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Anthropogeographie

Nicht gegen, sondern mit der Bevölkerung…

Das Projekt "Schutz des Waldes" in Abengouru

In Abengourou / Elfenbeinküste, soll einer der letzten Wälder der Region durch gezielte Maßnahmen zusammen mit den hier lebenden Menschen geschützt werden. Dazu soll der stark zerstörte Wald für die hier lebende Bevölkerung für einige Jahre ganz gesperrt werden. Da der Wald aber für sie aber eine wichtige Lebensgrundlage darstellt, muß für die Bevölkerung zuvor ein Ausgleich für den entgehenden Nutzen geschaffen werden.

Ernte © DWH

Bevor der geschädigte Wald wirklich gesperrt wird, sollen daher alle Anwohner, Frauen und Männer, alternative Quellen für Nahrungsmittel und Geldeinkommen erhalten. Im Gelände um den späteren Schutzwald herum versuchen die Projektmitarbeiter und Bauern gemeinsam herauszufinden, wo man überall etwas dazu beitragen kann: In einem Dorf werden zum Beispiel auf Vorschlag der Bevölkerung Obstbäume gepflanzt. Da Obstbäume aber nur langfristig Geld einbringen, wird zwischenzeitlich Gemüse um die Bäume herum gepflanzt.

Obwohl mit seltenen Gemüsesorten kurzfristig viel Geld verdient werden könnte, haben sich die Bauern dagegen entschieden. Statt dessen wollen sie Tomaten, Auberginen und Zwiebeln pflanzen, da sie dieses Gemüse bereits kennen. Sie können es daher gegen Schädlinge schützen und der Absatz ist sicher. Die Frauen aus den umliegenden Dörfern sollen für das Projekt Baumsetzlinge aufziehen.

Dabei werden die von Frauen am dringendsten gewünschten Bäume aufgezogen und gepflanzt: Mangos, deren Früchte auf dem Markt gutes Geld bringen, Bäume mit eßbaren Blättern oder futterliefernde Akazien. Die Blätter solcher Akazien werden wiederum von Frauen abgeschnitten und vor allem an Ziegen verfüttert.

Ähnlich werden unweit der Gehöfte weitere Bäume gepflanzt, deren Holz Frauen als Brennstoff zum Kochen benötigen. Viele der Bäume, die sich die Bevölkerung – also auch die Männer – ausgesucht haben, sind multifunktional, das heißt, sie können gleichzeitig für mehrere Zwecke genutzt werden: Die Stämme liefern Bauholz, Äste dienen getrocknet als Brennstoff, die Früchte werden gegessen, und die Blätter schließlich kommen bei einigen Arten in den Kochtopf.

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Erst wenn die Bevölkerung genügend Mittel zur Verfügung hat, um auf die Nutzung des Waldes verzichten zu können, wird dieser dann wirklich eine Zeitlang gesperrt. Bis dahin läßt es sich nicht vermeiden, daß die Schäden weitergehen. Die Sperrung schließlich soll nur so lange dauern, bis sich der Wald erholt hat und Baumlücken wieder geschlossen sind. Dabei wird der Wald von den Anwohnern selbst bewacht.

Später steht der Wald bei Abengourou der Bevölkerung wieder zur Verfügung – für eine dann hoffentlich umweltverträgliche Nutzung. Bei dem Projekt ist eine deutliche Arbeitsteilung zu beobachten, die sich mit der Zeit einspielte: Die Bevölkerung plant die Arbeiten und führt sie durch, das Projekt liefert die Setzlinge, einige Geräte und etwas Dünger. Wie wichtig die aktive Einbindung der Bevölkerung in ein solches Projekt ist, zeigen gescheiterte Aufforstungsbemühungen wie beispielsweise in Mali.

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Stand: 22.02.2002

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Inhalt des Dossiers

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Ist das Problem "hausgemacht?"
Die Ursachen im Überblick

Von Bodenrechten, Geld und Schulden
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