Pflanzenschutzmittel aus der Landwirtschaft können die Tierwelt kleiner Flüsse und Bäche bedrohen. Die Gefahr, die durch das „Abwaschen“ der chemischen Substanzen bei Regen oder anderen Niederschlägen entsteht, ist aber in Agrarlandschaften Südeuropas wesentlich größer als bei uns. Besonders gefährdet sind Regionen in Spanien, Italien und Südfrankreich. Dies haben Leipziger Forscher in einer neuen Studie herausgefunden. Darin modellierten sie den Eintrag von Pflanzenschutzmitteln und das resultierende ökologische Risiko für die Fauna kleiner Fließgewässer in den 15 „alten“ EU-Staaten.
Gefahren drohten aber auch Gewässern in England, Belgien sowie in Teilen Mitteldeutschlands im Norden Thüringens, im südlichen Sachsen-Anhalt und im Mittelsächsischen Bergland durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft, so die Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) in der aktuellen Ausgabe des Fachblattes Science of the Total Environment. Die Prognosen wurden anschließend erfolgreich anhand von Felduntersuchungen in Finnland, Frankreich und Deutschland überprüft.
„Uns ging es darum, zeit- und kostengünstig mögliche Risikoregionen zu identifizieren, bei denen es sinnvoll wäre, detaillierte Modellierungen oder auch Messprogramme durchzuführen“, so Carola Schriever vom UFZ. „Ein solches Modell kann zum Beispiel sehr hilfreich sein, um größere Monitoring-Kampagnen zu planen, wie sie im Zuge der Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie erforderlich sind.“
Tagung „Stoffbewertung in einer sich wandelnden Umwelt“
Welche Auswirkungen haben Änderungen in der Landnutzung, die Verschiebung von Klima- und Vegetationszonen oder Wetterextremereignisse auf die Verteilung und Verfügbarkeit von Pflanzenschutzmitteln und anderen Chemikalien in der Umwelt? Welche Risiken können daraus für Ökosysteme entstehen? Über Konsequenzen des Globalen Wandels für das Umweltrisiko verschiedener Substanzen werden über 270 Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Leipzig diskutieren. Dort findet vom 12. bis 14. September 2007 am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) die Jahrestagung des deutschsprachigen Zweigs der Society of Environmental Toxicology and Chemistry (SETAC) statt. Das Ziel der SETAC ist die Förderung von Forschung und Ausbildung in den Bereichen Ökotoxikologie und Umweltchemie zur Lösung chemikalienbezogener Umweltprobleme.
Eine zunehmend wichtige Frage ist die Auswirkung des globalen Wandels auf die Stoffbewertung. Die Aufgabe von Ökotoxikologen, Umweltchemikern und verwandten Disziplinen ist es, solche Risiken rechtzeitig zu erkennen und zu mindern. Die Jahrestagung des SETAC-GLB, der 2007 auch sein zehnjähriges Bestehen feiert, steht unter dem Motto „Stoffbewertung in einer sich wandelnden Umwelt“. Das wissenschaftliche Programm wird sich der Bewertung des Umweltrisikos von beispielsweise Chemikaliengemischen oder Nanopartikeln sowie möglichen Regulierungsmaßnahmen widmen. Das Besondere der Tagung ist, dass Vertreter aus Wissenschaft, Behörden und der Industrie gemeinsam an einem Tisch sitzen, um Lösungen zu erarbeiten und Auswirkungen für die Praxis zu diskutieren.
(idw – Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ, 10.09.2007 – DLO)