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Ökologie

Rewilding in Deutschland

Das Oder-Delta wird wieder wild

Rewilding findet auch direkt vor unserer Haustür statt. 2015 hat Rewilding Europe die Schirmherrschaft über ein 450.000 Hektar großes Projektgebiet im Oder-Delta an der Ostseeküste übernommen. „Das Oder-Delta beherbergt eine Lebensraumvielfalt, die es so in Mitteleuropa kaum noch gibt: Buchenwälder auf Steilküsten, riesige Flussdeltas, Auwälder, ausgedehnte Moore, trockene Heidelandschaften und großflächige Wälder mit Seen reihen sich wie eine Perlenkette rings um die Wasserflächen des Stettiner Haffs“, beschreibt die Deutsche Umwelthilfe das Gebiet.

Unteres Odertal
Die Landschaft im Oder-Delta ist vielfältig und umfasst unter anderem diese Flussauenlandschaft im Unteren Odertal. © Sane /CC-by-sa 3.0

Wobei braucht das Delta Starthilfe?

Zwar wurden in den vergangenen 25 Jahren bereits große Bereiche der unteren Oder und der Odermündung wieder an die Natur zurückgegeben, doch das Gebiet braucht immer noch an einigen Stellen „Starthilfe“. Ein wichtiger Bereich, an dem das Rewilding-Team arbeitet, ist die Renaturierung der Flüsse Ina und Gowienica, die im polnischen Bereich des Deltas liegen. Die Mitarbeiter sanieren die Ufer, binden Überschwemmungsgebiete wieder an und räumen Hindernisse aus dem Weg, damit verschiedene Fischarten wieder ungestört ihre Wanderungen durchführen können.

Außerdem werden aktuell Küstengebiete auf den Inseln in Vorpommern renaturiert, damit sich Küstenvögel dort besser fortpflanzen können. Die Helfer sind auch an der Ueckermünder Heide und in Trzebiez zugange. Dort vernässen sie einst trockengelegte Moore. Intakte Moore sind ein wichtiger Lebensraum für seltene Tier- und Pflanzenarten und außerdem bedeutsame Senken für Treibhausgase und Nährstoffe.

Kegelrobbe
Das Team von Rewilding Oder Delta überwacht unter anderem die Rückkehr der Kegelrobbe. © Magnus Lundgren/Rewilding Europe

Den Teppich ausrollen für die Big Seven

Was die Rückkehr verschwundener Tierarten angeht, so siedelt Rewilding Oder Delta keine neuen Tiere an, sondern will stattdessen den noch vorhandenen Populationen auf der polnischen Seite die Ausbreitung nach Deutschland erleichtern. Das Team überwacht also zum Beispiel die Wiederansiedlung der Kegelrobbe und bereitet deutsche Gemeinden auf die Rückkehr von Elch und Wisent vor.

Alle drei gehören zu den Schlüsselarten des Oder-Deltas. Zusammen mit Seeadler, Biber, Wolf und Atlantischem Stör bilden sie die sogenannten „Big Seven“ dieses Gebiets. Sie sind nötig, um das Gleichgewicht des Ökosystems aufrechtzuerhalten.

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Kanufahren
Aus dem Oder-Delta soll langfristig ein Hotspot für Naturtourismus werden. © Bondariev/ Getty Images

Neuer Hotspot für Naturtourismus

Parallel zu diesen Vorhaben soll auch der Tourismus im Bereich der Odermündung weiter angekurbelt werden. Geführte Naturreisen zur Beobachtung von Wölfen, Elchen und Adlern sollen künftig noch mehr Besucher ins Delta locken. „Auf diese Weise können lokale Landbesitzer, Unternehmer und Anwohner von den Bemühungen zur Wiederbelebung der Natur und der Wiederansiedlung von Wildtieren profitieren“, erklärt Rewilding Europe.

Wie groß der Nutzen des Rewildings für das Oder-Delta genau ist, untersucht gerade eine dreijährige Studie. Sie soll außerdem Aufschluss darüber geben, ob sich die Region als Modellgebiet eignet und wo sonst in Deutschland Rewilding-Projekte entstehen könnten.

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Mehr Wildnis wagen
Wie Rewilding zerstörte Ökosysteme in Europa wiederbeleben kann

Emanzipation der Natur
Rewilding als Hilfe zur Selbsthilfe für Ökosysteme

Kerngebiete, Wildtierkorridore, Schlüsselarten
Die Grundprinzipien des Rewildings

Rewilding in Deutschland
Das Oder-Delta wird wieder wild

Rewilding gone wrong
Wenn Renaturierung nach hinten losgeht

Ist Europa bereit für Rewilding?
Wildnissuche auf einem dicht besiedelten Kontinent

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