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Droht ein deutsches New Orleans?

WWF: Küstenschutz ist auf Folgen des Klimawandels nicht vorbereitet

Angesichts der Überschwemmungs-Katastrophen rund um den Globus warnt der WWF vor den Folgen des durch den Klimawandel verursachten Meeresspiegelanstiegs an der deutschen Küste. Insbesondere die geplanten weiteren Vertiefungen von Elbe und Weser würden die Hochwassergefahr für Städte wie Bremen und Hamburg steigern.

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„Die Kombination aus steigendem Meeresspiegel und Flussvertiefungen verstärkt das Risiko einer Flutkatastrophe an der Nordseeküste“, so Beatrice Claus, WWF-Referentin für Küstenschutz. Bis Ende des 21. Jahrhunderts könne der Meeresspiegel um über einen Meter steigen. Hauptursache dafür sei der Klimawandel.

Die Ausbauten und Vertiefungen der Flussmündungen an Elbe und Weser haben bereits in der Vergangenheit dazu geführt, dass die Wasserstände bei Flut und insbesondere bei Sturmfluten angestiegen sind. An der Unterelbe, im Bereich des Hamburger Hafens, haben sich von 1950 bis 1980 die Wasserstände der hohen Sturmfluten um 50 bis 60 cm erhöht. Dieser Anstieg ist etwa zu einem Viertel auf Flussvertiefungen zurückzuführen. Seit 1980 haben die Ausbauten zu einer weiteren Erhöhung des Wasserstandes um 25 Zentimeter geführt. Ähnlich seien die Werte für die Außen- und Unterweser.

Dieser Trend drohe sich angesichts der aktuellen Planungen für die weitere Vertiefung und den Ausbau der Unterläufe von Weser und Elbe fortzusetzen. Dies würde dazu führen, dass bei Sturmfluten noch größere Wassermassen in die Flüsse eindringen. „Niemand will, dass wir in Deutschland einmal ähnlich katastrophale Bilder sehen wie zuletzt in New Orleans“, so WWF-Expertin Claus. Der WWF fordert den Stopp aller auch wirtschaftlich unsinnigen Ausbaupläne. „Die unnötige Konkurrenz der Bundesländer in der Hafenpolitik ist ein Sicherheitsrisiko für Mensch und Natur.“

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Der WWF erwartet stattdessen ein nachhaltiges Hafenkonzept. Dabei solle auf die Abfertigung großer Containerschiffe direkt an der Küste gesetzt und auf weitere Flussvertiefungen verzichtet werden. Auch beim Hochwasserschutz setzt sich der WWF angesichts der Folgen des Klimawandels für ein „Nachdenken über neue Strategien“ ein. Die Möglichkeiten, die Deiche zu erhöhen und zu verstärken, seien begrenzt. Ein zukunftsweisendes Küstenschutzkonzept müsse Maßnahmen wie die Rückverlegung der Hauptdeichlinien, die Öffnung der Sommerpolder und die Gewinnung neuer Überflutungspolder prüfen. Zum Schutz der Menschen müssten mit dem Anstieg des Meeresspiegels die Überflutungsflächen vergrößert werden.

„Die Politik muss heute Konzepte für den Küstenschutz von morgen entwickeln. So dürfen beispielsweise benötigte Flächen nicht weiter besiedelt und bebaut werden“, so Beatrice Claus.

(WWF, 30.09.2005 – DLO)

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