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Klima

UN-Klimakonferenz in Warschau beginnt

Umstrittener Konferenzort und geringe Erwartungen

Logos der 19. Weltklimakonferenz in Warschau © UNFCC

Heute beginnt die Weltklimakonferenz im polnischen Warschau. Wieder werden Delegierte aus den 195 Vertragsstaaten darüber diskutieren und verhandeln, wie es mit dem Klimaschutz weitergehen soll. Ziel ist es, sich bis 2015 auf einen Nachfolger des Kyoto-Protokolls zu einigen, das spätestens 2020 in Kraft treten soll. Doch die Erfolgsaussichten sind wohl eher bescheiden.

Gerade erst hat der Weltklimabericht des IPCC bekräftigt, dass der menschengemachte Klimawandel weitergeht und dass schleunigst gehandelt werden muss. Doch erst in der letzten Woche zeigte die Emissionsbilanz für 2012, dass der weltweite CO2-Ausstoß nahezu unvermindert weiter ansteigt. Ein Knick in der Kurve ist bisher nicht in Sicht. Zwar sind sich alle einig, dass etwas geschehen muss. Aber wer handeln soll und wie viel, darüber wird seit Jahren mehr oder weniger ergebnislos auf den alljährlichen Klimakonferenzen gestritten.

Die Zeit drängt

Vom 11. bis 22. November 2013 findet in Warschau die diesjährige Weltklimakonferenz statt. Hier beraten Entscheidungsträger aus allen UN-Mitgliedstaaten gemeinsam mit Vertretern zahlreicher anderer Organisationen über Strategien gegen den Klimawandel. 2011 hatten sich die Vertragsstaaten geeinigt, bis 2015 ein Klimaschutzabkommen zu verhandeln. Dieses soll konkrete Reduktionsvorgaben nicht nur für die Industrieländer, wie noch das Kyoto-Protokoll, sondern auch für Entwicklungs- und Schwellenländer beinhalten.

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„Mit dem Meeting in Warschau nähern wir und einem entscheidenden Moment im internationalen Prozess der Maßnahmen gegen den Klimawandel“, appellierte die UNFCC-Generalsekretärin Christiana Figueres im Vorfeld der Konferenz. „Noch haben wir Zeit und Mittel, um die Erwärmung auf das vereinbarte Zwei-Grad-Limit zu beschränken. Aber um das zu erreichen, müssen wir auf das reagieren, was die Wissenschaft und sagt.“ Und die Zeit drängt: Laut eines vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) veröffentlichten Berichts müssten die Treibhausgas-Emissionen weltweit um mindestens weitere acht bis zwölf Milliarden Tonnen reduziert werden, wenn man das Klimaschutzziel von nur zwei Grad Erwärmung bis 2100 noch erreichen will.

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Keine hohen Erwartungen

Doch die Erwartungen sind solchen Appellen zum Trotz auch in diesem Jahr eher bescheiden. „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ein neues Klima-Abkommen verbindliche nationale Ziele und Zeitpläne für Treibhausgas-Reduktionen enthalten wird“, sagte Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.

Die Umweltorganisation NABU forderte daher von der internationalen Staatengemeinschaft größere Anstrengungen beim Klimaschutz. „In Warschau müssen die Weichen gestellt werden, wie wir bis 2015 zu einem weltweit geltenden und rechtlich verbindlichen Klimaschutzabkommen kommen, das ab 2020 an den Start geht“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke. „Die Lücke zwischen den bisherigen Zielen und Maßnahmen zum Klimaschutz und der von der Staatengemeinschaft anerkannten Notwendigkeit, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur bis zum Jahr 2100 auf maximal zwei Grad zu begrenzen, muss endlich geschlossen werden. „

Ein Teil der Verhandlungen finden im National Stadium Warschaus statt © Umweltministerium Polen

Geld für Klimaschutz-Fonds fließt nur zögernd

Ein weiteres Thema auf der Konferenz ist der „Grüne Klimafonds“. Dieser Hilfsfonds, gefüllt von den reichen Ländern, soll den ärmeren Staaten dabei helfen, Klimaschutzmaßnahmen zu finanzieren. 100 Milliarden Euro soll der Fonds bis 2020 enthalten. Bisher allerdings ist es bei den meisten Staaten bei Zusagen geblieben, Zahlungen haben nur wenige geleistet. Deutschland hat immerhin bis 2012 bereits 1,3 Milliarden Euro eingezahlt – mehr als das Soll. 2013 sollen noch einmal 1,8 Milliarden dazukommen.

Eher zwiespältige Gefühle löste schon im Vorfeld die Wahl des Konferenzortes aus. Denn Polen gilt nicht gerade als vorbildlich in Sachen Klimaschutz. Das Land nutzt für seine Energiegewinnung noch zu 90 Prozent Kohle und stößt entsprechend viel Treibhausgase aus. Bisher hat sich die polnische Regierung gegen verschärfte Klimaschutzziele in der EU gewehrt. Pikant: Parallel zur Weltklimakonferenz findet in Warschau ein internationales Meeting der Kohlekonzerne statt.

Die Umweltorganistion BUND fordert daher die deutsche Delegation auf, Polen beim Klimaschutz mehr Unterstützung anzubieten. „Es gibt Alternativen zum kohleabhängigen Stromsektor in unserem Nachbarland. Nur wenn Polen die erneuerbaren Energien entschlossen ausbaut und weit stärker als bisher auf Energieeinsparungen setzt, wird auch die Europäische Union als Ganzes ihre Klimaschutzziele erreichen können“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.

Website des UNFCC zum Klimakonferenz 2013

Website des Gastgeberlandes Polen zur COP 19

(UNFCC / NABU / BUND / COP19, 11.11.2013 – NPO)

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