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Medizin

Zucker: Kalorie ist nicht gleich Kalorie

Zuckerarme Ernährung bei gleicher Kalorienmenge verbessert Stoffwechsel übergewichtiger Kinder

Für den süßen Zahn: Ein allzu hoher Zuckerkonsum ist ungesund. © freeimages

Weniger süß: Bei deutlich weniger Zucker im Essen verbessert sich die Gesundheit übergewichtiger Kinder schon in nur wenigen Tagen. Diesen Effekt beobachteten US-Mediziner, obwohl die Kinder nach wie vor genauso viele Kalorien zu sich nahmen. Dies zeigt eindrucksvoll, dass nicht nur die Menge der Kalorien wichtig ist, sondern auch ihre Herkunft, betonen die Forscher im Journal „Obesity“. Eltern und Lebensmittelindustrie sollten dies besonders bei Essen für Kinder berücksichtigen, mahnen die Wissenschaftler.

Zu viel Zucker macht dick – das ist hinreichend bekannt. Da besonders Kinder gern Süßes essen, haben sie ein höheres Risiko, durch ein Übermaß an Zucker stark an Gewicht zuzulegen. Maßnahmen gegen Übergewicht klingen oft einfacher, als sie sind: Es ist naheliegend, kalorienärmer zu essen und so das eigene Gewicht wieder zu reduzieren. Doch damit allein ist es oft nicht getan: Übergewicht ist nicht die einzige Folge von zu viel Zucker, und jenseits von geschädigten Zähnen gibt es weitere Gesundheitsrisiken. Beispielsweise können gezuckerte Getränke möglicherweise die Pubertät bei Mädchen früher einsetzen lassen.

Kindgerecht, aber Stärke statt Zucker

Mediziner um Jean-Marc Schwarz von der Touro University California haben darum untersucht, welchen Effekt eine zuckerreduzierte Diät bei übergewichtigen Kindern hat – bei gleichbleibender Kalorienmenge. An ihrer Studie nahmen Kinder im Alter von neun bis achtzehn Jahren teil, die am sogenannten metabolischen Syndrom leiden. Dieses ist geprägt durch starkes Übergewicht, Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte und hohen Blutzucker bis hin zur Insulinresistenz.

Die Diät, auf die die Forscher ihre Studienteilnehmer setzten, war durchaus kinderfreundlich: Sie durften nach wie vor typisches „Kinderessen“ wie Hot Dogs, Pizza und Chips zu sich nehmen. Meiden mussten sie dagegen zuckerige Snacks und süßes Gebäck. Ziel der Essensauswahl war es, enthaltene Zucker wie Fruktose und Glukose so weit wie möglich durch andere Kohlenhydrate wie Stärke zu ersetzen. Daher standen zum Beispiel Müsli und Nudeln auf dem Speiseplan. Obst durften die Kinder ebenfalls trotz der enthaltenen Fruchtzucker weiterhin essen.

Gefühl von viel mehr Essen

Die Diät war so ausgelegt, dass die Kalorienmenge gleich blieb, und auch das Gewicht der Probanden sollte sich nicht ändern. Die Forscher waren interessiert, wie sich der Stoffwechsel der Kinder ändern würde. Dazu überwachten sie Blutdruck, Blutzucker und Cholesterinwerte der Studienteilnehmer.

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Schon nach nur neun Tagen zeigte die umgestellte Ernährung überraschend starke Effekte: „Nachdem wir den Zucker beseitigt hatten, begannen die Kinder, auf ihr Sättigungsgefühl zu reagieren“, beschreibt Schwarz. „Sie sagten, es fühlte sich nach viel mehr Essen an, obwohl sie dieselbe Menge an Kalorien aufnahmen, nur mit deutlich weniger Zucker.“

„Noch nie so deutliche Ergebnisse gesehen“

Sämtliche Stoffwechselwerte verbesserten sich dramatsich: Der Blutdruck der Kinder sank, genauso wie Blutzucker und LDL-Cholestin, das sogenannte „schlechte“ Cholesterin. Die Leberfunktionen waren besser, und auch der Insulinspiegel nahm ab. „Ich habe noch nie so bemerkenswerte und deutliche Ergebnisse in einer unserer Studien an Menschen gesehen“, sagt Schwarz. „Nach nur neun Tagen mit begrenzter Fruktose sind die Ergebnisse dramatisch, von einem Teilnehmer zum anderen.“

„Diese Studie verdeutlicht, dass eine Kalorie nicht gleich einer Kalorie ist“, sagt Koautor Robert Lustig vom Benioff Children’s Hospital San Francisco. „Woher die Kalorien kommen bestimmt, wohin im Körper sie gehen.“ Zuckerkalorien seien am schlimmsten, weil sie in der Leber in Fett umgesetzt werden und das Risiko für Diabetes, Herz-Kreislauf- und Leberkrankheiten steigern. Die Lebensmittelindustrie müsse dies berücksichtigen, und auch Eltern sollten darüber nachdenken, was sie ihren Kindern zu essen geben, mahnen die Forscher. (Obesity, 2015; doi: 10.1002/oby.21371)

(University of California – San Francisco, 28.10.2015 – AKR)

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