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Technik

Mausbewegung verrät unsere Stimmung

Neuentwickeltes Programm erkennt anhand der Cursorbewegungen Ärger oder Frust

Wie wir unsere Maus bewegen, verrät Einiges über unsere Stimmung © Brigham Young University

Wie wir unsere Maus bewegen, verrät einiges über unsere Stimmung: Ärgern wir uns oder sind wir gefrustet, führen wir den Cursor ruckartiger und gleichzeitig langsamer über den Bildschirm. Und genau diese verräterischen Zeichen kann nun ein von US-Forschern entwickeltes Programm auslesen. Damit können Webseiten künftig nicht nur unsere Aktionen registrieren, sondern sogar, ob und wann wir genervt oder verärgert sind.

Unser Computer und auch das Internet kennen uns besser als jeder Psychiater: So verraten schon wenige Likes in Facebook, wer wir sind und was wir mögen. Und schon 2014 haben Forscher ein Programm entwickelt, dass anhand unserer Tastaturanschläge erkennt, ob wir entspannt vor uns hin tippen oder mal wieder wütend über die langsame Internetverbindung sind.

Programm wertet Mausbewegungen aus

Jetzt wird auch die Maus zum Verräter unserer Befindlichkeiten: Jeffrey Jenkins von der Brigham Young University in Provo und seine Kollegen haben ein Programm entwickelt, dass anhand unserer Mausbewegungen erkennt, ob wir wütend oder gefrustet sind oder aber entspannt und gut gestimmt. Die typischen Parameter ermittelten die Forscher dabei anhand eines Online-Experiments.

In diesem Experiment absolvierten die Probanden einen mehrteiligen Test, der angeblich ihre Eignung und Intelligenz testen sollte. Was sie jedoch nicht wussten: Die per Browser gezeigten Seiten waren so manipuliert, dass sie absichtlich Frustration und Ärger hervorriefen: Sie luden extrem langsam und ließen den Testteilnehmern daher nur wenig Zeit, die Fragen korrekt zu beantworten. Zudem erhielten die Probanden für jede falsche Antwort oder Zeitüberschreitung einen Abzug und damit schlechtere Ergebnisse.

Ärger macht die Maus langsamer

Der Ärger über diesen Test wirkte sich messbar auf die Mausbewegungen der Teilnehmer aus: Statt wir normalerweise in gerade oder leicht gekrümmten Kurven bewegten sie den Cursor nun in eckigen, abrupten Bewegungen über den Bildschirm. Gleichzeitig wurden die Mausbewegungen langsamer. „Das erscheint zunächst kontraintuitiv“, sagt Jenkins. „Man würde eher annehmen, dass ich die Maus schneller bewege, wenn ich ärgerlich bin. Aber das ist nicht der Fall.“

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Das neuentwickelte Programm kennt diese typischen Eigenheiten ärgerlicher Nutzer und wertet sie entsprechend aus. „Mit Hilfe dieser Technologie sind Websites nicht länger dumm“, so Jenkins. „Stattdessen können sie uns damit sogar spüren. Sie verstehen nicht nur, was wir ihnen explizit eingeben, sondern auch, was wir fühlen.“

Futter für die Datenkraken oder Hilfe für bessere Websites?

Während wir darin vielleicht eher ein unliebsames Spionieren sehen, hat diese Technologie nach Ansicht der Forscher große Vorteile – nicht nur für datenhungrige Internet-Unternehmen. Denn diese Software könnte beispielsweise dazu beitragen, nervende oder unverständliche Webseiten und Formulare besser zu machen.

„Bisher war es sehr schwer, genau festzustellen, an welchem Punkt ein Nutzer frustriert wird und die Seite verlässt“, erklärt Jenkins. „Indem wir die negative Stimmung merken, können wir dies gezielter angehen.“ Webentwickler können dann genau die Punkte in einer Seite verbessern, die Nutzer bisher nervt oder fehlerhafte Eingaben provoziert.

Die Forscher haben bereits ein Patent für die neue Software angemeldet und eine Start-Up-Firma arbeitet an der Marktreife des Programms. Jenkins und seine Kollegen arbeiten zudem bereits an einer Version, mit der die Technologie auch auf Touchscreens und mobile Geräte übertragen werden kann.

(Brigham Young University, 04.01.2016 – NPO)

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