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Polarstern unterwegs zu Kaltwasserkorallen

22. Arktis-Expedition nach Nordnorwegen und Spitzbergen gestartet

Garnele auf einem Schwamm im "Hausgarten". © Michael Klages, Alfred-Wegener-Institut

Nach einer Generalüberholung ist seit heute die Polarstern wieder unterwegs. Die 22. Arktis-Expedition führt den deutschen Forschungseisbrecher zunächst nach Nordnorwegen und Spitzbergen. Einer der wissenschaftlichen Schwerpunkte ist das europäische Projekt HERMES (Hotspot Ecosystem Research on the Margins of European Seas), in dem die Ökosysteme der Tiefsee erforscht werden. Im besonderen Interesse der Forscher stehen diesmal Kaltwasserkorallen und der Håkon-Mosby-Schlammvulkan.

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Die Expedition führt rund 130 Wissenschaftler aus elf Ländern vor die Küste Nordnorwegens. Ziel der ersten Etappe unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Jörn Thiede, Direktor des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung, sind die Kaltwasserkorallen. Diese Spezialisten bauen – ähnlich ihren tropischen Verwandten – Riffe aus ihren Kalkskeletten auf. Sie bilden einzigartige Ökosysteme, in denen Forscher bereits lokal mehr als 600 verschiedene Tierarten nachweisen konnten. Mit Hilfe des bemannten Unterwasserfahrzeuges JAGO vom IFM-GEOMAR sollen die Korallenriffe bis zu 400 Meter Wassertiefe untersucht, fotografiert und beprobt werden.

Schlammvulkan und „Hausgarten“

Die zweite Etappe führt unter Leitung von Dr. Michael Klages (AWI) zum Håkon-Mosby-Schlammvulkan, einer untermeerischen Austrittsstelle einer Methanquelle in 1.250 Meter Wassertiefe vor der norwegischen Küste. Die Untersuchungen am Schlammvulkan werden unter anderem mit Hilfe des ferngelenkten Unterwasserfahrzeugs QUEST des MARUM der Universität Bremen durchgeführt. QUEST kommt auch während der dritten Etappe im so genannten Hausgarten zum Einsatz.

Der Hausgarten des Alfred-Wegener-Instituts ist eines von zehn Tiefseeobservatorien des von der Europäischen Union geförderten Exzellenznetzwerkes ESONET (European Seas Observatory NETwork). Neben einem Standardprogramm, zu dem das Aufnehmen und Ausbringen von Verankerungen und Freifall-Landern gehört, werden mit Hilfe von QUEST Experimente unter natürlichen Umgebungsbedingungen in der Tiefsee durchgeführt und gezielt Proben entnommen.

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HERMES vergleicht europaweit

Die Untersuchungen an den Kaltwasserkorallen, dem Schlammvulkan Håkon Mosby und im Hausgarten sind Teil des europäischen Projektes HERMES. Das Projekt trägt zum Internationalen Polarjahr bei und hat zum Ziel, neue Erkenntnisse über Artenvielfalt, Struktur, Funktion und Dynamik verschiedenartiger Ökosysteme entlang des europäischen Kontinentalrandes zu erarbeiten. Die Ergebnisse können in künftige Richtlinien einer europäischen Meerespolitik einfließen.

Mit HERMES wird erstmalig versucht, Tiefseeökosysteme europaweit vergleichend zu untersuchen. Die Ergebnisse sollen in Modelle einfließen, mit denen wesentliche Funktionsabläufe in diesen empfindlichen Systemen simuliert werden können. Dabei werden ausgewählte, verschiedenartige Ökosysteme von Spitzbergen im Norden entlang des norwegischen Kontinentalrandes bis zum Schwarzen Meer studiert.

„Hot Spots“ im Visier

Freifall-Lander. © Michael Klages, Alfred-Wegener-Institut

Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf so genannten „Hotspots“. Wissenschaftler verstehen darunter stark physikalisch kontrollierte Systeme, wie zum Beispiel instabile Kontinentalhänge, Tiefseegräben, Tiefwasserkorallen, kalte Sickerstellen oder sauerstofffreie, von Bakterien besiedelte Lebensgemeinschaften. „Diese Lebensgemeinschaften sind durch besonders dynamische Randbedingungen geprägt. Sie gelten als sehr empfindlich gegenüber lokalen Störungen oder weltweiten Veränderungen. Auch aufgrund ihrer globalen Bedeutung bezüglich des Kohlenstoffkreislaufs sollen sie intensiv erforscht werden“, erläutert Klages, wissenschaftlicher Leiter der zweiten und dritten Etappe dieser Expedition.

Der nun begonnene Fahrtabschnitt endet am 25. Juli in Tromsø. Anschließend startet die Polarstern in den östlichen Sektor der Arktis, um im Verbund mit anderen Forschungseisbrechern, die zeitgleich in anderen Sektoren der Arktis operieren, den Zustand des gesamten Arktischen Ozeans im rasanten Klimawandel zu untersuchen.

(Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung, 29.05.2007 – AHE)

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