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Medizin

„Cheat Days“ schaden dem Immunsystem

Fettreiche Ernährung macht uns kurzfristig anfälliger für Infektionen

Burger
Fettige Lebensmittel wie Burger schmecken zwar lecker, belasten aber unser Immunsystem. © skynesher/ iStock

Immun-Killer: Essen wir vorübergehend besonders fettreich und lassen die ausgewogene Ernährung links liegen, kann das unser Immunsystem zeitweise beeinträchtigen, wie Forschende nun herausgefunden haben. Demnach hemmt der Mangel an Ballaststoffen in Pizza, Burger und Co. schon nach wenigen Tagen des Schlemmens die Funktion der T-Helferzellen unseres Immunsystems, was uns anfälliger für Infektionen macht. Doch sobald wir uns wieder gesund ernähren, kehren sich auch diese Veränderungen wieder um.

In dem Spruch „Du bist, was du isst“ steckt wahrscheinlich mehr Wahrheit, als man auf den ersten Blick denken würde. Denn die Lebensmittel, die wir essen, beeinflussen unter anderem die Zusammensetzung unserer Darmflora und die Immunreaktionen in unserem Bauchfett. So hat eine Studie bereits gezeigt, dass fettige Kost die entzündungsfördernde Aktivität von Abwehrzellen erhöhen kann, was wiederum unseren Stoffwechsel entgleisen lässt.

Mäuse auf Schlemmerdiät

Doch hat Fett nur dann negative Auswirkungen auf uns, wenn wir es langfristig in hohen Mengen konsumieren? Oder reichen dafür bereits ein paar wenige „Cheat Days“, an denen wir uns fettige Ausnahmen zu einer normalerweise ausgewogenen Ernährung erlauben? Dem sind nun Forschende um Francesco Siracusa vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf nachgegangen.

Dafür führten sie zunächst verschiedene Experimente an Mäusen durch. Eine Gruppe erhielt weiterhin eine normale, ausgeglichene Kost, während der anderen mehrere Tage lang eine „Schlemmerdiät“ aus fettreichem und ballaststoffarmem Futter vorgesetzt wurde. Um herauszufinden, ob die fettige Diät dem Immunsystem der Tiere geschadet hatte, infizierten die Forschenden beide Gruppen mit Salmonellen und Listerien und beobachteten, wie es den Mäusen erging.

Ballaststoffmangel schwächt Immunsystem

Das Ergebnis: „Mäuse, die auf Schlemmerdiät umgestellt wurden, verloren deutlich mehr Gewicht und wiesen eine höhere Anzahl an Bakterien auf als die Kontrollmäuse“, berichten Siracusa und seine Kollegen. Die schlemmenden Tiere konnten die Erreger demnach nicht so wirksam bekämpfen. Doch warum? Um dem auf den Grund zu gehen, führten die Forschenden eine Reihe molekularer Analysen durch, mit denen sie schließlich den immunschwächenden Übeltäter ausfindig machen konnten.

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Siracusas Team fand heraus, dass das Immunsystem der Mäuse indirekt durch den Ballaststoffmangel geschwächt wurde, der mit einer fettreichen Ernährung einhergeht. Ohne Ballaststoffe konnten die Mikroben im Darm der Mäuse weniger kurzkettige Fettsäuren herstellen. Und ohne diese funktionierten wiederum die T-Helferzellen ihres Immunsystems nicht mehr richtig. Deren Job besteht normalerweise darin, Erreger zu erkennen und Alarm zu schlagen, damit der Rest des Immunsystems sie dann bekämpfen kann.

Doch die fettige Ernährung hemmte die Funktion dieser Abwehrzellen als Alarmglocke, weshalb die Mäuse sich nicht mehr so gut gegen die Salmonellen und Listerien wehren konnten, erklären die Forschenden.

Immunschwäche ist reversibel

Die positive Nachricht jedoch: Diese Veränderungen des Immunsystems waren nicht von Dauer. Sobald die Mäuse wieder auf eine ausgewogene Kost umgestellt wurden, konnten Siracusa und sein Team beobachten, dass auch die Abwehrkräfte der Tiere zu alter Stärke zurückkehrten. Indem sie wieder mit genügend Ballaststoffen versorgt waren, konnte sich die Funktion der T-Helferzellen normalisieren und die Mäuse vor Infektionen schützen.

Ein weiteres Experiment – dieses Mal allerdings mit Menschen statt Mäusen – belegt, dass dieselben Prozesse auch in unserem Körper stattfinden. Bauen wir also ein paar „Cheat Days“ in eine ansonsten normale Ernährung ein, indem wir etwa im Urlaub fettiger essen oder öfter mal Pizza und Burger bestellen, schadet das auch unserem Immunsystem vorübergehend. Wir sind somit kurzfristig anfälliger für Infektionen.

Gesunde Ernährung stärkt das Immunsystem

„In unserer Studie konnten wir zeigen, wie synchronisiert unser Ernährungsverhalten und unsere Immunreaktionen sind und wie selbst eine kurzfristige Umstellung auf Schlemmereien zu einer raschen Beeinträchtigung des Immunsystems führt“, erläutert Siracusas Kollege Nicola Gagliani.

An Tagen, an denen wir so richtig Lust auf Fettiges haben, mag das zwar eine schlechte Nachricht sein, aber: „Positiv ausgedrückt heißt dies, dass mithilfe einer regelmäßigen, ausgewogenen Ernährung etwa die Wirksamkeit von Impfstoffen und Immuntherapien maximiert werden könnte“, so Siracusa. (Nature Immunology, 2023; doi: 10.1038/s41590-023-01587-x

Quelle: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

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