas Marshall Crane erfunden, sondern schon von Benjamin Franklin.

Glimmer-Mineral mit Doppelnutzen

Ein weiteres Merkmal von Franklins Banknoten waren winzige durchscheinende Kristalle im Papier, die sich in den Analysen als das Mineral Muskovit erweisen, auch als Katzensilber oder Kaliglimmer bekannt. Dieses Schichtsilikat bildet feine Blättchen, die leicht schimmern und halbtransparent sind. „Wir vermuten, dass diese Muskovit-Füllpartikel einen doppelten Zweck erfüllten“, erklären Manukyan und seine Kollegen. Zum einen suchte Franklin nach einem Weg, das Banknotenpapier haltbarer und widerstandsfähiger zu machen.

„Während er damit experimentierte, bemerkte Franklin wahrscheinlich, dass die größeren Muskovit-Stückchen an der Papieroberfläche sichtbar waren und beim Neigen der Banknoten das Licht reflektierten“, berichten die Wissenschaftler. „Deshalb könnte er dies als weitere Schutzfunktion für seine Banknoten erkannt und ausgenutzt haben.“ Dafür spreche, dass der Muskovitgehalt in Franklins Papiergeld ab 1754 deutlich zunahm und die Mikrokristalle im Papier größer wurden.

Druckertinte aus mineralischem Graphit

Eine weitere Strategie gegen Fälschungen war die verwendete Druckertinte: Die meisten Tinten wurden damals aus Knochenasche hergestellt und enthielten deshalb relativ hohe Konzentrationen an Calcium und Phosphor. Bei den Banknoten Benjamin Franklins war dies jedoch nicht der Fall, wie die spektroskopischen Analysen ergaben. Stattdessen zeigte seine Druckertinte vor allem Kohlenstoff und Spuren von Quarz. Letzteres unterscheidet sie auch von den damals gängigen Lampenruß-Pigmenten.

„Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass Franklin eine einzigartige, graphitbasierte schwarze Tintenvariante für den Banknotendruck entwickelte“, erklären Manukyan und seine Kollegen. Weil dieses Pigment aus natürlichem Graphit in metamorphen Gesteinen gewonnen wurde, blieben Spuren von Quarz in der Tinte erhalten.

„Archetypus für die Entwicklung von Banknoten“

Nach Ansicht der Forschenden belegt all dies, dass Benjamin Franklin echte Pionierarbeit in der Entwicklung von fälschungssicheren Banknoten leistete. Er ersann gleich mehrere Methoden, um das offizielle Papiergeld der amerikanischen Kolonien vor Nachahmungen zu schützen. „Diese Merkmale und Erfindungen machten das Papiergeld jener Zeit zu einem Archetypus für die Entwicklung von Banknoten – über Jahrhunderte hinweg“, konstatiert das Forschungsteam.

„Gleichzeitig wirft unsere Studie neues Licht auf die Rolle, die der Erfinder Benjamin Franklin auch für diese wenig untersuchte Ära der vorföderalen amerikanischen Geldwirtschaft spielte“, schreiben Manukyan und seine Kollegen. (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2023; doi: 10.1073/pnas.2301856120)

Quelle: University of Notre Dame

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