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Mathematik

Mathematiker fordern besseren Mathe-Unterricht

Schule soll sich mit lebensnahen Problemen beschäftigen

Zwei führende deutsche Mathematiker haben in der ZEIT die Praxis des Mathe-Unterrichts kritisiert. „Wenn ich mir heute die Schulbücher angucke, könnte ich 20 oder 30 Prozent leicht rausstreichen“, sagte der Leiter des Fraunhofer-Instituts Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen (SCAI), Ulrich Trottenberg.

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Und auch der Vorsitzende der Deutschen Mathematiker-Vereinigung, Günter Ziegler, will einen lebendigeren Mathematikunterricht initiieren, der nicht nur Formeln und Sätze lehrt, sondern sich mit lebensnahen Problemen beschäftigt. „Der Mathe-Unterricht in der Schule ist ja nicht nur für die, die später Mathematik studieren wollen“, sagte Ziegler der ZEIT.

Gestern hat Bundesforschungsministerin Annette Schavan in Berlin offiziell das Jahr der Mathematik eröffnet. Anders als in den vergangenen Wissenschaftsjahren soll im Mathe-Jahr ein Schwerpunkt darauf liegen, den Schulunterricht in diesem „Horrorfach“ zu verbessern. Das hat sich die Telekom-Stiftung zur Aufgabe gemacht, die das Jahr mitorganisiert.

„Wenn es um das Engagement an Schulen geht, muss sich das Forschungsministerium zurückhalten. Das fällt ja in den Zuständigkeitsbereich der Länder“, sagt der Geschäftsführer der Stiftung, Ekkehard Winter, der ZEIT. „Eine Stiftung kann da unbefangener agieren.“ Mit vielfältigen Projekten will die Stiftung Schüler aller Schulformen ansprechen, etwa mit der Mathematik-Olympiade und dem Känguru-Wettbewerb.

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Aber die Aktivitäten sollen nicht mit dem Jahr der Mathematik enden. „Ich glaube, mittlerweile ist in allen Köpfen die Überzeugung vorhanden, dass die Wissenschaftsjahre kein Strohfeuer sein dürfen, sondern dass sie etwas anstoßen müssen, was weiter wirkt“, sagt Winter.

Nachwuchs für die Mathematik

Und eine neue Begeisterung für die Mathematik ist dringend notwendig: „Denn schon jetzt gibt es einen spürbaren Mangel an Absolventen. Das ist dramatisch für ein Land, das auf Hochtechnologie bauen muss“, warnt Ziegler in einem Beitrag für die Stiftung Jugend forscht und formuliert als Ziel, das Potenzial mathematisch begabter junger Menschen in Zukunft noch wirksamer auszuschöpfen. Es müsse daher darum gehen, zum Entdecken und Ausprobieren von Mathematik einzuladen und sichtbar zu machen, dass vieles Mathematik ist und braucht, von dem man das gar nicht dachte.

Nach Ansicht von Ziegler haben Wettbewerbe wie Jugend forscht eine immense Bedeutung bei der Nachwuchsförderung: „Für viele aktive Mathematiker meiner Generation begann ihr Weg in die Wissenschaft über die Wettbewerbe. Dort haben sie ihre Fähigkeiten entwickelt, Ideen gesammelt, Selbstbewusstsein getankt – und Freunde gefunden.“ Seine dreimalige Teilnahme an Jugend forscht sei außerordentlich anregend und motivierend gewesen, sie habe großen Einfluss auf seinen Lebensweg gehabt. Nach seinem Bundessieg 1981 mit einer Arbeit über konvexe Polyeder sei ihm dann klar gewesen: „Mathe macht mir Spaß, das kann ich, das will ich.“

Forschendes Lernen, wie es bei Jugend forscht üblich ist, hält Ziegler für beispielgebend, wenn es um die Vermittlung mathematischer Lerninhalte in der Schule geht: „Ich wünsche mir sehr viel mehr Selbstbewusstsein bei Kindern und Jugendlichen, mal etwas auszuprobieren. Neugier ist wichtig, Interesse ist wichtig, ‚Gute Fragen stellen’ muss man lernen – und zwar durch Selbermachen, anders geht das nicht.“ Auch er lerne Neues in der Mathematik nicht dadurch, dass er sich irgendwelche Bücher vornehme.

(ZEIT/ Stiftung Jugend forscht, 24.01.2008 – DLO)

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