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Biologie

Forscher kartieren unsere pilzlichen Mitbewohner

Menschliche Haut entpuppt sich als komplexes Ökosystem

Pilze (hellblau) besiedeln eine Haarwurzel (lila) in der Haut © Alex Valm

Auf jedem Zentimeter unserer Haut haust eine bunte Gemeinschaft aus Mikroorganismen. Über die Bakterien der Hautflora ist bereits vieles bekannt, unsere pilzlichen Mitbewohner waren dagegen kaum erforscht. US-Forscher sind den Geheimnissen der menschlichen Pilzgärten nun mittels der Genetik auf die Spur gekommen. Sie haben erstmals die Verteilung aller Pilze auf unserem Körper kartiert – mit teilweise erstaunlichen Ergebnissen, wie sie im Fachmagazin „Nature“ berichten.

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Pilzbestimmung auf der menschlichen Haut hat wenig mit der Pilzsuche in einem Herbstwald gemeinsam: Die mikroskopischen Geflechte in den winzigen Hautfurchen sind schwer charakterisierbar. Im Gegensatz zu Hautbakterien lassen sich Hautpilze auch schlecht im Labor kultivieren und dann bestimmen. Die Forscher um Keisha Findley vom National Human Genome Research Institute in Bethesda haben stattdessen nun genetische Methoden zur Bestimmung eingesetzt.

Sie entnahmen bei zehn gesunden Probanden Proben von verschiedenen Körperstellen und analysierten das Erbgut der dort siedelnden Pilze. Mit speziellen Verfahren konnten sie aus diesem DNA-Gemisch herauslesen, um welche unterschiedlichen Arten es sich handelt.“Die DNA-Sequenzierung enthüllt die große Vielfalt der Pilze und zeigt uns, wo Pilze gegenüber Mikroben in der menschlichen Hautflora dominieren“, erklärt Julie Segre vom National Human Genome Research Institute (NHGRI).

Haut beherbergt ein komplexes Ökosystem

Das Ergebnis: Im Ökosystem unserer Haut leben Pilze aus insgesamt 80 Gattungen, wie die Analysen ergaben. Sie verteilen sich allerdings nicht gleichmäßig über die Körperoberfläche: Kopf und Rumpf des Menschen werden von nur rund zehn Pilzsorten besiedelt, die meisten gehören zur Gattung Malassezia. Diese Pilze fanden die Forscher sogar überall, wo sie schauten, egal ob hinter den Ohren, auf dem Scheitel oder an den Zehen – und die Pilzgattung kam auch bei allen untersuchten Probanden vor.

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Der Vergleich bakterieller und pilzlicher Verteilung ergab zudem, dass die verschiedenen Pilzarten auf Körperregionen spezialisiert sind und dort auch bei verschiednene Probanden immer wieder zu finden sind. Bei den Bakterien entscheiden dagegen eher Umweltfaktoren wie Wärme, Feuchtigkeit oder pH-Wert, ob sie sich stark vermehren und wo am Körpor sie vorkommen, wie die Forscher erklären. „Dies demonstriert eindeutig, dass unsere Hautoberfläche ein komplexes Ökosystem ist, das den Mikroebn und Pilzen auf ihr verschiedenste Umweltbedingungen bietet“, konstatieren die Forcher.

Bakterien an den Armen, Pilze an den Füßen

Die Hände und Arme sind die Heimat von nur wenigen Pilzarten, dort dominieren eher Bakterien. Die Pilze machen sich dagegen besonders gerne an den Füßen breit, wie die Untersuchungen zeigten: Zehennägel, Fersen und Zehenzwischenräume bieten einer Vielzahl unterschiedlicher Pilzarten Lebensraum. Am buntesten geht es dabei an der Ferse zu: Hier siedeln rund 80 pilzliche Vertreter. Deutlich war zudem zu erkennen, dass diese Gemeinschaften bei den Menschen mit Pilzerkrankungen völlig anders zusammengesetzt sind als bei den gesunden.

„Die Ergebnisse liefern uns nun erstmals Informationen über die gesunde Zusammensetzung von Pilzgemeinschaften der menschlichen Haut“, sagt Segre. Aufbauend darauf kann nun untersucht werden, was nicht stimmt, wenn es zu Infektionen der Haut mit krankheitserregenden Mikroben kommt. Grundsätzlich bleibe es der Wissenschaftlerin zufolge bei dem altbewährten Ratschlag: „Wer nicht will, dass sich dubiose Pilze von Mitmenschen auf seinen Füßen breit machen, sollte beispielsweise in öffentlichen Bädern Schlappen tragen“, sagt Segre. (Nature, 2013; doi: 10.1038/nature12171)

(Nature / NHGRI, 23.05.2013 – MVI/NPO)

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