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Klima

Antarktisches Meereis wächst

Klimawandel bringt mehr Niederschlag

Die Gletscher der Arktis schmelzen, doch am anderen Ende der Erde wächst das Meereis rund um die Antarktis. Das hat jetzt eine neue Studie der NASA gezeigt. Sie bestätigt die Vermutung, dass steigende Lufttemperaturen in dieser Region mehr Niederschlag fallen lassen und könnte gleichzeitig ein Hinweis darauf sein, dass beide Pole der Erde unterschiedlich auf die globale Erwärmung reagieren.

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„Die meisten Menschen haben vom Klimawandel gehört und dass die steigenden Lufttemperaturen die Gletscher und das Meereis in der Arktis zum Schmelzen bringen“, erklärt Dylan C. Powell von der Universität von Maryland. „Aber unsere Simulationen deuten auf ein gegenläufiges Phänomen hin: Ein Teil der Schmelze in der Arktis könnte durch Zunahmen des Meereises in der Antarktis ausgeglichen werden.“

Die Wissenschaftler nutzten Satellitendaten, unter anderem von Spezialsensoren wie dem Mikrowellen Imager, um die Schneedicke auf dem Meereis zu messen und fütterten diese Daten in ein von ihnen entwickeltes Modell. Als Ergebnis konnten sie die Niederschlagsentwicklung der Polarregionen weitaus genauer und realistischer prognostizieren als zuvor.

Pole als Klimaanlage der Erde

„Das Meereis der Polarregionen hat mindestens die Größe der USA“, erklärt Thorsten Markus, Koautor der Studie und Wissenschaftler am Goddard Space Flight Center der NASA. „Daher können auch so weit entfernte Orte wie die Arktis und Antarktis unsere Temperaturen und unser Klima dort beeinflussen, wo wir leben und arbeiten.“

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Die Auswirkungen der Pole auf das globale Klima können, so Markus, durch von Temperatur- und Salzgehaltsunterschieden angetriebenen Meeresströmungen erklärt werden. Diese so genannte thermohaline Zirkulation wirkt wie eine Wärmepumpe und bewegt warmes Oberflächenwasser aus den niedrigeren Breiten in die Polarregionen. Hier kühlt das Wasser ab und wird durch das Ausfrieren von Süßwasser salziger. Dadurch schwerer geworden, sinkt es ab und fließt in der Tiefe als kalte Strömung wieder in Richtung Äquator zurück.

Ausnahmen bestätigen die Regel?

Typischerweise führt eine Klimaerwärmung zu stärkerem Abschmelzen des Meereises und erhöhten Niederschlagsraten. Im Südpolarmeer aber, das zeigen die Simulationen, könnten die vermehrten Niederschläge die Schneedecke auf dem Meereis verstärken. Durch dessen Gewicht sinkt das Eis tiefer ins Meerwasser ein, die aufliegende Schneedecke friert zu Eis um und erhöht damit die Dicke der Meereisschicht.

Offensichtlich können, wie die Studie zeigt, einige Klimaprozesse, sich durchaus entgegen den allgemeinen Erwartungen verhalten. „Wir haben für diese Daten computergenerierte Simulationen eingesetzt, ich hoffe aber, dass wir die Ergebnisse in Zukunft durch eine Langzeit-Messkampagne auch mit realen Daten belegen können“, so Powell. „Es ist entscheidend zu wissen, ob die durchschnittliche Meereis-Dicke in der Antarktis tatsächlich zunimmt, wie das Modell zeigt, und zu bestimmen, welche Umweltfaktoren dieses Phänomen unterstützen.“

(NASA, 17.08.2005 – NPO)

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