Anzeige
Klima

Der Sommer wird trocken

Südwesten und Nordosten besonders betroffen

Für einige Regionen Deutschlands könnten zukünftig Wassermangel und Waldbrandgefahr geläufige Begriffe werden. Denn die sommerlichen Niederschläge sollen nach den Prognosen der Klimaforscher in Zukunft großflächig abnehmen. Besonders stark trifft es dabei Süd- und Südwestdeutschland sowie den Nordosten des Landes. Hier könnte es bis zum Ende dieses Jahrhunderts ein Minus von bis zu 30 Prozent geben. Ähnliches belegen die Ergebnisse von Modellrechnungen Potsdamer Klimaforscher. Sie ermittelten sogar einen Rückgang der Sommerniederschläge um bis zu 50 Prozent, sollte sich der Klimawandel nahezu ungebremst fortsetzen.

Niederschlagsänderung in Prozent für den Zeitraum 2071-2100 gegenüber 1961-1990 beim Szenario A1b. © UBA/ MPI-M / Jacobs

Wolken regnen sich im Westen ab

Zudem deutet sich fast schon eine klimatische Teilung Deutschlands an: Einem zunehmend feuchteren und milderen Nordwesten steht dann ein vor allem im Sommer eher trockener Südwesten und Osten gegenüber. „Insgesamt prägen sich die einzelnen Klimazonen in Deutschland stärker aus“, erklärte Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe vom Institut für Klimafolgenforschung in Potsdam (PIK) bereits im Jahr 2003. Ursache dafür ist neben den steigenden globalen Temperaturen eine schon jetzt zu beobachtende Veränderung der so genannten Westwindzirkulation über dem Nordatlantik.

Diese „Hauptlieferantin“ für die Europa überquerenden Tiefdruckgebiete hat sich in den letzten Jahren im Winter verstärkt. Sie transportiert nun immer häufiger regenreiche Tiefdruck-Luftmassen nach Mitteleuropa und vor allem in den Südwesten Deutschlands. Der Osten dagegen geht dabei meist leer aus. Hier hat sich, nach Angaben Gerstengarbes, die Trockenzone inzwischen sogar eher noch nach Norden und Osten ausgedehnt.

Mehr Dürren, mehr Waldbrände

Für Brandenburg könnte das beispielsweise bedeuten, dass Dürreperioden wie im Jahr 2003 zukünftig sogar zur Normalität werden könnten. Die landwirtschaftlichen Erträge würden dabei, so die Prognose der PIK-Forscher, um durchschnittlich zwei bis sechs Prozent sinken, das Waldbrandrisiko hingegen stark zunehmen. Schon jetzt liegen die Niederschläge in Brandenburg um 20 Prozent unter dem deutschlandweiten Durchschnitt – Tendenz abnehmend. Dies belegen Ergebnisse einer Studie der vom brandenburgischen Umweltminister Wolfgang Birthler initiierten Arbeitsgruppe „Landschaftswasserhaushalt“. Sie stellte fest, dass im Sommer in weiten Teilen des Landes mehr Wasser verdunstet als durch Grundwasser neu gebildet wird.

Trinkwasser wird knapp

Eng wird es zukünftig aber ebenfalls für Sachsen-Anhalt und Sachsen: Hier werden zurzeit rund 50 beziehungsweise 61 Prozent des Trinkwassers aus Oberflächenwasser gewonnen. Fällt im Sommer jedoch wenig Regen und die Pegel der Flüsse sinken, dann wird auch das Trinkwasser knapp. Doch selbst die Regionen, die ihr Trinkwasser aus dem Grundwasser fördern, sollten sich keineswegs entspannt zurücklehnen: Sogar sie werden längerfristig vermutlich Probleme bekommen, so die Prognosen der Umweltbundesamt initiierten Studie „Klimafolgen und Anpassung an den Klimawandel in Deutschland“. Denn weil der Wassernachschub in Form von Niederschlägen zurückgeht oder ganz fehlt, sinkt im Laufe der Zeit der Grundwasserspiegel.

Anzeige

Was das bedeutet, zeigte sich vor einigen Jahren bereits im Berliner Raum: In Potsdam, Berlin-Gatow und Berlin-Kladow mussten die Wasserwerke Trinkwasserbrunnen außer Betrieb nehmen, weil sie nur noch versalztes Wasser zutage förderten. Der Grund: Durch den Wassermangel war Salzwasser aus tieferen Gesteinsschichten in den Grundwasserleiter eingedrungen und hatte ihn für die Trinkwassergewinnung unbrauchbar gemacht. In Zukunft, so befürchten die Experten, könnte so etwas noch sehr viel häufiger vorkommen.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. 8
  18. |
  19. 9
  20. |
  21. 10
  22. |
  23. weiter


Stand: 26.09.2008

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Klimawandel in Deutschland
Wie verändert sich unser Klima bis 2100?

2003: Rückblick auf die Zukunft
Ein Jahrhundertsommer gibt einen Vorgeschmack des kommenden Klimas

Das Morgen hat schon begonnen
Bereits spürbare Auswirkungen des Klimawandels

Artenkarussel in Nord- und Ostsee
Wärme fördert Algenwachstum und Invasoren

Was kommmt?
Die aktuellen Prognosen der Klimaforscher

Beispiel Pflanzen: Klimawandel als Januskopf
CO2 als Wachstumsmittel, Temperaturveränderung als Bedrohung

Der Sommer wird trocken
Südwesten und Nordosten besonders betroffen

…der Winter nass
Starkregen und Winterstürme werden häufiger

Küsten in Gefahr
Sturmfluten werden höher und häufiger

Es wird teuer – auch für Deutschland
Die Kosten des Klimawandels

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Vegetation trotzt Jahrhunderthochwasser
Forscher untersuchen Auswirkungen der Elbeflut 2002 auf Flora und Fauna

Menschheit lebt ab jetzt auf Pump
Greenpeace: Morgen natürliche Ressourcen für 2008 weltweit aufgebraucht

Meeresspiegel der Ostsee steigt immer schneller
Allein in den letzten 100 Jahren Zunahme um 15 Zentimeter

Ostdeutschland: Landwirtschaft kann Klimawandel trotzen
Neue Studie ermittelt gute Chancen trotz steigender Temperaturen

Europäer wollen mehr Klimaschutz
Umfrage ergibt hohe Akzeptanz, aber Unzufriedenheit mit dem bisher Erreichten

Pyrenäen-Gletscher noch vor 2050 verschwunden?
Bereits 111 Gipfelgletscher seit 1880 abgetaut

Windstrom satt aus der Nordsee?
Greenpeace stellt Report zur Nutzung der Windenergie auf dem Meer vor

Berlin: Müggelsee wird immer wärmer
Langjährige Messungen belegen gravierende Veränderungen des Sees

Dossiers zum Thema

Aerosole - Würzstoffe in der Klimaküche

Wetterextreme - Klimatische "Ausrutscher" oder Folgen des Klimawandels?

Klimawandel - Bringt der Mensch das irdische Klima aus dem Gleichgewicht?