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Umwelt

Online-Tool enthüllt Umweltverschmutzung

Landkarten im Internet stellen Luft-, Boden- und Wasserverschmutzung in Echtzeit dar

Wie groß ist ein Ölteppich auf hoher See? Wie viele Schadstoffe sind jetzt gerade in der Luft? Solche und ähnliche Fragen beantworten ab jetzt erstmals Landkarten im Internet, die die Luft-, Boden- und Wasserverschmutzung in Echtzeit darstellen. Dieses für Jeden zugängliche Angebot ist das Ergebnis des internationalen Forschungsprojektes „Interoperability and Automated Mapping“ (INTAMAP).

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Dabei haben Wissenschaftler eine Software entwickelt, die Umrisskarten erstellt, die nicht nur das exakte Verschmutzungsgebiet darstellen, sondern auch zeigen, woher die Schadstoffe kommen und wohin sie sich bewegen.

Entwicklung von Umweltkatastrophen besser einschätzbar

„Das Projekt ist ein Beispiel dafür, wie Forschung helfen kann, Menschen und Umwelt zu schützen. Mit den neu entwickelten Systemen können Behörden und Bürger künftig schnell auf Gefahrenlagen reagieren und die weitere Entwicklung einer Umweltkatastrophe besser einschätzen“, betont Professor Edzer Pebesma vom Institut für Geoinformatik der Universität Münster, der Koordinator des nun abgeschlossenen Projektes INTAMAP. Beteiligt waren Wissenschaftler aus Österreich, Belgien, Griechenland, den Niederlanden, Großbritannien und Deutschland.

Wie stark ist die Verschmutzung?

Die neue Methode löst nach Angaben der Forscher ein großes Problem: Bisher kann etwa bei einer Ölhavarie in europäischen Gewässern durch Messungen zwar das betroffene Verschmutzungsgebiet genau bestimmt werden. Oft ist aber nicht klar, wie stark die Verschmutzung ist oder woher sie kommt. Ohne diese Informationen ist es den Wissenschaftlern zufolge für die Behörden jedoch schwierig, schnell zu handeln und der Verschmutzung wirksam zu begegnen.

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So müssen im Notfall beispielsweise Entscheidungen über eine Evakuierung auf der Basis von Informationen getroffen werden, die von relativ wenigen, zum Teil weit auseinanderliegenden Messpunkten stammen. „Ohne Angaben über die Schadstoffbelastung zwischen diesen Messpunkten haben die Verantwortlichen aber keinen vollständigen Überblick über das Ausmaß des Verschmutzungsproblems“, erklärt Pebesma.

Genaues Bild der Lage

Mithilfe der sogenannten Interpolationsmethode verdeutlicht INTAMAP nun jedoch, was zwischen den Messpunkten geschieht. Daher gibt die Karte ein genaueres Bild der Lage. Da hierfür eine lange Rechenzeit notwendig sein kann, entscheidet die Software anhand der im Ernstfall zur Verfügung stehenden Zeit, ob für eine sehr detailreiche Karte die genauste Interpolation erfolgt.

Müssen beispielsweise Behörden schnell Entscheidungen über einen Rettungseinsatz treffen, erstellt das System den Forschern zufolge in kurzer Zeit eine einfachere Darstellung, die zunächst einen groben Überblick über die Situation gibt und eine zeitnahe Reaktion ermöglicht.

Software als Herzstück

Herzstück des Projekts ist eine für jeden Interessierten zugängliche Interpolationssoftware, die über Webdienste mit der Außenwelt verbunden wird. Sie kann mit Rohdaten arbeiten, die nach den offenen Standards des „Open Geospatial Consortium“ (OGC) im Internet veröffentlicht werden. Sobald die Daten verarbeitet sind, können die Karten mit Hilfe von Webdiensten, die ebenfalls den OGC-Standards entsprechen, nach Bedarf automatisch erstellt, im Web dargestellt und aktualisiert werden.

Viele Anwendungsmöglichkeiten

Ein mögliches Anwendungsbeispiel von INTAMAP für Privatpersonen betrifft die Partikelkonzentration aus städtischer und industrieller Luftverschmutzung. Sie kann schon in kurzen Entfernungen recht unterschiedlich sein. Wer mit dem Fahrrad zur Arbeit fährt, könnte mit Hilfe von INTAMAP die mittlere Schadstoffbelastung berechnen und verschiedene Fahrwege miteinander vergleichen.

Ein anderes Anwendungsbeispiel betrifft nach Angaben der Forscher Behörden und wird bereits umgesetzt: Das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz benutzt das INTAMAP-System zur Darstellung der Ergebnisse der stündlichen Gammastrahlenmessung durch die Plattform „EURDEP“ (European Radiological Data Exchange Plattform).

(idw – Universität Münster, 18.11.2010 – DLO)

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