Tierfilmer nutzen seit neuestem die Möglichkeit, Kameras an Vögeln zu befestigen, um sie und ihre Artgenossen im Fluge aufzunehmen. Jetzt haben Wissenschaftler diese Methode verfeinert und einen Bewegungsmesser auf diese Weise „an den Vogel gebracht“. Er soll neue Erkenntnisse darüber bringen, was die Vögel zu solchen Flugkünstlern macht.
Eine Forschergruppe von der Universität Oxford um Graham Taylor hat die neue Technik bereits in Dänemark an einem entsprechend trainierten Steppenadler ausprobiert. Dabei sind mehrere Kameras mit einem Gesamtgewicht unter 50 Gramm auf Rücken oder Bauch des Vogels befestigt und so ausgerichtet, dass sie Kopf, Flügel und Schwanz des Tieres im Blick haben. Die Sensoren liefern dreidimensionale Informationen über die Drehung, Orientierung und Beschleunigung des Adlers.
Die ersten Versuche in Dänemark waren erfolgreich: “Wir können Schwanzspreizung, Längsneigungswinkel und Querneigung direkt „an Bord“ bestimmen“, erklärt Taylor. “Wir planen jetzt, diese messbaren Kontrollbewegungen mit dem Flugverhalten insgesamt in Verbindung zu bringen und ihren Einfluss zu quantifizieren.“ Die Forscher wollen die gewonnenen Bewegungsinformationen in dynamische Modelle des Vogelfluges integrieren um herauszufinden, wie die Flugkontrollsysteme des Adlers arbeiten.
Mithilfe dieser Technik können die Forscher die Flugmechanismen frei fliegender Vögel weitaus besser und für die Tiere schonender untersuchen als bisher. Zudem könnten die Ergebnisse dazu beitragen, neuartige Flugzeuge mit veränderbaren Flügel- und Heckflossenformen zu entwickeln, die in Zukunft die bisher gängigen Modelle mit starren Flügeln und Leitwerken ablösen könnten. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung der Society for Experimental Biology am 3. April in Canterbury stellt der Wissenschaftler seine Ergebnisse vor.
(Society for Experimental Biology, 03.04.2006 – NPO)