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Klima

Neues Rekordhoch bei den CO2-Emissionen

Bilanz für 2023 zeigt steigende Emissionen und schwindende natürliche Puffer

CO2-Ausstoß
Auch 2023 werden die anthropogenen CO2-Emissionen wieder neue Rekordwerte erreichen. © Den Belov/ Getty images

Keine Trendwende in Sicht: Die globalen Kohlendioxid-Emissionen haben auch im Jahr 2023 weiter zugenommen, wie die alljährliche Bilanz des Global Carbon Project zeigt. Demnach wird der anthropogene CO2-Ausstoß gegenüber 2022 um 1,1 Prozent auf 36,8 Milliarden Tonnen ansteigen – einen neuen Rekordwert. Treiber dieses Trends sind vor allem China und Indien. Gleichzeitig sorgen Entwaldung, Brände und der El Niño dafür, dass die natürliche Pufferwirkung der Vegetation abnimmt. Ozeane und Landflächen zusammen können nur rund die Hälfte unseres CO2-Emissionen ausgleichen.

Alljährlich zur Weltklimakonferenz veröffentlicht das Global Carbon Project (GCP) seine alljährliche Bilanz der Kohlendioxid-Emissionen und der atmosphärischen CO2-Werte – so auch jetzt. Während auf dem Klimagipfel COP28 in Dubai über Klimaschutz, Ausgleichszahlungen und fehlende Fortschritte diskutiert wird, liefern globale Messdaten und Modelle Fakten. Schon im Vorfeld der Konferenz zeigten sich neue Rekorde bei den atmosphärischen Treibhausgas-Werten, während die im Rahmen des Pariser Klimaabkommens eingereichten Nationalen Selbstverpflichtungen (NDC) der Länder eher auf drei Grad als auf 1,5 Grad hinauslaufen.

fossile Emissionen
Anteile verschiedener fossiler Energieträger an den CO2-Emissionen von 2023. © Global Carbon Project 2023, CC-by 4.0

1,1 Prozent mehr Emissionen als im Vorjahr

Jetzt hat auch das Global Carbon Project (GCP) seine alljährlichen CO2-Prognosen für das laufende Jahr veröffentlicht – mit ebenfalls nur bedingt ermutigenden Ergebnissen. Demnach werden die anthropogenen CO2-Emissionen auch im Jahr 2023 wieder ein neues Rekordniveau erreichen. Gegenüber 2022 steigt der globale CO2-Ausstoß aus fossilen Brennstoffen demnach um 1,1 Prozent auf 36,8 Milliarden Tonnen. Damit steigt der globale CO2-Ausstoß zwar im letzten Jahrzehnt langsamer als zuvor, eine Trendwende gibt es aber nicht.

Der Großteil der CO2-Emissionen – 41 Prozent – gehen auf die Kohleverbrennung zurück, 32 Prozent auf Erdöl und 21 Prozent auf Erdgas. Für alle drei fossilen Energieträger sind die Emissionen gegenüber 2022 weiter angestiegen, wie das Global Carbon Project berichtet. Mit 0,8 Prozent Plus ebenfalls leicht zugelegt hat der CO2-Ausstoß der Zementindustrie, die für rund vier Prozent der globalen Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich ist. Die Emissionen aus dem weltweiten Flug- und Schiffsverkehr werden dieses Jahr sogar um 11,9 Prozent gegenüber 2022 zunehmen.

CO2-Ausstoß Länder
Trends beim CO2-Ausstoß der großen Emittenten. © Global Carbon Project 2023, CC-by 4.0

China und Indien bleiben Emissionstreiber

Bei den Emissionstrends gibt es jedoch deutliche Unterschiede zwischen den Ländern. Insgesamt haben die OECD-Staaten ihre CO2-Emissionen im Schnitt um rund 1,2 Prozent pro Jahr verringert, wie die Bilanz ergab. In der EU ist der CO2-Ausstoß gegenüber 2022 sogar um 7,4 gesunken, in den USA immerhin um rund drei Prozent. Ursachen sind in den USA vor allem der Umstieg von Kohle auf Erdgas, in der EU wirkte sich die Energiekrise durch den Ukrainekrieg und der Ausbau erneuerbarer Energien positiv auf die Emissionsbilanz aus.

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Nach wie vor steigende CO2-Emissionen gibt es jedoch in China und Indien und damit in den beiden bevölkerungsreichsten Ländern der Erde. China wird 2023 rund vier Prozent mehr CO2 ausstoßen als noch 2022, in Indien sind es sogar acht Prozent mehr. Ursache dafür ist vor allem die weiter zunehmende Nutzung von Kohle, Erdöl und Erdgas.

Klimapuffer, Brände und der El Niño

Neue Zahlen gibt es auch für die CO2-Bilanz weiterer Stellglieder im Erdsystem. So werden Landnutzungsänderungen wie die Entwaldung im Jahr 2023 rund 4,1 Milliarden Tonnen CO2 freisetzen. Mehr als die Hälfte davon gehen auf das Konto Brasiliens, Indonesiens und des Kongo, wie das Global Carbon Project ermittelt hat. Aufforstung können nur einen Teil dieser Emissionen ausgleichen. Zudem haben ausgedehnte Waldbrände, vor allem in Kanada, insgesamt sieben bis acht Milliarden Tonnen CO2 freigesetzt – deutlich mehr als im langjährigen Mittel.

Und auch das Klimaphänomen El Niño wirkt sich auf die globale CO2-Bilanz von 2023 aus, wie die Forschenden berichten. Demnach werden die Ozeane in diesem Jahr zwar rund 10,8 Milliarden CO2 aufnehmen und so als Klimapuffer wirken. Dafür nehmen Böden und Vegetation der Landflächen nur rund 10,4 Milliarden Tonnen CO2 auf – deutlich weniger als in den vergangenen Jahren.

„In El-Niño-Jahren schwächelt die Landsenke, weil Regionen wie der Amazonas und Südostasien von Dürre und Feuern betroffen sind“, erklärt Koautorin Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Insgesamt nehmen die natürlichen Senken von Land und Meer dadurch nur etwa die Hälfte der anthropogenen CO2-Emissionen auf. Der Rest gelangt in die Atmosphäre, deren CO2-Gehalt dadurch auf einen Jahresmittelwert von 419,3 ppm ansteigen wird.

Mehr Anstrengungen nötig

„Obwohl die Anzeichen für den Klimawandel überall offensichtlich werden, bleibt das Handeln zur Senkung der CO2-Emissionen schmerzhaft langsam“, sagt Studienleiter Pierre Friedlingstein von der University of Exeter. Es gebe bisher keine Anzeichen für die schnelle Abnahme der globalen Emissionen, der für die Bekämpfung des Klimawandels nötig sei. Stattdessen bestätigt der Bericht jüngste Prognosen, nach denen das CO2-Budget für das 1,5-Grad-Klimaziele schon in rund sieben Jahren ausgeschöpft sein könnte.

„Es erscheint unausweichlich, dass wir das 1,5-Grad-Ziel überschreiten werden – und die letzten Jahre haben uns drastisch vor Augen geführt, wie gravierend die Folgen des Klimawandels bereits jetzt sind“, sagt Pongratz. „Von den Staats- und Regierungschefs auf der Klimakonferenz in Dubai müssen deutlich höhere Anstrengungen bei der Emissionsreduktion beschlossen werden, um wenigstens das Zwei-Grad-Ziel noch einzuhalten.“ (Earth System Science Data, 2023; doi: 10.5194/essd-15-5301-2023)

Quelle: Global Carbon Project, University of Exeter, Ludwig-Maximilians-Universität München

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