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Umwelt

Gen-Mais doch schädlich für Schmetterlinge?

Auswertung aktueller Forschungsergebnisse zeigt Risiko

Honigbienen, geschützte Schmetterlinge und Bodenorganismen sind durch den Anbau von gentechnisch verändertem Mais bedroht, der ein Insektengift bildet und dieses in die Umwelt abgibt. Das ist das Ergebnis einer Auswertung aktueller Forschungsergebnisse zu Gen-Mais-Sorten, die Grennpeace am Mittwoch vorgelegt hat. Die Analyse belege eine Vielzahl negativer Umwelteffekte, so die Umweltschützer.

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Die Literaturstudie zeige zudem, dass die Auswirkungen des Gen-Maises auf die biologische Vielfalt in Europa von den Zulassungsbehörden bisher nicht geprüft wurden. Im Oktober läuft die Genehmigung für den auch in Deutschland auf 950 Hektar angebauten Gen-Mais MON810 aus. Auf Basis der wissenschaftlichen Befunde forderte Greenpeace nun, dass die Neuzulassung gestoppt und der Gen-Mais vom Markt genommen wird. "Aus den vorliegenden Erkenntnissen wird deutlich, dass die Freigabe des Gen-Maises für den kommerziellen Anbau verfrüht erfolgt ist und mit dem in der EU gesetzlich verankerten Vorsorgeprinzip nicht vereinbar ist", sagt Gentechnikexperte Christoph Then von Greenpeace. "Die EU-Zulassung des Gen-Maises muss deswegen zurückgenommen werden."

Bt-Mais schädigt auch Nützlinge

Das so genannte Bt-Gift (Bacillus thuringiensis) im Gen-Mais eleminiert nicht nur den schädlichen Maiszünsler. Bei Fütterungsversuchen im Labor zeigten auch Schmetterlingsraupen, auf deren Futterpflanzen Gen-Mais-Pollen lag, eine erhöhte Sterblichkeitsrate. Bienenvölker, die im Freilandversuch mit Bt-Pollen gefüttert wurden, wiesen zum Teil eine verringerte Brutaufzucht auf. Aktuelle Untersuchungen, die unter anderem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurden, belegen zudem Effekte auf das ganze Ökosystem: Bakterien und Pilze, Faden- und Regenwürmer und Bodeninsekten, die für Kompostierung und Bodenfruchtbarkeit wichtig sind, werden durch den Gen-Mais in ihrer Entwicklung gehemmt.

Anbau national regelbar

Nach EU-Recht können Mitgliedsländer nationale Maßnahmen gegen Einfuhr und Anbau von Gen-Saaten verhängen, wenn neue Erkenntnisse über eine mögliche Gefährdung von Mensch und Umwelt vorliegen. Einige Länder wie Ungarn haben diese Schutzklausel bereits angewendet. "Untersuchungen zeigen, dass das in relativ hoher Konzentration produzierte Insektengift über die Wurzeln der Pflanze ausgeschieden wird und sich in der Umwelt anreichern kann", sagt Professor Béla Darvas von der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, der an der Greenpeace-Präsentation in Hamburg teilnahm. "Weil niemand die langfristigen Folgen des Gen-Mais-Giftes für die Artenvielfalt in Ungarn abschätzen kann, ist der kommerzielle Anbau seit 2005 verboten."

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(Greenpeace, 20.07.2006 – NPO)

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