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Mikrobiologie

Candida: Resistenter durch Sex-Effekt

Gängiges Medikament macht Candida-Hefepilze sexuell aktiv - und dadurch noch gefährlicher

Candida albicans
Resistente Candida albicans pflanzen sich vermehrt sexuell fort. © CDC

Behandlung mit Folgen: Infektionen mit dem verbreiteten Hefepilz Candida albicans werden häufig mithilfe von Fluconazol behandelt. Doch ausgerechnet dieses Medikament kann den Krankheitserreger noch gefährlicher machen, wie sich nun zeigt. Der Grund: Fluconazol führt bei Candida albicans zu Veränderungen im Erbgut, die ihn seine Art der Fortpflanzung verändern lassen. Er wird sexuell aktiv – und dadurch noch resistenter.

Der Hefepilz Candida albicans ist ein Allerwelts-Pilz: 75 Prozent aller Menschen tragen ihn im Verdauungstrakt oder auf der Haut mit sich – in der Regel, ohne etwas davon zu bemerken. Bei Personen mit einem angegriffenen Immunsystem kann der Pilz allerdings schwere, mitunter sogar lebensbedrohliche Infektionen auslösen. Diese werden meist mit dem Medikament Fluconazol behandelt.

Sexuelle Vermehrung

Dabei gibt es allerdings ein Problem: Candida albicans kann gegen diesen Wirkstoff resistent werden – und durch eine Fluconazol-Behandlung sogar noch gefährlicher werden, wie sich nun zeigt. Denn Joachim Morschhäuser von der Universität Würzburg und seine Kollegen haben herausgefunden: Fluconazol macht den Pilz sexuell aktiv.

Normalerweise vermehrt sich der Krankheitserreger ungeschlechtlich durch Zellteilung. Eine sexuelle Vermehrung – der Austausch genetischen Materials zwischen zwei unterschiedlichen Zellen – kommt zwar ebenfalls vor, ist aber extrem selten. Nicht jedoch bei resistenten Pilzzellen: Sie schalten in Gegenwart von Fluconazol vermehrt auf geschlechtliche Fortpflanzung um. In diesem Fall verschmelzen die Zellen über spezielle Fortsätze und vereinigen ihr Erbgut.

Gefährliche Kombination

„Die Fluconazol-Therapie selektiert nicht nur auf Resistenzmutationen. Sie fördert auch genetische Veränderungen, die den normalerweise asexuellen Pilz paarungskompetent machen“, schreiben die Forscher. Das Gefährliche daran: Durch diese Art der Vermehrung können die Zellen ihre individuell erworbenen Resistenzmechanismen miteinander kombinieren.

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Das Ergebnis sind Nachkommen, die noch unempfindlicher gegen Fluconazol sind. „In unseren Untersuchungen fanden wir heraus, dass sich bei der Behandlung mit Fluconazol die Zellen durchsetzen, die die vorteilhaften Resistenzmerkmale behalten haben“, berichtet Morschhäusers Kollegin Christina Popp.

Hilfreiches Wissen?

Die Wissenschaftler vermuten, dass dies nur einer von vielen Mechanismen ist, wie sich Candida albicans in seinem Wirt verändern kann. In einem nächsten Schritt wollen sie daher untersuchen, ob andere Formen der Anpassung auf ähnliche Weise zum Erfolg des Pilzes beitragen. Auf lange Sicht könnte dieses Wissen dann auch zur Entwicklung besserer und neuer Medikamente beitragen – und bei der Überwindung von Resistenzen helfen, so die Hoffnung. (mBio, 2019; doi: 10.1128/mBio.02740-18)

Quelle: Julius-Maximilians-Universität Würzburg

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