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Ökologie

Brodelndes Inferno statt lauer Ursuppe?

Am Beginn der Evolution steht ein Fragezeichen

Die lichtdurchflutete laue Ursuppe ist out, das brodelnde Inferno dagegen in – so jedenfalls die provokante These einiger Forscher, die sich mit Extremophilen beschäftigen. Seit der Entdeckung dieser ungewöhnlichen Überlebenskünstler scheinen sich die Hinweise darauf zu mehren, dass sie eine entscheidende Rolle für die Entwicklung des Lebens auf der Erde gespielt haben könnten.

Nach heutiger Erkenntnis entstanden die ersten einfachen Organismen bereits vor rund 3,8 Milliarden Jahren, nur rund 700 Jahre, nachdem die Erde sich geformt hatte. In dieser Zeit war das Sonnensystem noch mit zahllosen Bruchstücken und Resten der neu gebildeten Planeten angefüllt und Meteoriteneinschläge waren für den jungen Planeten an der Tagesordnung.

Riesige Gesteinsklumpen von mehr als 100 Kilometern Durchmesser rasten durch die Atmosphäre und prallten mit Geschwindigkeiten von bis zu 30 Kilometern pro Sekunde auf. Die gewaltige, 3.000 Grad heiße Hitzewelle des Einschlags sterilisierte die gesamte Planetenoberfläche, und blies einen Großteil der ohnehin noch dünnen Atmosphäre ins All hinaus. Nicht gerade optimale Bedingungen für die langsame, vermutlich durch Versuch und Irrtum gekennzeichnete Entstehung des Lebens.

Doch wie konnten die gerade neu evolvierten Urorganismen solchen globalen Katastrophen entkommen? Forscher beginnen zunehmend, die alte Hypothese von der Entstehung des Lebens an den flachen Gestaden eines lauen Urozeans zu überdenken – und die Extremophilen spielen dabei eine immer prominentere Rolle.

Für Everett Shock von der Washington Universität in St. Louis ist die Antwort klar: die heißen nährstoffreichen Schlote der „Black Smoker“ mit ihrer noch heute dichten Population von Extremophilen sind die Wiege des Lebens. Hier, wo sich heißes mineralienreiches Wasser aus dem Erdinneren und kaltes Tiefenwasser mischen, könnten vor 3,5 bis 3,8 Milliarden Jahren ideale Bedingungen für die Entstehung der ersten organischen Moleküle und Zellen geherrscht haben.

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Auch John Baross, Biologe der Universität von Washington, ist dieser Ansicht: „Der einzige sichere Platz, an dem auch das lebensnotwendige Wasser vorhanden war, ist in der Nähe der hydrothermalern Schlote“. Experimente zeigen in der Tat, dass auch unter dem extremen Druck und dem Dauerdunkel in rund 2.500 Metern Tiefe die molekularen Bausteine des Lebens entstehen können…

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Stand: 26.05.2001

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Extremophile
Grenzgänger im Reich der Kleinsten

Überlebenskünstler unter den Mikroben
Dem Geheimnis der Extremophilen auf der Spur

Who's Who der Extremophilen
Rekordhalter in der Welt der kleinsten Wesen

Brodelndes Inferno statt lauer Ursuppe?
Am Beginn der Evolution steht ein Fragezeichen

Arche Noah unter der Erde?
Sind Extremophile die letzten Überlebenden der Urorganismen?

Manche mögen's heiß...
Die Entdeckung einer biologischen Unmöglichkeit

Wo sind die Grenzen des Lebens?
Rätsel um die Tricks der Thermophilen

Thermophile als CO2-Filter
Wenn Algen in Schornsteinen wachsen...

Thermus aquaticus und die PCR
Späte Biotech-Karriere eines "Wunderorganismus"

"Conan" das Bakterium
Die wahrscheinlich widerstandfähigste Mikrobe der Welt

Auf der Suche nach dem Trick der "Superbugs"
"Rettungsringe" als Geheimnis des Erfolges?

"Conan" als Sanierungshelfer
Strahlenresistente Mikrobe zum biologischen Abbau von radioaktivem Müll gesucht...

Die Mikroben, die aus der Kälte kamen...
Micky Maus, Klingonen und drei Kilometer Eis

Die Giftfresser von Idaho
Lieblingsspeise: Hochgiftige Chromverbindungen

Metall-Pyranhas im Vitriol-Fluss
Leben in Säure und Schwermetallen

Kleiner als die Natur erlaubt?
Streit um die Existenz der Nanobakterien

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