Zu Beginn der 9. Vertragsstaatenkonferenz über die biologische Vielfalt haben der weltweite Dachverband des NABU, BirdLife International, und die Internationale Naturschutzunion IUCN gestern in Bonn ihre neue Rote Liste der bedrohten Vogelarten der Welt vorgestellt. Ergebnis: Über 1.200 Arten weltweit sind stark gefährdet. An der Erstellung der Roten Liste waren Tausende von Wissenschaftlern weltweit beteiligt.
„Das Werk ist ein alarmierendes Signal für den fortschreitenden Verlust der Artenvielfalt. Die Liste belegt darüber hinaus erstmalig, dass sich der Klimawandel negativ auf die Vogelbestände auswirkt, insbesondere durch lange Dürreperioden, die Ausbreitung der Wüsten und extreme Wettersituationen“, sagte NABU-Präsident Olaf Tschimpke.
Zwölf Prozent aller Vogelarten bedroht
Danach gelten insgesamt 1.226 Arten und damit über zwölf Prozent der weltweit etwa 10.000 Vogelarten als hochgradig bedroht. Acht Arten, darunter der Tristan-Albatros (Diomedea dabbenena), der Löffelstrandläufer (Eurynorhynchus pygmeus) und die Floreana-Spottdrossel (Nesomimus trifasciatus) mussten im Gegensatz zur letzten Roten Liste zusätzlich als vom Aussterben bedroht eingestuft werden, so der NABU.
Zudem stiegen 24 Arten in eine höhere Gefährdungskategorie auf, darunter der in Europa vorkommende Große Brachvogel (Numenius arquata) und die in Spanien, Frankreich und Italien lebende Provencegrasmücke (Sylvia undata).
Der NABU verwies darauf, dass auch in Deutschland immer noch mehr als 40 Prozent aller Vogelarten auf der Roten Liste stehen. Die Hauptursachen des Artensterbens in Europa und Deutschland sind die Intensivierung der Landwirtschaft und der wachsende Flächenverbrauch seit Mitte des 20. Jahrhunderts.
NABU fordert mehr Schutzgebiete
„Wenn wir das Steuer nicht herumreißen, wird es uns nicht gelingen, den Artenverlust aufzuhalten“, so Tschimpke. Deutschland habe zum Beispiel eine weltweite Verantwortung für den Rotmilan, da sechzig Prozent seiner Weltpopulation hier brüten. 2001 hatten die Staats- und Regierungschefs der EU beschlossen, das weitere Artensterben bis zum Jahr 2010 zu stoppen.
Vor allem das Netz von Schutzgebieten für Lebensräume und Arten müsse verbessert werden. Nach einer wissenschaftlichen Studie, die jüngst in der renommierten Zeitschrift „Science“ erschienen ist, haben sich die Populationen der Vogelarten in den Natura 2000-Gebieten erholt, während die Bedrohung der Arten der Agrarlandschaft zugenommen hat.
(NABU, 20.05.2008 – DLO)