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Biotechnologie

Menschlicher Gaumen als neue Stammzellquelle

Neu entdeckte Stammzellen aus dem Mund nahezu pluripotent

Deutsche Wissenschaftler haben aus dem menschlichen Gaumen einen neuen Typ adulter Stammzellen isoliert. Die so genannten Neuralleisten-Stammzellen bergen vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten und wurden bereits erfolgreich im Labor gezüchtet sowie in spezialisierte Zelltypen wie Nervenzellen verwandelt.

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Stammzellen sind undifferenzierte Vorläuferzellen, die nicht nur sich selbst erneuern können, sondern auch mindestens einen spezialisierten Zelltyp bilden. Auch in den Geweben Erwachsener sind in den letzten Jahren eine Reihe verschiedener Stammzellpopulationen entdeckt worden, darunter dem Knochenmark, im Nervengewebe, in Skelettmuskeln, dem Darm, der Bauchspeicheldrüse, der Leber und in der Epidermis. Jetzt hat ein interdisziplinäres Forscherteam der Universitäten Bielefeld und Frankfurt eine weitere, gut erreichbare Quelle von adulten Stammzellen entdeckt.

Hinter den Zähnen und im Zäpfchen

Die neuen Neuralleisten-Stammzellen (Neural Crest Stem Cells / NCSCs) wurden im Rachenzäpfchen und in den Gaumenkämmen hinter den Zähnen nachgewiesen. Da sie auch bei erwachsenen Menschen vorkommen, erhoffen sich die beteiligten Forscher von diesen hochgradig regenerativen und leicht zugänglichen Zellen neuartige Möglichkeiten der Behandlung von zahlreichen, auch degenerativen Erkrankungen, wie zum Beispiel Verletzungen von Gesicht und Schädelknochen, Tumoren und chronische Mittelohrentzündung, aber langfristig auch Alzheimer und Parkinson. Die körpereigenen Stammzellen könnten künftig dazu dienen, solche Krankheiten zu bekämpfen.

Nerven und Knochenzellen aus Neuralleisten-Stammzellen

Die aus den Zellproben isolierten NCSCs bringen im Rahmen der Entwicklung der Kopf- und Nackenregion der Säuger ein erstaunlich breites Spektrum an Zelltypen hervor, unter anderem Knochenzellen und Nerven. Die Forscher wiesen NCSCs sowohl während der Entwicklung als auch beim adulten Individuum nach. Isolierte NCSCs könnten aufgrund ihrer hohen Plastizität, der so genannten Multipotenz, eine neue, gut zugängliche Quelle für adulte Stammzellen darstellen.

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Weitere Studien sollen nun unter anderem die Möglichkeit untersuchen, diese von Hause aus sehr potenten Zellen zu reprogrammieren, um sie noch einen Schritt plastischer – ähnlich den embryonalen Stammzellen – und damit auch universeller für medizinische Zwecke einsetzbar zu machen.

(Universität Bielefeld, 04.05.2009 – NPO)

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