Zum fünften Mal hat das Europäische Patentamt gemeinsam mit der Europäischen Kommission den Preis „Europäischer Erfinder des Jahres“ verliehen. Unter den fünf Preisträgern sind drei Deutsche, die Innovationen in der 3D-Scantechnik, für die Nutzung von Flüssigholz und in der Herstellung neuartiger Kohlenstoffverbindungen entwickelt haben.
Biokunststoff, Moleküle mit der Struktur eines Fußballs, GPS-Technologie, Wasserstoff-Brennstoffzellen und eine dreidimensionale Scantechnik: Die Träger des Europäischen Erfinderpreises 2010 haben sich mit umweltfreundlichen Entwicklungen, in der Kernphysik oder mit Informationssystemen und satellitengestützter Navigationstechnik hervorgetan. Das Europäische Patentamt (EPA) und die Europäische Kommission haben gestern im Rahmen einer Gala, die in Madrid im Beisein der spanischen Thronfolger stattgefunden hat, fünf Preisträger aus Deutschland, der Schweiz, den USA und Kanada ausgezeichnet.
Der Preis „Europäischer Erfinder des Jahres“ wurde gemeinsam von der Europäischen Kommission und dem Europäischen Patentamt (EPA) gestiftet. Mit dem rein symbolischen Preis, der nicht dotiert ist, werden einzelne Erfinder oder Teams ausgezeichnet, die durch ihre bahnbrechenden Arbeiten zur Bewältigung der Herausforderungen unserer Zeit und damit zu Fortschritt und Wohlstand innerhalb und außerhalb Europas beitragen.
Fullerene eröffnen neue Materialwelten
Zu den Gewinnern des diesjährigen Europäischen Erfinderpreises 2010 zählen gleich drei Deutsche: Der Kernphysiker Wolfgang Krätschmer erhielte den Preis für sein Lebenswerk. Er entwickelte ein Verfahren zur Herstellung von Fullerenen, kugelförmiger, hohler Kohlenstoffmoleküle. Auf diesen Molekülen basierende Nanopartikel sind heute in vielen Bereichen beispielsweise als „Nanobehälter“ im Einsatz. Sie bilden den Grundstein für eine Reihe von völlig neuen Materialien.(Film)
3D-Scanner und Flüssigholz
Den Preis in der Kategorie Industrie teilt sich der Ingenieur Raimund Loser mit seinem Schweizer Kollegen Albert Markendorf für die Entwicklung von hochauflösenden 3 D Handscannern Technik zur exakten Objektvermessung. Sie revolutionierten die industrielle Messtechnik und sind heute weltweit im Einsatz. (Film)
Jürgen Pfitzer und Helmut Nägele vom Fraunhofer Institut für Chemische Technologie (ICT) entwickelten einen neuartigen Biokunstoff, das Flüssigholz „Arboform“, das sich auch als Rohstoff für die Energiegewinnung eignet. Sie erhielten dafür den Erfinderpreis in der Kategorie Forschung/Kleine und mittlere Unternehmen. (Film)
GPS und verbesserte Brennstoffzellen
In der Kategorie nicht-europäischer Erfinder erhielten zwei Amerikaner und zwei Kanadier ausgezeichnet. Dank der Arbeit von Sanjai Kohli und Steven Chen aus den USA können GPS-Systeme jetzt auch kommerziell genutzt werden und sind Teil unseres Alltags. Ben Wiens und Danny Epps aus Kanada entwickelten elektrochemische Brennstoffzellen, die inzwischen eine kommerziell erfolgreiche Alternative zu fossilen Brennstoffen sind. „Diese erfolgreichen Erfindungen spornen uns an, uns künftig noch stärker um eine gleichbleibend hohe Qualität der europäischen Patente zu bemühen und dadurch Innovationen wirkungsvoll zu schützen“, so die EPA-Präsidentin Alison Brimelow.
Innovationen „Made in Europe“
„Die Verleihung des Europäischen Erfinderpreises stellt unter Beweis, dass Europa weiterhin eine führende Rolle bei bahnbrechenden Innovationen spielt“, erklärt der für Unternehmens- und Industriepolitik zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, Antonio Tajani. „Wir sehen hier klassische Beispiele dafür, wie das Zusammenspiel von technischen Innovationen und Vermarktungsstrategien zu wirtschaftlichem Erfolg führen kann.“
Der Auswahlprozess zum Preis „Europäische Erfinder des Jahres“ bezieht eine große Zahl von Ländern ein. Bei der Ermittlung der Preisträger konnte eine unabhängige internationale Jury auf das Fachwissen des EPA und von Prüfern aus nationalen Patentämtern zurückgreifen. Nominierungsvorschläge können aus der Öffentlichkeit sowie von Patentprüfern des Europäischen Patentamts und der nationalen Patentämter in ganz Europa eingereicht werden. Die Gewinner werden anschließend von einer profilierten internationalen Jury ausgewählt.
(EU-Kommission, 29.04.2010 – NPO)