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Klima

Ostdeutschland: Landwirtschaft kann Klimawandel trotzen

Neue Studie ermittelt gute Chancen trotz steigender Temperaturen

Änderung des Holzertrages (in Prozent) für den Anbau von Aspen (links: 2004 bis 2025, rechts: 2034 bis 2055) © PIK

Potsdamer Forscher haben in einer neuen Studie die Auswirkungen des Klimawandels auf die ostdeutsche Landwirtschaft untersucht. Sie kommen darin zu dem Schluss, dass das Risiko gering ist, dass die dortigen Anbauflächen an Wert verlieren. Mithilfe geeigneter Anpassungsmaßnahmen könnten die negativen Auswirkungen des Klimawandels ausgeglichen und Erträge möglicherweise sogar gesteigert werden.

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Aufgrund des Klimawandels sind Witterungsextreme wie Stürme, Starkniederschläge, Überschwemmungen und länger andauernde Trockenphasen häufiger zu erwarten. Witterungsextreme können lokal für massive Ernteausfälle sorgen, über ihr künftiges Auftreten lassen sich jedoch bislang keine zuverlässigen Aussagen treffen. Über die Entwicklung von Temperatur und Niederschlag können dagegen Projektionen berechnet werden. Diese Faktoren haben über einen längeren Zeitraum betrachtet auch größeren Einfluss auf die Entwicklung landwirtschaftlicher Erträge.

2,7 Grad mehr bis Mitte des Jahrhunderts

Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hat mithilfe des Szenarienmodells STAR II berechnet, dass die Jahresmitteltemperatur in Ostdeutschland bis zur Mitte des Jahrhunderts um bis zu 2,7 Grad Celsius steigen könnte. Die jährliche Niederschlagssumme könnte demnach zur Mitte dieses Jahrhunderts nur geringfügig abnehmen. Es müsste jedoch mit einer Niederschlagsumverteilung gerechnet werden, so die Wissenschaftler in ihrer neuen Studie.

Die Niederschläge in den Sommermonaten nehmen voraussichtlich ab, in den Wintermonaten steigen sie hingegen wahrscheinlich an. Dieser Trend kann – so die Forscher – bereits beobachtet werden. Er setzt sich als Tendenz fort, wird aber nach den Projektionen sporadisch durch relativ feuchte Phasen mit vergleichsweise hohen Sommerniederschlägen unterbrochen.

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Mehrkosten für die Landwirte

Aufbauend auf diesen Szenarien haben die PIK-Wissenschaftler Frank Wechsung und Andrea Lüttger abgeschätzt, dass in den nächsten 20 bis 30 Jahren die exemplarisch betrachteten Mais- und Weizenerträge in Ostdeutschland bei diesen klimatischen Veränderungen wahrscheinlich im Mittel stabil bleiben werden. Bis zur Mitte des Jahrhunderts ist allerdings mit deutlichen Ertragsrückgängen zu rechnen, insbesondere an Standorten im östlichen küstenfernen Flachland. Der Maisanbau ist davon stärker betroffen als der von Weizen.

Da das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) auch einen Düngungseffekt hat rechnen die Klimaforscher in allen östlichen Bundesländern beim Winterweizen mit leichten Ertragsgewinnen und beim Mais mit nur geringen trockenstressbedingten Verlusten. Der Düngungseffekt wirkt sich jedoch nur bei optimaler Stickstoffversorgung der Pflanzen aus. Für die Landwirte könnte das Mehrkosten bedeuten.

Anpassungen nötig

„Kurzumtriebplantagen mit Zitterpappeln sind eine gute Anbaualternative für Landwirte, um über längere Zeiträume ein Einkommen zu sichern“, sagt Petra Lasch vom Forschungsbereich Klimawirkung und Vulnerabilität des PIK. Denn es sei zu erwarten, dass die schnell wachsende Baumart, die auch als Aspe (Populus tremula) bezeichnet wird, unter den angenommen Klimaänderungen steigende Erträge liefere.

Dies sei auch auf den vom Klimawandel naturgemäß stärker betroffenen, leichten und sandigen Standorten mit geringerem Wasserrückhaltevermögen zu erwarten. Agrarholz profitiere stärker von steigenden Temperaturen und erhöhter CO2-Konzentration als andere Kulturen.

Investitionen lohnen sich

Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) müsse die Chancen und Risiken des Klimawandels gleichermaßen untersuchen und darstellen, schreibt der Direktor Hans Joachim Schellnhuber in einem Vorwort zur Studie. Die Untersuchung zeige positive wie negative mögliche Auswirkungen auf die ostdeutsche Landwirtschaft auf und werde diesem Auftrag damit gerecht. Die gute Nachricht für die ostdeutsche Landwirtschaft laute, dass es sich weiterhin lohne, zu investieren. „Und das auch unter den Bedingungen des Klimawandels“, so Schellnhuber.

Die Wissenschaftler kommen in ihrem Report abschließend zur Einschätzung, dass der Wert von Ackerland für die Rohstoff- und Biomasseproduktion eher zu- als abnehmen wird. Der globale Nachfrageschub beeinflusse den Marktpreis positiv. Selbst wenn Erträge in Ostdeutschland regional abnehmen, würden die monetären Verluste durch Preisanstiege wahrscheinlich überkompensiert.

(idw – Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, 17.09.2008 – DLO)

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